Neuer Blick in die Beletage im Obergeschoss, Foto: Holger Kistenmacher

Die Lübecker Museen
Wiedereröffnung des Behnhauses

Noch ist das gesamte Museum Behnhaus nicht herausgeputzt, obwohl die Wiedereröffnung des historischen Bürgerhauses in der Königstraße nach fast dreijähriger Restaurierung am heutigen Samstagabend vor der Tür steht. Überall werkeln noch Handwerker, Elektriker und andere Gewerke, während ein Restaurator nach an einer historischen Decke spachtelt.

Trotzdem sind Kultursenatorin Monika Frank und der Direktor der Lübecker Museen Dr. Tilmann von Stockhausen guter Dinge und vor allem hoch erfreut, was der Direktor des Behnhauses, Dr. Alexander Bastek beim ersten Besichtigungstermin vorzuweisen hat. So gibt es gleich am Eingang rechts ein neu saniertes Empfangszimmer mit gemütlicher moderner Sitzmöglichkeit, um in Ruhe anzukommen. Das ehemalige Kontor beherbergt nach wie vor den Museumsshop und die Ticketausgabe. Dann betritt man den großen Raum der Diele, die in völlig neuem Licht hell und sicher erstrahlt. Es hat sich viel verändert, auch wenn man das auf den ersten Blick kaum sieht, erläutert Alexander Bastek. So wurden sämtliche Steinplatten im Boden herausgenommen, um darunter eine Fussbodenheizung zu installieren.

Blick in die erneuerte Diele des Behnhauses, Foto: Holger KistenmacherBlick in die erneuerte Diele des Behnhauses, Foto: Holger Kistenmacher

Besonders sei aber die Sicherheits- und Beleuchtungstechnik, die auf dem neuesten Stand sei. Deshalb kann jetzt auch wieder das berühmte Bild von Edvard Munch: "Die Söhne des Dr. Max Linde" aus dem Jahre 1903 in der Diele hängen, wo es bereits in den 1920er Jahren ausgestellt wurde. Der Übergang zur Overbeck-Gesellschaft und in den Garten wurde hinter eine Glasfront gelegt, damit das Raumklima keinen Schaden an den wertvollen Bilder mehr anrichten kann. Überhaupt war die Grundidee der Sanierung ja auch, mit der notwendigen Technik das ehemalige Lübecker Bürgerhaus für die Zukunft aufzustellen, erklärt der Direktor. Denn deutschlandweit gibt es kein Haus, das Architektur, Geschichte und Ausstellungspräsentation in so ausgefeilter Art und Weise erlaubt.

Und natürlich spielt die behindertengerechte Ausstattung eine wichtige Rolle. Also musste ein Fahrstuhl eingebaut werden, um die verschiedenen Stockwerke für alle zugänglich zu machen. Per gläsernem Fahrstuhl kann man jetzt aus dem Museumsbau eines typischen Lübecker Bürgerhauses um 1800 direkt bis in das Mittelalter (12. - 13. Jahrhundert) in den Keller hinab fahren. Davon zeugen alte Mauerreste und Malereien, die frei gelegt wurden. Auch die Toilettenräume, die jetzt da unten angesiedelt wurden, erzählen eine besondere Geschichte, denn während des Zweiten Weltkrieges wurden dort Luftschutzkeller eingerichtet, woran noch heute einige originale Türen erinnern. Darüberhinaus können die Besucher durch Glaswände in das neue Depot schauen.

Die neuen Toilettenräume waren während des 2. Weltkriegs Luftschutzbunker, Foto: Holger KistenmacherDie neuen Toilettenräume waren während des 2. Weltkriegs Luftschutzbunker, Foto: Holger Kistenmacher

Neue graue Wände in der Diele und neue Technik sorgen für mehr Licht und Auffrischungs-Möglichkeiten der Präsentation der kostbaren Kunstschätze des Behnhauses. Bereits seit den 1920er Jahren hatte der erste Direktor, Dr. George Heise begonnen, wertvolle Gemälde des Impressionismus und der Romantik zu sammeln, wie Caspar David Friedrich, Gotthard Kuehl, Max Liebermann oder eben Edvard Munch. Aber gerade im Blauen Salon und in der Beletage waren Bilder von Nolde, Erich Heckel oder Karl Hofer gehängt, die dann von den Nazis als entartete Kunst geraubt wurden und nie wieder auftauchten. Dies soll durch ein transparentes Foto sichtbar werden, wie der Blick in die Beletage um 1930 von Hildegard Heise zeigt. Ganz wunderbar sind auch die Salons neu zusammengestellt, wo zum Beispiel im Overbeck-Raum mehrere Gemälde des berühmten Lübecker Malers Johann Friedrich Overbeck gezeigt werden. Welche internationale Bedeutung dieser lokale Maler hat, bezeugt das Gemälde „Flucht aus Ägypten“, ein sehr begehrtes Bild, das dem Museum aus Privatbesitz geschenkt wurde. Wie Dr. Bastek betonte, seien nur wenige Bilder von Overbeck in den letzten Jahren in den internationalen Kunsthandel gelangt. Eines davon wurde vom Pariser Louvre aufgekauft und ein zweites ging nach New York ins Metropolitan-Museum.

Ein transparentes Foto zeigt den Blick in den Ecksalon- bevor die Nazis die ausgestellte Kunst als Entartet raubten, Foto: Holger KistenmacherEin transparentes Foto zeigt den Blick in den Ecksalon- bevor die Nazis die ausgestellte Kunst als Entartet raubten, Foto: Holger Kistenmacher

Im ehemaligen Schlafgemach des Hausherren Behn wurde und wird die Italien-Sehnsucht räumlich durch die Wandmalereien deutlich. Zukünftig soll dort das Max Liebermann Gemälde „Wannseegarten hängen“, ein wunderbares Werk aus dem Impressionismus. Dagegen sollen in den Räumlichkeiten der Hausherrin, die eher häuslich eingerichtet waren, zukünftig Werke von weiblichen Malerinnen präsentiert werden. Auch im kleinen Ecksalon im Obergeschoss werden wunderbare Bilder gezeigt: Lübeck-Ansichten von Cornelius Springer oder Lionel Feininger: Markt mit Rathaus und Marienkirche von 1870, sowie Lübecks alte Häuser von 1931.

Bei der langen Sanierungszeit war es Direktor Bastek besonders wichtig, das Behnhaus nicht tot zu renovieren. Die Fußböden knarzen gehörlich, während einzelne Decken nur teilweise von alten Farben befreit wurden und jetzt aber wieder alte Muster und Deckengemälde auftauchen. Zunächst will man diesen Zustand erhalten, um zu erfahren, was die Besucher wünschen.

Lübeckbilder im ersten Stock: Cornelius Springer: Markt mit Rathaus und Marienkirche, 1870, Foto: Holger KistenmacherLübeckbilder im ersten Stock: Cornelius Springer: Markt mit Rathaus und Marienkirche, 1870, Foto: Holger Kistenmacher

Dazu gibt es ja in wenigen Tagen die Möglichkeit. Bereits am 1. November am Abend wird das Haus vor geladenen Gästen und mit Bürgermeister offiziell neu eröffnet. Danach hat das allgemeine Publikum am Sonntag bei freiem Eintritt genügend Zeit, bei diversen Führungen und vielerlei Aktionen einen Blick in das alte/neue Behnhaus zu werfen.


Fotos: Holger Kistenmacher

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

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