Finnischer Oscar©-Kandidat
„Die Kinder des Fechters“ von Klaus Härö

Endlich hat es ein Film des finnischen Regie-Stars Klaus Härö in die deutschen Kinos geschafft. Besuchern der Nordischen Filmtage sind seine Filme bekannt, sie erhielten viele Preise und internationale Beachtung. Jedoch kam leider nie einer seiner Filme in den deutschen Verleih. Mit Die Kinder des Fechters zeigt Härö ein zu Herzen gehendes Biopic des in Estland verehrten Fechters Endel Nelis.

Estland, zu Beginn der 1950er-Jahre. Um sich vor der sowjetischen Geheimpolizei zu verstecken, bricht der junge Este Endel Nelis sein Sportstudium in Leningrad ab und nimmt eine Stelle als Lehrer in der Provinz an. Endel hadert mit seinem Schicksal und kann sich mit seiner Situation nur schwer abfinden. Zudem fällt ihm das Unterrichten sehr schwer, alle seine Lebensziele scheinen verloren. Um bei Sinnen zu bleiben, gründet er einen Fechtclub, in der vagen Hoffnung, einige Wenige der provinziellen Schüler dafür interessieren zu können. Doch weit gefehlt, nahezu alle seine Schüler erscheinen beim ersten Training. Diese teilweise armselig anmutenden Kinder, unterernährt, schlecht gekleidet, viele von ihnen Halbwaisen, deren Väter in den Gulag deportiert wurden, begeistern sich von Anfang an für das Fechten. Allmählich beginnt sich Endels Blickwinkel auf sein Schicksal dank der Kinder und seiner jungen Kollegin Kadri zu verändern. Ein Fecht-Wettbewerb für Schüler in Leningrad stellt Endel vor eine Zerreißprobe: Nimmt er nicht teil, zerstört er die Hoffnungen und Träume seiner kleinen Fechter. Eine Teilnahme jedoch bedeutet für ihn das Risiko verhaftet zu werden.

Klaus Härö ist zu Recht einer der bekanntesten und beliebtesten Filmemacher Finnlands und außerhalb der Nordischen Filmtage in Deutschland leider nur einem kleinen Publikum bekannt. In Die Kinder des Fechters verleiht Härö der wechselwirkenden Inspiration von Erwachsenen und Kindern Gestalt. Wie schon in seinen vorherigen Filmen Beste Mutter und Post für Pastor Jakob wird auch diese Geschichte gefühlvoll und in sehr schönen, beeindruckenden Bildern erzählt. Obgleich die Handlung vorhersehbar erscheint und stringent, beinahe schnörkellos erzählt wird, nutzt sich der Spannungsbogen nicht ab. Hier geht es nicht nur um die Darstellung einiger Lebensjahre irgendeines fernab bekannten Sportlers. Es geht auch um den universellen Drang nach Freiheit und um das Recht eines kleinen, strapazierten Landes, sich gegen einen übermächtigen Gegner zur Wehr zu setzen.

Besonders hervorzuheben sind die schauspielerischen Leistungen des Hauptdarstellers Märt Avandi und das Ensemble der Kinderdarsteller (toll: Liisa Koppel als Marta). Härö macht den Zuschauer mit einem Mann bekannt, der in Estland als Nationalheld gefeiert wird. Fechten ist heute noch Nationalsport, und den Anfang dafür machte Endel Nelis zu Beginn der 50er-Jahre in einer kleinen, unbedeutenden estnischen Kleinstadt.

Fazit: Unbedingt empfehlenswert. Toll gespielt, berührend, nachdrücklich. Exzellente Bilder. Zu Recht Finnlands Oscar©-Hoffnung.

Die Kinder des Fechters/The Fencer
Finnland/Deutschland/Estland 2015, 93 Min.
Regie: Klaus Härö
Darsteller: Märt Avandi (Endel Nelis), Ursula Ratasepp (Kadri), Liisa Koppel (Marta),

Vorführungen: Kino KoKi, Mo. 21.12. - Mi. 23.12.: 18 Uhr (OmU)Fr. 25.12. - So. 27.12.: 16 Uhr

Fotos: Zorro Film Verleih


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