Foto: Martin Walker, (c) Klaus-Maria Einwanger / Diogenes Verlag

Martin Walker "Brunos Kochbuch"
Für Genießer des Savoir-vivre und des Périgord

Martin Walker, der schottische Historiker und langjährige politische Journalist bei der britischen Tageszeitung The Guardian, hat den weltweiten Fans kniffliger Kriminalfälle nicht nur sechs spannende Krimis aus dem Périgord geschenkt, sondern seiner neuen Heimat nun auch mit einem edlen, aber bodenständigen Kochbuch ein kulinarisches Denkmal gesetzt.

Seine Bruno-Romane sind in 15 Sprachen erschienen und bieten neben der kriminologischen Raffinesse auch immer wieder delikate Rezepte mit marktfrischen Zutaten aus dem wunderschönen Landstrich im Südwesten Frankreichs. Damit hat er das Périgord nicht nur zum Krimiland erhoben, sondern auch für die Literatur erschlossen. Mit seinem Protagonisten, Bruno Courréges, dem Chef de police von St. Deniz hat er einen scharfsinnigen Kriminalisten geschaffen, der neben Mord und Totschlag auch bestens mit Kochlöffel und Bratpfanne umzugehen weiß. Ein Kommisar, der zwischen Recht und Gerechtigkeit zu unterscheiden weiß und dies immer in seine durchaus unorthodox zu nennenden Handlungen einfließen lässt.
 
Daneben ist Bruno aber auch ein begeisterter Esser und Genießer, der als Hobbykoch die kulinarischen Schätze seiner Heimat in köstliche Gerichte verwandeln kann. In ausnahmslos jedem Buch der Reihe kommt der Autor nicht umhin, das Périgord und seine Delikatessen, ganz gleich ob es Trüffel, Käse, Pasteten oder Wein sind, zu thematisieren. Folgerichtig war es nur ein kleiner Schritt zu Brunos Kochbuch, in dem Walker Rezepte und Geschichten gesammelt hat, und in dem er seinen Lesern das Savoir-vivre dieses Landstrichs näher bringen möchte. 
 
Das Buch strahlt Lebensfreude pur aus. Eingehüllt in Leinen in den Farben der französischen Trikolore ist das Kochbuch nicht nur eine Zierde für jedes Bücherregal, sondern verträgt beim empfohlenen Einsatz in der heimischen Küche auch den einen oder anderen Fettfleck. Gedruckt auf dickem Papier versammelt das Buch nicht nur delikate Rezepte, die zum Nachkochen herausfordern, sondern bietet auch wunderbare Bilder aus dem Périgord: Marktszenen, Fisch und frisches Gemüse, Jäger im Wald, kleine Ortschaften, herrschaftliche Schlossanlagen, Flüsse und Berge. Da läuft dem Leser beim Schauen nicht nur das Wasser im Munde zusammen, sondern man möchte sofort aufbrechen, um diese Landschaft zu erkunden. Bruno ist eben nicht nur ein leidenschaftlicher Koch mit hohen Qualitätsansprüchen, sondern auch ein Gourmet und Genießer vor dem Herrn. 
 
Dreh- und Angelpunkt der Rezepte sind die regionalen Produkte. Oft schreitet Bruno vor dem Kochen einfach durch den eigenen Garten, buddelt leckere Kartoffeln aus oder erntet, was der Kräuter- und Gemüsegarten so hergibt. „Während ich dies schreibe, platzen die Tomaten fast aus den Rispen, die Auberginen hängen prall und glänzend am Strauch, die Weintrauben verfärben sich in ein sattes Violett, die Bohnen werden immer dicker und die Zucchini länger...“.
 
Gleichzeitig ist das Kochbuch aber nicht wie oft üblich konventional an der Speisefolge orientiert, sondern richtet sich an den Produzenten der Lebensmittel aus. So sind die jeweiligen Kapitel dem Jäger, dem Angler, dem Winzer, dem Käser, dem Sammler etc. gewidmet, beschreiben den Berufsstand und stellen deren Produkte vor. Dazu gibt es vielfältige Rezepte, meist bodenständig, inspirierend und ohne kulinarischen Klimbim. 
 
bruno1bruno1Neben diesen Rezepten und regionalen Geschichten bietet Walker aber auch etliche komplette Menü-Vorschläge mit jeweiligen Weinempfehlungen. Als Amuses bouches vielleicht Steinpilze mit Knoblauch und Petersilie oder gebratene Wachteln im Weinblatt, als Hauptgänge folgen Rinderschmortopf und danach Kartoffeln nach Art von Sarlat, sowie als Nachtisch eine feine Zitronentarte. Eine deftige, herzhafte, bäuerliche Küche, aber nicht ohne Raffinesse. Selbst für Vegetarier ist etwas dabei. Oben drauf gibt es noch einen kleinen Weinführer, eine kurze Produktkunde sowie Brunos sehr hilfreiche Privat-Tipps. Alles in allem also ein wunderbares, regionales Kochbuch voller Köstlichkeiten und ein kulinarischer Reiseführer, garniert mit zwei kleinen delikaten Fällen für Bruno, den Chef de police.  
 
Martin Walker: Brunos Kochbuch, Diogenes Verlag, Zürich 2014, 318 Seiten.

Das Buch ist in den Lübecker Buchhandlungen Arno AdlerLangenkampmaKULaTURCatarina RexAntiquariat Tautenhahn und Rathaus-Buchhandlung erhältlich. 
 
 
Video: Diogenes Verlag
Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

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