„Wie man einen grauen Regentag bunt zaubert“, lautet der Untertitel des Bilderbuchs, das Soheyla Sadr geschrieben und selber illustriert hat. Es handelt von dem kleinen Matti, der beim Klang der Regentropfen an seinem Fenster beschließt, im Bett zu bleiben. Doch dann kommt alles anders.
Ganz enttäuscht ist Matti, denn er wollte doch so gern etwas mit seinem Papa unternehmen. „Was machst du, wenn du traurig bist, Papa?“, fragt Matti. Die Antwort des Vaters entscheidet über den Tag: „Wenn ich lange genug traurig war, versuche ich, etwas zu finden, das mich wieder froh macht.“ Also nimmt sich der kleine Kerl Zeit fürs Traurigsein, und dann gehen die beiden hinaus in den Regentag. Eine Regel legt der Papa ihnen beiden auf: „Kein einziges Wort, bis wir wieder zu Hause sind!“
Soheyla Sadr führt in der ersten Hälfte ihrer Geschichte mit den beiden Figuren Matti und Papa in die Handlung ein, setzt mit dem kleinen Dialog den Rahmen für das Erlebnis, zu dem die Autorin im zweiten Teil durch bloße Illustration einlädt: Das Bunte im Grau zu entdecken. Man sieht Vater und Sohn in Szenen, in denen das Entdecken von Formen und Farben Spaß macht. Und das seitenlang ohne weiteren Text, nur vereinzelt werden Geräusche in Lautsprache-Sprechblasen umgewandelt. Beim Begleiten der beiden Figuren sperrt man sozusagen zusammen mit ihnen die Augen und inneren Ohren auf für die kleinen Dinge, die auch den gewöhnlichsten Regentag in einer Stadt ereignisreich werden lassen.
Ein feines, liebevolles Buch für die ganz Kleinen, an dem aber auch die Großen viel Spaß beim Entdecken haben. Ganz besonders die einfallsreichen, aber nicht überladenen Illustrationen in dezenter Farbgestaltung von Soheyla Sadr sind einen kleinen Ausflug in die Phantasie wert.
Bei der Buchvorstellung erzählte Soheyla Sadr, warum sie dieses Buch schrieb und was sie damit vermitteln möchte: „Wir sind oft in Erwartung auf etwas Bestimmtes und sehen oft nicht, was der Tag sonst bereit hält. Man ist blind für anderes, weil man auf eine Idee fokussiert ist. Dieses Buch erzählt zum einen, wie man mit Enttäuschung umgeht und diese auch ernst nimmt.“ Zum anderen solle es Mut machen, mal ohne zu reden bestimmte Zeiten auf sich wirken zu lassen und ermutigt zu gucken, was sonst noch um einen herum geschieht, was einfach da ist und einen Tag bunter machen kann. Trotz Regen.
Soheyla Sadr (45 Jahre) lebt seit gut einem Jahr in Lübeck. Die Schriftstellerin und Illustratorin hat sich auf Kinderbücher spezialisiert. „Matti, Mütze und Pfütze“ ist empfohlen für Kinder ab drei Jahren. www.soheylasadr.de
Soheyla Sadr: Matti, Mütze und Pfütze, Patmos Verlag, Juni 2016, 24 Seiten
Das Buch ist in den inhabergeführten Buchhandlungen Buchfink, ArnoAdler, Langenkamp, maKULaTUR und Buchstabe erhältlich.
Die Fotos sind entstanden bei der Buchvorstellung in der Stadtbibliothek.
Fotos: (c) Susanne Birck