Alexey Irmatov (James), Emma Lucibello (Die Sylphide), Foto: Olaf Struck

Ausgezeichnetes Kieler Ballett begeistert die Zuschauer in Lübeck
„La Sylphide“ beschert uns eine Reise in die Welt der Träume

Ein Luftgeist muss erscheinen, um den umtriebigen James aus Schottland die Ruhe zu rauben. Im Traum beglückt die Sylphide ihn mit einem angedeuteten Kuss und raubt ihm die Ruhe. Bevor er sie erhaschen kann, ist er durch den Kamin entwichen. Sie lässt ihn an nichts anderes mehr denken und sein größter Wunsch ist es, ihr zu begegnen...

Vergessen, dass die Heirat mit seiner Cousine Effy ansteht. Er muss sein Traumwesen finden und als der Luftgeist – nur für ihn sichtbar – auf der Hochzeitsfeier erscheint, ist er ihm für alle Zeit verfallen. Auf der Suche führt sein Weg ihn in den Wald. Dort trifft er auf die undurchschaubare Madge, die ihm bei der Suche nach dem Fabelwesen behilflich sein will. Dennoch ist er voller Zweifel.

Das Ballett „La Sylphide“ ist ein sogenanntes Handlungsballett. Das kommt dem Zuschauer sehr entgegen, muss er sich doch nicht die Vorgänge auf der Bühne selbst vorstellen. Die Uraufführung des Balletts erfolgte 1863 und ist bei passender Umsetzung genauso faszinierend wie seinerzeit. Die Choreographie lieferte August Bournonville, der auch heute noch choreografisch aufgeführt wird. Bournonville wählte die Musik von Herman Løvenskiold. Ein guter Griff, denn sie ist sehr im Einklang mit den jeweiligen Ballett-Passagen. Vier Jahre vor ihm hatte sich bereits der Italiener Taglioni des Stoffes angenommen. Zum Glück entschied Bournonville sich für die Musik von Herman Løvenskiold.

Alexey Irmatov (James), Emma Lucibello (Die Sylphide), Ensemble, Foto: Olaf StruckAlexey Irmatov (James), Emma Lucibello (Die Sylphide), Ensemble, Foto: Olaf Struck

Laut Programm haben sich vier Ballettmeister ans Werk gemacht Das hat dem Stück nicht geschadet, denn die Szenen laufen rund. Sicher hat auch Ballettrepetitorin Miyeon Eom ihren Anteil. Einstudiert hat das Ballett Peter Bo Bendixen. Er ist Ballettmeister des Kopenhagener Tivoli und reiste nach Kiel, um die dänische Tradition leben zu lassen. Daher sieht der ballettbegeisterte Zuschauer sowohl schottische Tänze als auch ein ballet blanc. Das bedeutet, dass die acht Sylphiden in dem verwunschenen Wald alle in Weiß glänzen. Alles ist vollendet schön.

Die Kieler Kompanie verfügt über erstklassige Tänzer/Innen, so auch bei der Premiere: Die Solistin der Titelfigur Emma Francesca Lucibello in der Zartheit der idealen Tänzerin, sehr gutes Minenspiel und gutes Standvermögen beim Spitzentanz. Ein hervorragendes Gegengewicht bildet Didar Sarsembayev. Seine kraftvollen hohen Sprünge lassen an Vaslaw Nijinsky denken, seine außergewöhnlich hohen Sprünge sind legendär, aber leider nicht fotografisch belegt, er war fotoscheu. Das braucht Sarsembayev nicht zu sein, er batiert selbst in der Höhe noch punktgenau.

Emma Lucibello (Die Sylphide), Foto: Olaf StruckEmma Lucibello (Die Sylphide), Foto: Olaf Struck

Hannah Sofo als verlassene Braut Effy gibt sich mal euphorisch, mal äußerst betrübt, eine präzise Tänzerin, der man gerne zusieht. Gut, dass sie und Gurn sich finden. Gurn tanzt Jean Marc Cordero, ein Lichtblick im Ensemble. Herausragend die undurchsichtige Madge. Hier wird sie von einem Mann verkörpert – Christopher Carduck. Carduck geht in seiner Rolle auf und beweist in jeder Hinsicht seine Vielseitigkeit. Nie vergisst er, dass die Hände ein starkes Ausdrucksmittel sind.

Das Corps de Ballet hat reichlich zu tun und erfreut mit schottischem Tanz, ebenfalls im weißen Tanz mit besonders zauberhaften Kostümen von Heiko Mönnich, der für das sehr stimmungsvolle Bühnenbild und die Kostüme zeichnet. Eine entzückende Kindertanzstatisterie bringt sich ein, deren Einstudierung die Lübeckerin Caroline Kritzinger übernahm. Sie glänzt in der Rolle der allgegenwärtigen Mutter. Es spielte das Philharmonische Orchester Lübeck unter Jan-Michael Krüger, der mit dem Ballett in Harmonie dirigierte.

Alexey Irmatov (James), Ensemble, Foto: Olaf StruckAlexey Irmatov (James), Ensemble, Foto: Olaf Struck

Diese Kooperation des Theater Lübeck mit dem Theater Kiel hat es in sich. Die Zuschauer konnten sich gar nicht wieder einkriegen vor Begeisterung.

Helga Rottmann
Helga Rottmann
Immer wieder musste der Großvater dem Kind "Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh'n" aus "Mignon" vorsingen. Das zielte auf ein Gesangsstudium. Dennoch der Wechsel zur schreibenden Zunft. 15 Jahre Kultur-Redakteurin bei einem Lübecker Blatt. Schreibt seit 2012 für "unser Lübeck". Schwerpunktthemen: Oper, Operette, Musical, SHMF.

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