Kaleo, Foto: (c) Holger Kistenmacher

Kaleo im Hamburger Stadtpark
Auch Island hat den Blues

In feschen bayerischen Lederhosen kommt der charismatische Sänger Jökull Juliusson, genannt JJ Julius Son, auf die Bühne des Hamburger Stadtparks geschlendert und ein Aufschrei der Begeisterung schwappt aus dem vollbesetzten Rund der Arena.

Der isländische Blues-Rock-Vierer, der sich mit einem exzellenten Blues-Harp-Spieler verstärkt hat, legt auch gleich mit einer erdigen Delta-Blues-Nummer los. Die vier jungen Musiker (Jökull Juliusson – Gesang, Gitarre; David Antonsson – Drums, Gesang; Daniel Kristjansson – Bass; Rubin Pollok – Gitarre, Gesang) stammt eigentlich aus dem kleinen Mosfellsbær bei Reykjavík, lebt aber seit 2015 nach einem Wechsel zum Erfolgsproduzenten Jacquire King (Kings of Leon) in Austin, Texas. Seitdem erobern die jungen Wilden mit einem Mix aus Hozier, Black Keys, Led Zeppelin und Bon Iver nach dem europäischen auch den amerikanischen Markt.

Jökull Juliusson, Foto: (c) Holger KistenmacherJökull Juliusson, Foto: (c) Holger KistenmacherNicht umsonst hatten sie die Rolling Stones 2017 auch für ihre großen Open-Air-Konzerte in Europa als Vorband gebucht. Die Tour führte sie also auch in den Hamburger Stadtpark, wo sie letztes Jahr von 80.000 Leuten abgefeiert wurden. Kein Wunder also auch, dass Sänger JJ den Stadtpark mittlerweile als sein Wohnzimmer bezeichnet, in der die Band bereits zum dritten Mal auftreten darf. Mit seiner markanten, schwarzen Stimme röhrt und trillert er sich mit seinen Kumpels, die er schon seit Schulzeiten kennt, durch eine gut abgehangene, staubige Mischung aus Folk, Blues, Country und Rock. Er kann aber auch pfeifen, juxen und schmachten. Unterstützung kommt dabei vom neuen Kaleo-Mitglied, einem hervorragenden Blues-Harp-Spieler.

Man merkt, dass die Jungs Spaß haben, das Publikum immer mal wieder zum Mitsingen und Klatschen zu animieren, während die Gitarren jubeln und der Bassist über die Bühne springt. Neben ihren erfolgreichen Songs vom aktuellen Album „A/B“, wie dem Welthit „Way down we go“, kommen aber auch alte Bluesnummern zum Vortrag. Besonders innig und lauschig wird die Stimmung, als Juliusson mit seiner rauchigen, schrundigen Stimme die Neuinterpretation der volkstümlichen isländischen Ballade „Vor í Vaglaskógi“ anstimmt. Mit der Nummer hatte Kaleo 2014 den Durchbruch in Island geschafft. 2015 unterschrieben sie beim Plattenlabel Atlantic Records. Es folgten weltweite Hits mit „All the pretty girls“ und „Way down we go“, die von Australien bis Kanada mit Gold dekoriert wurden.

Foto: (c) Holger KistenmacherFoto: (c) Holger Kistenmacher

Die Sonne ist schon lange untergegangen, als die Show sich langsam dem Ende zuneigt. Es wird getanzt, gejubelt, und überall blitzen die Handylichter auf. Jeder will sich noch einmal vom Bluesrock der jungen Männer mitreißen lassen. Also kommen sie nicht daran vorbei, zum Schluss zwei Zugaben zu geben, bevor das begeisterte Publikum sie aus dem wunderbaren Stadtpark entlässt.

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

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