Matthias Brandt, Foto: Hildegard Przybyla

10 Jahre Willy-Brandt-Haus Lübeck
Eine "Raumpatrouille" durch die Kindheit von Matthias Brandt

Mit einem kleinen, aber feinen Jubiläumsprogramm feiert das Lübecker Willy-Brandt-Haus im zu Ende gehenden Jahr 2017 sein zehnjähriges Bestehen.

Hierzu gibt es zeitgeschichtliche Rückblicke mit Film und Vortrag sowie einen ganztägigen Festtag am Sonntag, 17.12.2017 im Willy-Brandt-Haus. Zum Auftakt dieser Feiern besuchte der als Schauspieler bestens bekannte Matthias Brandt, jüngster von drei Söhnen Willy Brandts, die Stadt und las im Hansemuseum Geschichten aus seinen Kindheitserinnerungen.

In seinem Buch "Raumpatrouille" hat er unterschiedliche Kindheitserlebnisse zusammengefasst, nicht autobiografisch aus objektiver Erinnerung, sondern aus unterschiedlich subjektiven Blickwinkeln, literarisch fiktional. Für ihn ist die Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion in der Erinnerung fließend und so schreibt er auch.

Matthias Brandt, Foto: Hildegard PrzybylaMatthias Brandt, Foto: Hildegard Przybyla"Erfinden heißt erinnern", sagte schon sein Kollege Joachim Meyerhoff, und so unternimmt auch Matthias Brandt mit seiner "Raumpatrouille" eine kleine Reise in die eigene Seele. Er weiß typische Gefühle aus der abhanden gekommenen Kindheit, in der scheinbar alles möglich war, humorvoll wiederzugeben.

Der mehrdeutig gemeinte Titel des Buches reflektiert eine gewisse kindliche Astronauten-Sehnsucht, und so erzählt Matthias Brandt in seiner ersten Geschichte, wie er von dem Geld, das ihm für den Kauf von Schulbüchern gegeben worden ist, einen silbrig gummibeschichteten Raumanzug kauft, diesen unablässig trägt und dabei ausgiebig in Mondlande-Phantasien schwelgt, bis ihm der Anzug in Fetzen vom Körper hängt. Natürlich kommt in seinen Geschichten auch der ehemalige Bundeskanzler als Vater und Politiker vor. So erzählt er aus der Perspektive eines Sieben- bis Achtjährigen von seinem abenteuerlichen Fahrradausflug mitsamt Vater, Herbert Wehner und den obligatorischen Leibwächtern. Er selbst fährt das damals so angesagte Bonanza-Rad.

In weiteren Geschichten geht es darum, dass er als Zauberkünstler sein Zimmer in Brand setzt oder in einer seltenen Ausnahmesituation einmal von seinem Vater vorgelesen bekommt. Matthias Brandt kann all dies höchst einfühlsam schildern, ohne auch nur einen Moment kitschig zu sein. Er taucht mit wachsend schauspielerischer Begeisterung immer tiefer in seine Geschichten ein und reißt das zahlreich erschienene Publikum mit fort.


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