Dies war der Opernabend, an dem einem die Meinung der einmaligen Christa Ludwig in den Sinn kommt: Sie behauptet, selten Neuinszenierungen der Oper zu besuchen, weil beim heutigen modern gewordenen Regietheater nur noch die Musik den Komponisten ausweist.
Dieser Abend untermauert ihr Statement. Die Regisseurin Aniara Amos bringt einen Holländer auf die Bühne, wie man ihn so noch nicht erlebt hat. Oliver Zwarg als Holländer verkörpert in seinem Erscheinungsbild nicht den an seinen Schwur gebundenen, standhaften Seemann, wie er eigentlich konzipiert ist. Mit den wilden Haaren und Mascara-beschmierten Augen gleicht er eher einer Comicfigur als dem unglücklichen Seefahrer, der auf seine Erlösung durch eine liebende Frau hofft.
Hervorragend die Senta der Miina Liisa Värelä. Sie verfügt über ein überzeugendes Volumen bei einzigartiger Kopfstimme. Dass sie ständig gen Himmel fleht, ist schnell verbraucht. Nicht jeder Sänger geht mit der Regie konform, muss die Anweisungen aber ausüben, soll es nicht zum Eklat kommen, was durchaus schon passiert ist.
Miina-Liisa Värelä (Senta), Chor und Extrachor des Theater Lübeck
Leana Simonen verkörpert die Senta als Siebenjährige, Serafine Garbe als Vierzehnjährige. Die beiden Mädchen haben ihren Standort überwiegend in den beiden Badewannen auf der Bühne zugewiesen bekommen. Sie haben ihre Sache sehr gut im Griff. Ob man das von Daland (Taras Konoshchenko), dem Vater der Senta, behaupten kann, ist zweifelhaft. Seine Stimme scheint zeitweise überfordert, seine Mimik verführt zum Lachen. Andeutungsweise agiert er scheinbar als Fummler bei der Tochter. Heiko Börner als Jäger Erik. Er ist wohl der einzig glaubwürdige Mann in diesem Geschehen.
Daniel Jenz als Steuermann ist kostümmäßig so ausgestattet, dass man meinen könnte, er sei auf dem Wege zum Maskenball. Seine asymmetrisch angedeutete Jacke könnte manche Frau erfreuen. Zu Beginn der Vorstellung erscheint die Stimme ein wenig flach. Mary, Sentas Amme, ist mit der nicht enttäuschenden Wioletta Hebrowska besetzt. Keine große Rolle, aber sie macht was draus. Der Chor unter Jan-Michael Krüger singt und agiert hervorragend. Diese Aufgabe ist nicht mit anderen Inszenierungen vergleichbar. Ryusuke Numajiri am Pult. Dass Wagner kein Freund der leisen Töne war, kommt bei dieser Aufführung dem Dirigenten entgegen.
Haben Sie Senta als Galionsfigur erkannt? Wissen Sie, warum der Steuermann, der Holländer und Daland und auch der Chor Schrittpassagen wie in einem Musical ausüben? Nach langem Warten erscheint dann die Regisseurin, die ebenfalls für die Ausstattung verantwortlich zeichnet, auf der Bühne. Sie wird mit starken Buhrufen empfangen, die sie souverän weglächelt. Vielleicht glaubt, sie, dass Koryphäen oder Pseudo-Insider diese Regiearbeit erneut mit einem „Faust“ auszeichnen.
Fotos: (c) Olaf Malzahn
Kommentare
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Die Inszenierung ein einziges Pseudo-Psycho-Gewabere, völlig losgelöst vom Libretto, mit diversen einfältigen Mätzchen.
Schade ums Eintrittsgeld!
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"So ein Mist ! !"
Und das war eigentlich noch viel zu harmlos: Warum muss man Wagner durchgehend nur laut und ohne jedes Einfühlungs-Vermögen dirigieren ??
Und weshalb meint jeder noch so unbedeutende Regisseur, die Geschichte in seinem Sinne umdeuten zu müssen: Als ob Wagner nicht wusste, was er komponiert hat ?
Schade um diesen unnötigen, verkorksten Abend.