Emma McNairy (Madeleine), Philippe Hall (Aristide), Chor des Theater Lübeck, Foto: Kerstin Schomburg

Theater Lübeck
Beifall der Windstärke 12 vom Publikum für „Ball im Savoy“ von Paul Abraham

Hier die Lorbeeren auf das richtige Haupt zu platzieren, ist beinahe unmöglich, war doch ein Ensemble auf der Bühne, das kaum zu übertreffen ist.

Man muss nur längeren Atem haben, um an den Erfolg von 1932 anzuknüpfen. „Ball im Savoy“ war das Weihnachtsgeschenk dieser Operette von Paul Abraham an die Berliner. Diese total moderne Handlung, die keine Frivolität auslässt, entzückt das Publikum. Nach einer längeren finanziellen Durststrecke war es Paul Abraham gelungen, dank seiner Beziehungen nach Wien und Berlin, die Erfolgslibrettisten Fritz Löhner-Beda und Alfred Grünwald zu kontaktieren, um zu Dritt „Ball im Savoy“ wie eine Bombe einschlagen zu lassen.

Diese Operette gibt den Frauen außerordentliche Gestaltungsmöglichkeiten, von denen sie auch regen Gebrauch machen. Hier wird der Frauenheld Aristide de Faublas, jungverheiratet mit Madeleine, die großes Misstrauen hegt, ob er ihr treu ist, richtig ausgetrickst. Ganz schlecht wäre es um ihn bestellt, wenn sein durchtriebener Freund Mustapha ihn nicht zur Seite stünde. Denn die verflossene Geliebte Tangolita, die ebenfalls den Ball besucht, könnte Unannehmlichkeiten machen. Und dann ist da noch Daisy, eine Cousine von Madeleine.

Sara  Wortmann (Daisy),  Steffen Kubach (Mustapha Bei),  Tanzcompany, Foto: Kerstin SchomburgSara Wortmann (Daisy), Steffen Kubach (Mustapha Bei), Tanzcompany, Foto: Kerstin Schomburg

Hier liegt ein Libretto vor, aus dem sich ohne Firlefanz was machen lässt. Der Regisseur Michael Wallner nutzt die Gelegenheit vorzüglich. Kräftig unterstützt von Heinz Hauser, für die Bühne verantwortlich, der grandios einen Swimming-Pool installiert. Die Kostüme von Tanja Liebermann und Yvonne Forster brillieren und werten die Akteure noch mehr auf.

Die Protagonisten singen und spielen mit Euphorie und sind klasse. Da begeistert Emma McNairy als Madeleine, gutaussehend und beweglich setzt sie ihren Sopran ein. Ihr untreuer Gatte Aristide gibt sehr geschmeidig Philippe Hall. Die amerikanische Cousine Daisy ist eine Rolle, aus der die Schauspielerin Sara Wortmann alles rausholt, was man bieten kann. Eine elegante Erscheinung mit dem passenden Musical-Touch, der nur ansatzweise erlernbar ist. Da muss doch ein sechsfach erprobter Ehemann wie Mustapha Bei erneut entbrennen. Steffen Kubach verlörpert den Teufelskerl, und sofort bei seinem Auftritt agiert er raumfüllend. Er hat die Rolle total verinnerlicht , wüsste man noch nicht, welches Spektrum diesem Künstler zur Verfügung steht, spätestens jetzt weiß man`s.

Angelika Milster (Tangolita),  Steffen Kubach (Mustapha Bei), Foto: Kerstin SchomburgAngelika Milster (Tangolita), Steffen Kubach (Mustapha Bei), Foto: Kerstin Schomburg

Die erprobte Angelika Milster als Tangolita darf auf ihre Erfahrung als Musicalstar zurückgreifen und enttäuscht nicht. Aber die beiden Damen Sara Wortmann und Emma McNairy melden sich lautstark zu Wort. Nicht außer acht lassen darf man Jörn Kolpe als Rechtsanwalt Celestin, der sich in Zurückhaltung übt, die Rolle des Moderators füllt er sicher aus.

Eine sehenswerte Choreographie hat Andrea Danae Kingston hingelegt. Der Chor des Theater Lübeck hat einige gute Solisten aufzuweisen, toll! Die musikalische Leitung ist bei Adrian Pavlov bestens aufgehoben. „Ball im Savoy“, zu gut, um es nur einmal anzuschauen.

Fotos: Kerstin Schomburg

Helga Rottmann
Helga Rottmann
Immer wieder musste der Großvater dem Kind "Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh'n" aus "Mignon" vorsingen. Das zielte auf ein Gesangsstudium. Dennoch der Wechsel zur schreibenden Zunft. 15 Jahre Kultur-Redakteurin bei einem Lübecker Blatt. Schreibt seit 2012 für "unser Lübeck". Schwerpunktthemen: Oper, Operette, Musical, SHMF.

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