„Mazl tov!“ hat Jutta Ebnother, seit dieser Spielzeit Ballettdirektorin am Staatstheater Mecklenburg, ihre neueste Tanzschöpfung genannt. Was so fremd klingt, hat doch im Deutschen bereits lange Eingang gefunden.
Wagners „Ring“ ist in Kiel Chefsache. Generalintendant Daniel Karasek fügte mit dem „Siegfried“ (Premiere: 11. März 2017) nun das dritte Glied, den zweiten Tag, hinzu, bevor es in der nächsten Spielzeit zum Endspiel in der „Götterdämmerung“ kommt. Warum Wotan auch mit Siegfried scheiterte, diesem furchtlosen Helden, wurde an der Förde sehr einleuchtend inszeniert.
Es war mächtig was los in Schwerin. Das Publikum fühlte sich grandios aufgehoben bei der Premiere (16. Februar 2017) von Cole Porters Musical Comedy „Anything goes“ und spendete immer wieder beharrlich Applaus, nach jedem Song und vor allem nach den mitreißenden Finalen beider Akte.
„Apropos Liebe“ war die zweite Darbietung des Schweriner Balletts in dieser Spielzeit. Nach der Annäherung an „Ravel“ erforschten das Dutzend Tänzer nun zusammen mit dem französischen Choreographen Martin Chaix das, was „nebenbei“ über „Liebe“ so zu sagen ist.
60 Jahre ist sie alt, immer noch attraktiv. Seit ihrer Uraufführung 1956 am Broadway rührt die Geschichte der Eliza Doolittle als "My Fair Lady" die Herzen landauf, landab.
Einen Lyrik- und Liederabend versprach die Veranstaltungsankündigung des Café Miluh im Rahmen der 2. Klützer KulTOURnacht, in der auch viele weitere Attraktionen angeboten wurden. Szenen aus der Chanson-Oper Farben von Jacques C. Dulon – so der Untertitel – machte mich aber so neugierig, dass ich mich auf diese Veranstaltung konzentrierte.
Kiels Inszenierung von Guiseppe Verdis Rigoletto (Premiere: 9. Oktober 2016) reizt die Sinne, das Auge vor allem mit viel Rot. Wenn sich die strenge Wand im ersten Akt zum Interieur des herzoglichen Palastes aufklappt und die Hofgesellschaft Mantuas erscheint, prachtvoll die Damen im gleichen strahlenden Rot, die Herren in weiten Mänteln mit langer Schleppe in einem dunkleren, changierenden Ton, darunter rotmetallisch glänzend die Brustpanzer, dann macht schon die Ausstattung klar, dass es um Leidenschaft, um Liebe und Tod geht.
Schlicht Ravel heißt das erste Ballett, mit dem Jutta Ebnother, neue Ballettdirektorin am Staatstheater, das Schweriner Publikum überzeugen wollte (Premiere: 7. Oktober 2016) und – es sei gleich gesagt – auch tat. Seit Anfang August probte sie mit ihrem neuen Ensemble, keine ganz neue, aber reduzierte Truppe. Denn auch das Staatstheater Schwerin leidet unter dem Druck einer leeren Kulturkasse.
Es ist ein drastisches Bild, mit dem Lukas Hemleb die Zuschauer seiner Kieler Inszenierung von Giacomo Meyerbeers „Les Huguenots“ entließ (Premiere: 24. September 2016), eine wörtlich umgesetzte „Pariser Bluthochzeit“, wie das Massaker der Katholiken an den Hugenotten in der Bartholomäusnacht 1572 auch genannt wird. Die Verfolgten torkeln herein, teils entblößt, brechen zusammen, werden vergewaltigt oder nach kurzer Prüfung, ob ein Rest Leben vorhanden ist, endgültig abgestochen.
Schwerin hat sein Sommerereignis, eine Aida im Alten Garten vor klassizistischer Museumsarchitektur und pompöser floraler Kulisse. Aufwändig und spektakulär einerseits hatte man sich an Guiseppe Verdis wohl bekannteste Oper herangemacht, musikalisch sie glänzend ausgerüstet, aber bei der weniger konsequenten Inszenierung eher daran gedacht, dem Publikum nicht wehzutun.