So langsam scheint sich die Große Burgstraße in der Lübecker Altstadt wieder in eine Galerien-Kunst-Meile zu verwandeln. Neben der alt eingesessenen „IVEN - Gallery und Studio“, der „Galerie Atelier Frank Siebert“ und dem „Artler“ - dem Ausstellungsraum der Gemeinschaft Lübecker Künstler hat jetzt ganz neu die „Galerie Frautz Contemporary“ am letzten Wochenende direkt vor dem Burgtor Eröffnung gefeiert.
Der Andrang von Kunst-Interessierten bei der Vernissage am Samstagabend war recht ordentlich. Die Ausstellung mit moderner Gegenwartskunst, kuratiert von Dr. Azalia Shahnazari, zeigte ein breites Spektrum von Malerei, Skulptur, Installationen und Video-Kunst. Gut ausgeleuchtet hingen diverse farbintensive Malereien und Druckgrafiken von Jan Kolata und Jörg Lornsen an den Wänden des ersten Raums des zweigeschossigen Altstadtbaus.
Blick in den 1. Stock der Galerie, Foto: Holger Kistenmacher
Dazu gesellten sich verschiedene Bodenobjekte aus transparentem Kunststoff, die zunächst bemalt und bedruckt und dann unter thermischer Einwirkung verformt, gefaltet, geschichtet und verzogen wurden. Die Skulpturen stammen von Paul Schwer und verschieben Malerei in eine räumliche prozessuale Dimension.
Denis Werth: Inflatable, Foto: Holger Kistenmacher
Im Nachbarraum sind blaue Skulpturen von Denis Werth ausgestellt. Es sind sogenannte Inflatables, die zum Beispiel als abstrahierte Stiefmütterchen daherkommen - lustig wie Badewannen-Spielzeug. Im 2. Geschoss der Galerie sind zwei weitere Ausstellungsräume mit schönem alten Parkett-Fußboden. Dort hängen zum Beispiel vier große, farbige Tierfotografie-Arbeiten, die als Drucke ein konzeptuelles System aus Bild, Daten und wissenschaftlicher Visualisierung und ein neues Denkmodell fördern sollen. Sehr schön auch eine Installation aus Fotos und einem knochenähnlichen Pflanzen-Objekt plus bearbeiteter Metall-Tafel mit asiatischen Schriftzeichen von Donja Nasseri, die von überlagerten Geschichten erzählen.
In der 2. Etage werden Video-Arbeiten gezeigt, Foto: (c) Holger Kistenmacher
Daneben gibt es noch einen Raum mit verschiedenen Video-Arbeiten. Zum Beispiel das „Hydro-Skin AR-4“ von Viola Rama, das als eine weibliche Figur mit einem sogenannten „Survival Kit for the End of the World“ bekleidet ist. Der Überlebensanzug bläst sich zwischendurch auf, während die Figur sich dreht.
Man darf also gespannt sein, was die Galerie Frautz Contemporary in den nächsten Monaten an modernen Gegenwarts-Künstlerinnen entdeckt und dem Lübecker Publikum präsentiert. Die Räumlichkeiten und Galerie-Konzepte bieten dafür zumindest einen aussichtsreichen Rahmen.
Elisa B. Matern dreht in der Galerie Artler am 'Schicksalsrad der Lust', Foto: Holger KistenmacherBei einem Kunst-Spaziergang durch die große Burgstrasse lohnt momentan außerdem ein Blick in den „Artler“ wo zur Zeit zwei Lübecker Künstlerinnen zum Thema „Im Jahr der Schlange“ ausstellen. So erkundet Elisa B. Matern (Elisabee) in ihren Objekten, Collage-Drucken und farbenfrohen Acrylbildern die Welt der Verführung und Wandlung, mit und ohne biblischen Hintergrund. Am Boden hat sie das „Schicksalrad der Lust“ installiert, an dem alle Besucher der Galerie drehen dürfen, um ihr Glück in Form eines Wunsches herbei zu drehen.
Daneben hängen und stehen lustige Nylon-Strumpfhosen-Objekte von Ruth Bleakley-Thiessen, in denen es um Häutungen und Neuerfindungen geht. Auf spielerische Art bieten ihre Arbeiten Möglichkeiten und neue Perspektiven zur eigenen Identität und Weiblichkeit zu erkunden und zu hinterfragen. Schräg und witzig, wie zum Beispiel die Fotos der mit Strümpfen verwandelten Klo-Schüsseln deren Bedeutung verschieben.
Fotos: Holger Kistenmacher













