Träumst Du von Lübeck, denkst Du an das Holstentor und an Marzipan. Das empfinden die Librettisten dieses Stückes Nicole Felden und Heiko Woltersdorf genauso.
Aus dieser Feststellung heraus kann man Ideenreiches auf den Weg bringen. Heiko Woltersdorf ging bereits vor zehn Jahren mit der Idee für das Musical schwanger. Nachdem einige Jahre ins Land gegangen sind, wurde das Stück dann endgültig in Form gebracht. Welch ein Glück! Als Dritter in dieser Crew hat sich Wolfram Eicke dazugesellt, er hat die Liedtexte zu Papier gebracht.
Dass dieses Musical so erfolgreich startet, ist auch ein beachtenswerter Verdienst der Regisseurin Jennifer Toelstede. Wie sie die zahlreichen Akteure agieren lässt, ist bewunderungswürdig und äußerst amüsant. Sie nutzt die hervorragenden Videos, die über fliegende Kühe, fixe Mäuse und tanzende Weinfässer alles bieten, was Spaß macht. Und Spaß wird in diesem Stück ganz groß geschrieben. Denn Kapitän Niederstrecker, der eine Hansestadt (Lübeck) belagert, wird von Kindheitserinnerungen geplagt, in denen er sich am süßen Marzipan laben durfte. Er sinniert, dass Marzipanhändler weitaus geruhsamer als Piratentum sein müsste.
Heiko Woltersdorfs Musik lässt in langsamen Passagen ab und an Phantom der Oper aufleben. Aber das macht nichts, er hat auch das Zeug, neue, eingängige Musik zu bieten. Auch tolle Darsteller verhelfen zum Erfolg. Imke Looft, soeben noch als Marilyn-Monroe-Verschnitt im Studio, erfreut als fabelhafte Hedwig Holstein (Holzbein). Man weiß nicht, was man an ihr mehr bewundern soll, die Komödiantin oder die Sängerin. Ihr zur Seite als Kapitän Niederstrecker Peter Grünig. Ein wunderbares Rauhbein mit Herz. Als Zuckerbäcker Antonio agiert mit einschmeichelnder, bestens fundierter Stimme Guillermo Valdés.
Ben Hecker, der den Hauptmann der Wache interpretiert, springt für den erkrankten Dietrich Neumann ein, ist aber viel zu überzeugend, um als Ersatz zu gelten. Katharina Kühn, in der Rolle der Geliebten des Antonio, gibt ihr Bestes. Matthias Unruh ist der Pirat Butt, der sich zur Freude der zahlreichen Kinder im Publikum selbst in die Luft sprengt. Constanze Schuster zeichnet für die Kostüme verantwortlich. Die aus der Form geratenen Marzipanpiraten sind nicht sofort als solche auszumachen. Too much. Die Philharmoniker unter Jan-Michael Krüger haben den Sound von Woltersdorf voll und ganz erfasst.
Eine mehr als launige Vorstellung, die ganz groß Werbung für die Hansestadt Lübeck macht. Gerne hätte man den Bürgermeister Bernd Saxe und zumindest ein Mitglied der Familie Strait (Niederegger) wahrgenommen.
Fotos: Lutz Roeßler
Kommentare
So war es nicht verwunderlich, dass es stehende Ovationen gab. Verwunderlich jedoch war, dass das Marzipan nicht von Niederegger kam, da man dort im Hause nicht die Aufführung unterstützen wollte. Also bekamen die Darsteller im Anschluss Marzipanpiraten aus Bayreuth.
Und einer der Besucher kommentierte dieses: "Die Pfeffersäcke haben es eben nicht nötig...."