Roman Knižka und Bläserquintett OPUS 45, Foto: (c) Christian Klette

Musikalische Lesung in der Aula des Johanneums
„In diesem Land …“ Deutschland 1923 – Das Krisenjahr

Sind wir auf dem Weg zurück nach Weimar? Die Weimarer Republik erlebte 1923 das schwerste Jahr seit ihrer Gründung. Es ist das Jahr der hochdramatischen politischen Schlagzeilen, ein Jahr, in dem die noch junge Republik in ihren Grundfesten erschüttert wird. Die musikalische Lesung am Sonntag, 30. April möchte mit einem unterhaltsamen Blick auf das Krisenjahr 1923 fruchtbare Denkanstöße liefern. Der Eintritt ist frei!

Die Weimarer Republik im Jahr 1923: Die Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen und der als Gegenmaßnahme verhängte passive Widerstand treiben die ohnehin schon davon galoppierende Inflation in astronomische Höhen. Separatistische Abenteurer und extremistische Parteien stellen die Reichseinheit vor eine Zerreißprobe, immer wieder drohen bürgerkriegsähnliche Zustände. Krisenmanager ist Sozialdemokrat Friedrich Ebert, der erste deutsche Reichspräsident, der seine ganz Macht in die Waagschale wirft, um eine Stabilisierung der Republik und Festigung der Demokratie zu erreichen.

So dramatisch das Jahr 1923 in politischer Hinsicht ist, so reich ist es aber auch an kulturellen Schlagzeilen: Rilkes „Duineser Elegien“ erscheinen. Brecht sorgt für Theaterskandale. Der deutsche Film floriert, ebenso der Schlager. Fritzi Massary feiert Triumphe in Operetten. Chaplins „The Kid“ begeistert das Berliner Publikum. In Weimar findet die erste Bauhaus-Ausstellung statt und im Oktober 1923 nimmt der erste öffentliche Rundfunksender im Deutschen Reich seinen Betrieb auf, was eine regelrechte Rundfunkeuphorie auslöst.

„In diesem Land …“ Deutschland 1923 – Das Krisenjahr entführt in die politisch dramatische und kulturell faszinierende Welt des Jahres 1923. Anhand von Presseberichten und politischen Reden erleben die Zuhörerinnen und Zuhörer Geschichte und tauchen zudem ein in die schillernde Atmosphäre der 1920er Jahre mit Werken von Schriftstellern wie u.a. Kurt Tucholsky, Bertolt Brecht, Rainer Maria Rilke, Eugeni Xammar, Egon Erwin Kisch oder Harry Graf Kessler. Auf musikalischer Ebene weitererzählt wird diese spannende und sinnliche Reise in die Vergangenheit durch zeitgenössische Werke für Bläserquintett u.a. von Carl Nielsen, Paul Hindemith, Jacques Ibert, Erwin Schulhoff und Hanns Eisler.

Sind wir auf dem Weg zurück nach Weimar? Im Jahr 2023 diskutieren nicht nur Historikerinnen und Historiker über diese Frage angesichts „der Tatsache, dass unsere vermeintlich fest etablierte demokratische Staatsform keine Selbstverständlichkeit sein muss: Rechtspopulistische Strömungen und autoritäre Politikentwürfe gewinnen bei uns und in vielen Ländern an Zulauf.“ (Institut für Zeitgeschichte München-Berlin).

Roman Knižka. Foto: (c) Daniel Haeker PhotographyRoman Knižka. Foto: (c) Daniel Haeker PhotographyRoman Knižka wurde 1970 in Bautzen geboren, erlernte an der Dresdener Semperoper zunächst den Beruf des Theatertischlers und verließ die DDR noch vor dem Mauerfall über die Grüne Grenze. Nach seinem Studium an der Bochumer Schauspielschule spielte er zunächst am dortigen Schauspielhaus und begann dann, sich einen Namen in TV-Dramen, Liebesfilmen, „Tatorten“ und diversen Kinoproduktionen zu machen. Daneben spricht er regelmäßig Hörbücher ein und ist mit großem Erfolg auf der Bühne aktiv. Seine markante, wandlungsfähige und einnehmende Stimme begeistert sowohl Kinder als auch Erwachsene.

Das Bläserquintett OPUS 45 gründete sich bei einem Berliner Orchesterprojekt: Johannes Brahms’ „Ein deutsches Requiem“ (opus 45) stand auf dem Programm und ist seither namensgebend. Das Bläserquintett, bestehend aus Musikerinnen und Musiker der Hamburgischen Staatsoper, Beethoven Orchester Bonn, Düsseldorfer- und Bochumer Symphoniker sowie der NDR-Radiophilharmonie Hannover, beschreitet seit einiger Zeit gemeinsam mit dem Schauspieler Roman Knižka neue, disziplinübergreifende Wege. So entstanden literarische Kammermusikabende, die in der deutschsprachigen Konzertlandschaft einmalig sind, etwa das Programm zum NS-Widerstand („Den Nazis eine schallende Ohrfeige versetzen!“) oder die szenische Lesung zu Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland, die das Ensemble mit dem Primo-Levi-Zitat „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen …“ betitelte.

Eine Veranstaltung des Willy-Brandt-Hauses Lübeck in Kooperation mit dem Landesbeauftragten für politische Bildung Schleswig-Holstein und mit freundlicher Unterstützung durch die Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck und durch Michael Haukohl.

„In diesem Land ... Deutschland 1923 – Das Krisenjahr”
Sonntag, 30. April 2023, 12 Uhr, Einlass ab 11:30 Uhr
Aula des Johanneums zu Lübeck, Bei St. Johannis 1 - 3, 23552 Lübeck 
Der Eintritt ist frei. Anmeldung erforderlich unter 0451/122 425 0 oder per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


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