Bruce Springsteen's Vinyl-Jahre
Der Boss steht im Mittelpunkt – damals 1988 und heute noch immer

Es war Sommer, es war das Jahr 1988. Im Juli stand ich Bruce Springsteen das erste Mal Auge in Auge gegenüber, verborgen allerdings in der Masse der anderen 49.999 Zuschauer im Bremer Weserstadion.

Ich war mit einem Bekannten von Hamburg aus dorthin gefahren. Es war Wochenende, bestes Wetter, sogar einen Parkplatz in der Nähe hatte ich gefunden. Lange vor dem Beginn des Konzerts saßen wir im Innenraum des Stadions, dort, wo sonst die Bundesligamannschaften herumliefen. Bruce war damals bereits gut bekannt, er füllte schon Stadien. Die "Born in the USA"-Platte war vier Jahre zuvor herausgekommen. Dass es bereits sein siebtes Album war, war vielen nicht klar. Seine Box voller Live-Aufnahmen der Jahre 1975 – 85 mit fünf Schallplatten hatte ziemliches Aufsehen erregt.

Im Stadion hörte ich, wie jemand fragte, was das denn eigentlich für ein Sänger sei. „Das ist so ein angesagter Amerikaner“, war die Antwort. Rauchschwaden zogen an uns vorbei, nicht nur von Zigaretten. Ein Duft, den ich als Vertreter einer Generation, die weitgehend ohne Drogen groß geworden war, nicht kannte. Pünktlich kam Bruce auf die Bühne. Und blieb dort mit einer kurzen Pause für knappe 4 Stunden. Das setzte Maßstäbe. Es war der Auftakt für mich für eine ganze Reihe von Springsteen-Konzerten im Laufe der Jahre. Sie spielten in dieser Nacht fast alle meine Lieblingssongs. Und, als Einstieg nach der Pause, der Höhepunkt: Eine wahnsinnige Version von „Born to run“, seiner – und meiner – Lebenshymne.

Wolfgang BremerWolfgang BremerDamals war Bruce 39 Jahre alt, ich war 29 und stand kurz davor, zum ersten Mal Vater zu werden. Mein Studium lag zwei Jahre zurück, ich war im ersten Job. Seitdem begleitete Bruce mich. Zusammen mit Bob Dylan und Leonard Cohen lieferte er einen Großteil des Soundtracks meines Lebens. Nun, im Jahr 2019, wird Bruce Springsteen im September auch schon siebzig. Die Anzahl der CDs von ihm im Regal ist über die Jahre stark angewachsen. Heute höre ich ihn allerdings wieder am liebsten auf dem guten, alten Vinyl. Man braucht schon noch etwas Anfassbares in unserer digitalen Welt. Das gibt Halt. Und fühlt sich einfach gut an. Und gut, wenn man sieht, wie aktiv und kreativ unsere Helden uns vorangehen. Wie wir immer noch danach lechzen: Wann kommt er endlich wieder zu einem Konzert an eine für uns erreichbare Location?

Am Dienstag, den 22.01.2019 veranstaltet „Dreas Stuv – Kultur Unterwegs“ um 19 Uhr in Lübeck im SOFA (ehemaliges Marli-Café) einen der beliebten Vinyl-Abende. An diesem Abend dreht sich alles um Bruce Springsteen, genauer: um die Jahre von 1972 – 86: Der Springsteen-Abend

Wolfgang Bremer
Wolfgang Bremer
Wolfgang Bremer, Jahrgang 1959, Autor, Vortragskleinkünstler und Personalmanager, empfindet die 70er Jahre als ausgesprochen prägend für sich und seine Generation. Weiterer Schwerpunkt: gestaltet Abende über die 20er Jahre (Kästner, Tucholsky, Fallada, Mühsam, Ringelnatz)

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