Kiels Inszenierung von Guiseppe Verdis Rigoletto (Premiere: 9. Oktober 2016) reizt die Sinne, das Auge vor allem mit viel Rot. Wenn sich die strenge Wand im ersten Akt zum Interieur des herzoglichen Palastes aufklappt und die Hofgesellschaft Mantuas erscheint, prachtvoll die Damen im gleichen strahlenden Rot, die Herren in weiten Mänteln mit langer Schleppe in einem dunkleren, changierenden Ton, darunter rotmetallisch glänzend die Brustpanzer, dann macht schon die Ausstattung klar, dass es um Leidenschaft, um Liebe und Tod geht.
Schlicht Ravel heißt das erste Ballett, mit dem Jutta Ebnother, neue Ballettdirektorin am Staatstheater, das Schweriner Publikum überzeugen wollte (Premiere: 7. Oktober 2016) und – es sei gleich gesagt – auch tat. Seit Anfang August probte sie mit ihrem neuen Ensemble, keine ganz neue, aber reduzierte Truppe. Denn auch das Staatstheater Schwerin leidet unter dem Druck einer leeren Kulturkasse.
Es ist ein drastisches Bild, mit dem Lukas Hemleb die Zuschauer seiner Kieler Inszenierung von Giacomo Meyerbeers „Les Huguenots“ entließ (Premiere: 24. September 2016), eine wörtlich umgesetzte „Pariser Bluthochzeit“, wie das Massaker der Katholiken an den Hugenotten in der Bartholomäusnacht 1572 auch genannt wird. Die Verfolgten torkeln herein, teils entblößt, brechen zusammen, werden vergewaltigt oder nach kurzer Prüfung, ob ein Rest Leben vorhanden ist, endgültig abgestochen.
Schwerin hat sein Sommerereignis, eine Aida im Alten Garten vor klassizistischer Museumsarchitektur und pompöser floraler Kulisse. Aufwändig und spektakulär einerseits hatte man sich an Guiseppe Verdis wohl bekannteste Oper herangemacht, musikalisch sie glänzend ausgerüstet, aber bei der weniger konsequenten Inszenierung eher daran gedacht, dem Publikum nicht wehzutun.
Das Album von Boy, We were here (erschienen im September 2015), ist nach vier Jahren das langerwartete zweite Album der beiden Musikerinnen, und sie konnten es ebenfalls kaum erwarten, ihrem Publikum dieses live zu präsentieren.
Wofür entscheiden Sie sich? Oder wogegen? Florian Schroeder brachte für das Publikum Licht ins Dunkel der „Kunst der optimalen Entscheidung“ an diesem Abend in Kiel. Er hat sich damit intensiv auseinandergesetzt, und der Saal war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Somit konnte der Exkurs in die Tiefen der menschlichen Gedankenwelt optimal beginnen …