KOLK 17 Figurentheater & Museum widmet sich Figurentheater in all seinen Facetten. Doch viel facettenreicher sind die Menschen, auf deren Besuch wir uns nach der kommenden Wiedereröffnung freuen. Sie alle haben unterschiedliche Bedürfnisse an einen Theater- oder Museumsbesuch. Viele dieser Bedürfnisse standen vor dem Umbau noch nicht genügend im Fokus der Aufmerksamkeit.
Was macht die Gebäude in der mittelalterlichen Gasse Kolk „offen für alle“?
„Ursprünglich wollten wir einfach nur einen Fahrstuhl“, erinnern sich Dr. Antonia Napp, geschäftsführende Museumsdirektorin und Stephan Schlafke, Figurentheaterdirektor von KOLK 17. Was wenige wissen ist, dass Stein des Anstoßes der Baustelle im Kolk 2018 der Wunsch nach mehr Barrierefreiheit für die historischen und denkmalgeschützten Häuser war. Heute nutzt KOLK 17 die Chance, während des umfassenden Umbaus möglichst viel Bewegungsspielraum zu schaffen, damit ein Besuch mit Rollstuhl, Rollator und Kinderwagen möglich ist.
Dazu gehören:
• stufenlose Eingänge zu den Häusern im Kolk
• stufenloses Betreten des Theatersaals und der Ausstellungsräume
• Fahrstühle
• möglichst viel Platz in Gängen und Räumen
• Toilette für Rollstuhlnutzende
• Ausleihe von mobilen Sitzmöglichkeiten, Klapprollstuhl und Klapp-Kinderwagen
Was macht das Figurentheater „offen für alle“?
Schon 2006 begann das Figurentheater Lübeck Figurentheater nicht nur für Familien, sondern für ein breites Publikum zu spielen. Mit Stücken für kleine und große Kinder, Stücken für Erwachsene, aber auch mit internationalen Gastspielen und Workshops zeigt heute das Gastspielhaus KOLK 17, wie vielfältig Figurentheater sein kann.
Zur Wiedereröffnung im Kolk schafft das Figurentheater weitere Zugänge:
• im Theatersaal gibt es einen Rollstuhlplatz
• Induktionsschleifen die den Sound verstärken und mit Hörgeräten verbunden werden können im Saal und im Foyer
• die Ticketpreise sollen möglichst vielen Menschen den Besuch im Figurentheater ermöglichen
• regelmäßig werden Ticketkontingente an die Kulturtafel Lübeck gespendet
• Assistenzhunde sind im Theater und Museum erlaubt
Was macht das Museum „offen für alle“?
Was hat Figurentheater eigentlich mit mir zu tun? Menschen sind fasziniert von den unterschiedlichsten Figuren. Ein unbelebtes Gegenüber lassen sie in ihrer Fantasie gerne lebendig werden: Seien es die Wolken, die wie Tiere erscheinen, der eigene Schatten oder animierte Marionetten, die sie als menschlich wahrnehmen. KOLK 17 will zeigen: Figurentheater ist vielfältig und zeigt das Leben! Die Ausstellung möchte anknüpfen an die eigenen Erinnerungen und Erfahrungen der Besuchenden mit dem Figürlichen.
Auch bei der Raum- und Ausstellungsgestaltung achtet KOLK 17 auf das Schaffen von neuen Zugängen:
• die Gestaltung ist kontrastreich und wird auf einer Höhe angebracht, die auch für kleine und im Rollstuhl sitzende Menschen passend ist
• Ausstellungsmöbel und Medienstationen sind unterfahrbar
• bei Mitmach- und Medienstationen gibt es Sitzmöglichkeiten
• Medien werden untertitelt
• mit Objekten oder Modellen zum Tasten, werden unterschiedliche Sinne angesprochen
• in der Ausstellung soll Deutsche Gebärdensprache (DGS) und Audiodeskription (eine akustische Bildbeschreibung) über eine App abrufbar sein
Wie wird Kommunikation „offen für alle“?
Bereits jetzt achtet KOLK 17 darauf, Menschen ihren Bedürfnissen entsprechend anzusprechen. Das kann digital auf unserer Website oder auf Instagram und Facebook sein. Aber auch analog zum Beispiel mit dem gedruckten Spielplan und der freundlichen Beratung durch unsere Mitarbeiter:innen im mobilen Ticketshop auf dem Kirchhof St. Petri.
Mit einem neuen Design werden weitere Barrieren abgebaut:
• das Design wird kontrastreich (Level AA nach WCAG-Standard der EU)
• eine neue Schrift schafft gute Lesbarkeit
• die Website wird in Leichte Sprache übersetzt und unabhängig auf Barrierefreiheit geprüft und zertifiziert
• der Barriereabbau wird von Betroffenen begleitet und überprüft
Offen heißt auch beweglich!
KOLK 17 macht sich auf den Weg: Denn wer sind eigentlich ALLE? Eine neue Abteilung für Outreach & Vermittlung wird sich zukünftig mit dieser Frage beschäftigen und aktiv auf Nachbarschaften, Gemeinschaften, Sozialeinrichtungen und Bildungsinstitutionen in und um Lübeck zubewegen. Mit Lastenrädern, Workshopstationen und Spielangeboten wird KOLK 17 an vielen Orten auftauchen, zum Mitmachen und Mitgestalten einladen und sich den vielfältigen Bedürfnissen der Menschen der Stadt zuwenden.
KOLK 17 baut Barrieren ab:
• indem es den gesamten Stadtraum aufsucht
• indem es vielfältige Menschen beteiligt
• indem es Partnerschaften aufbaut
• indem es gemeinsam kreativ wird
• indem es sich diskriminierungssensibel weiter entwickelt
Was hat KOLK 17 mit Euch zu tun?
Das finden wir heraus durch Beteiligung, gemeinsame Schaffensprozesse und stetige Veränderung. Bereits in diesem Sommer laden wir zu Mitmachstationen in der Innenstadt ein.
Text: Charlotte Becker