Frauen sind keine Engel, Männer auch nicht!

Erneut hat Effi Méndez im Jungen Studio das Spiel um die mehr oder weniger kleinen Verruchtheiten der Geschlechter im Gewusel um den besten Platz im Bett vergnüglich in Szene gesetzt. Frei nach dem Motto: Lieber ein halber Mann als gar kein Problem. Sie und Imke Looft haben eine musikalische Collage aus Operette, Musical und Chanson entworfen, die großes Amüsement auslöst. Der Inhalt der Geschichte scheint lapidar, kann aber zum großen Zwist der Geschlechter ausarten.

Da ist Richard, der beruflich unausgelastet ein abwechslungsreiches Liebesleben neben seiner Ehe zelebriert. Er hat gleich zwei Geliebte, einmal Nora für den Nachmittag, deren Ehe korrekt, spießig, aber reich, ihr ein Liebesleben ohne Abwechslung bietet. Eva ist auf den Abend abonniert. Blond, süß und gutgläubig. Natürlich weiß die eine nicht von der Existenz der anderen. Die naive Schuhverkäuferin Eva hofft auf ein Eheglück mit Richard, weiß sie doch nichts von der Existenz der Angetrauten.

Dieses Trio Nora, Eva und Richard zünden in äußerst unterhaltsamen eineinhalb Stunden ein Feuerwerk an Spitzfindigkeiten, kleinen Verruchtheiten und viel Talent.

Auf den ersten Blick erscheint Richard (Tim Stolte) nicht sonderlich aufregend. Aber dann beweist er, dass er es faustdick hinter den Ohren hat. „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau`n“, aus der Zeit von Richard Tauber, geht ihm leicht über die Lippen. Ein beeindruckender Bariton, der stimmlich bestens geschult, alle musikalischen Hürden bewältigt. Und dann erscheint Nora. Nicht zu übersehen! Andrea Stadel agiert raumfüllend. Ein kleines Biest mit dem Verlangen nach erotischer Wahrnehmung. Verliebt – Wange an Wange mit Richard bieten sie Irving Berlins Cheek to Cheek. Alles bestens, bis die beiden Damen unverhofft aufeinander stoßen. Andrea Stadel alias Nora zeigt der blonden Eva (Imke Looft), wer hier das Sagen hat. Bis sie sich entschließen, den Spieß umzudrehen, und sich gegen den ungetreuen Richard verbünden.

Dieses Spiel um die Liebe oder was man dafür hält, bringen die drei Akteure mit sichtlichem Vergnügen auf die Bretter. Imke Looft und Effi Méndez haben eine veritable Collage erstellt. Die kleine Handlung bietet Raum für bekannte Ohrwürmer, die so noch nicht zu erleben waren. Viel Applaus für Andrea Stadel mit dem Leander-Lied Nur nicht aus Liebe weinen. Sie hat das Brimborium der Durchtriebenen hervorragend drauf, ohne die Stimmführung ihres beachtlichen Soprans außer Acht zu lassen. Imke Looft entzückt mit ihrer Interpretation von Marilyn-Monroe-Songs. Tim Stolte als Richard ist zum Schluss mit der Axt unterwegs – einzigartig! Die Ausstattung besorgte auch Effi Méndez. Die Damen verführerisch in Petticoat-Kleidern sehen umwerfend aus. Inessa Sepkova am Klavier erfreut mit einfühlsamer Begleitung.

Das Publikum aus dem Häuschen: mehr davon!

Fotos: Lutz Roeßler

Helga Rottmann
Helga Rottmann
Immer wieder musste der Großvater dem Kind "Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh'n" aus "Mignon" vorsingen. Das zielte auf ein Gesangsstudium. Dennoch der Wechsel zur schreibenden Zunft. 15 Jahre Kultur-Redakteurin bei einem Lübecker Blatt. Schreibt seit 2012 für "unser Lübeck". Schwerpunktthemen: Oper, Operette, Musical, SHMF.

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