Die Eröffnung des Hansemuseums und ein Schlüssel aus Marzipan
Foto: Olaf Malzahn

Das Europäische Hansemuseum - Ein neues Juwel für die Königin der Hanse

 

Lübeck ist seit dem 27. Mai 2015 um eine Attraktion reicher und kann sich mit einer neu erbauten und kostspieligen Kostbarkeit schmücken: dem Europäischen Hansemuseum.

Damit habe die Hansestadt „ein neues Juwel, das Geschichte erlebbar macht“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch während ihrer Eröffnungsrede im Europäischen Hansemuseum vor zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland. „Die Hanse hat die europäische Geschichte maßgebend mitbestimmt und kann auch ein Vorbild für die Europäische Union sein. Wir können in der EU an zentrale Erfahrungen der Hanse anknüpfen, zum Beispiel an die, dass wir gemeinsam stärker sind und mehr für alle erreichen als allein“, so die Kanzlerin weiter.

Nach elf Jahren Vorbereitung und nach dreijähriger Bauzeit ist das Europäische Hansemuseum endlich vollendet und wurde feierlich mit einem symbolischen Schlüssel aus süßem Marzipan an die geschäftsführende Direktorin des Hansemuseums, Dr. Lisa Kosok, überreicht. Mit rund 50 Millionen Euro hat das Prachtstück mehr als doppelt so viel gekostet wie ursprünglich geplant. Die Kostenexplosion begründete Renate Menken, Vorsitzende der Possehl-Stiftung damit, dass zum einen ein sehr schwieriger Baugrund vorgelegen habe und zum anderen immer wieder auch konzeptionelle Änderungen auftauchten und mit in die Umsetzung integriert wurden. „Ich bin zufrieden, glücklich und überaus dankbar. Es passiert nicht alle Tage, dass eine Stadt ein solches Geschenk bekommt“, freute sich Bürgermeister Bernd Saxe. Bedanken kann er sich bei der Possehl-Stiftung, die mit 40 Millionen Euro den größten Teil der Kosten übernommen hat. Denn ohne die Stiftung hätte sich Lübeck das Museum niemals leisten können, gibt er zu.

Die Kanzlerin und weitere hohe Gäste sind zur Eröffnung anwesend, Foto: Olaf MalzahnDie Kanzlerin und weitere hohe Gäste sind zur Eröffnung anwesend, Foto: Olaf Malzahn

Was verbirgt sich nun hinter diesem kolossalen Bauwerk?

Mit einem gläsernen Fahrstuhl fährt der Besucher hinab in die tiefen Grabungsstätten und begibt sich auf eine Zeitreise zurück ins Mittelalter. Wahlweise in vier Sprachen, Deutsch, Englisch, Schwedisch oder Russisch, erfährt man alles über die facettenreiche Geschichte der Hanse. Sie handelt vom Wagemut und Aufstieg der Hansekaufleute, von Reichtum und Macht. Doch auch Rückschläge wie Pest, Misserfolg und Kampf werden anschaulich vermittelt. Schlüsselereignisse der Hansegeschichte in Nowgorod, Brügge, Bergen, London und aus Lübeck wurden szenisch dargestellt. Die Besucher erleben beim Rundgang durch die Ausstellung, wie es sich damals zugetragen haben könnte. „Alle rekonstruierten Szenen basieren auf dem gegenwärtigen Forschungsstand und wurden mit großem Aufwand historisch so getreu wie möglich nachgebildet“, erklärt Dr. Lisa Kosok. So sind die Stoffe, die in der nachgebauten Tuchhalle von Brügge gehandelt werden, nach historischen Vorbildern extra für das Museum gewebt worden.

Zudem wird in der Ausstellung das Leben und Arbeiten der Hansekaufleute mit zahlreichen wertvollen Originalobjekten, seltenen Dokumenten, Gemälden und Sammlungsstücken eindrucksvoll dargestellt. Zu den Besonderheiten gehören unter anderem Gold- und Silbermünzen aus dem Lübecker Münzschatz, die seit Mitte des 16. Jahrhunderts in der Hansestadt vergraben waren. Interaktive Medienstationen und Informationsgrafiken ermöglichen es den Besuchern, wirtschaftliche Zusammenhänge, Reiserouten und das Alltagsgeschehen zur Zeit der Hanse ausführlich zu ergründen.

Ausstellungsraum mit Multimedia-Technik, Foto: Olaf MalzahnAusstellungsraum mit Multimedia-Technik, Foto: Olaf Malzahn

Die Architektur des Museumsneubaus setzt mit einer Mischung aus handwerklich feinsten Backsteinmaterialien und eleganter Moderne ein markantes Zeichen in das „Lübsche“ Stadtbild. „Fassaden sollen Geschichten erzählen“, meint Architekt und Museumsplaner Andreas Heller. Dafür wurden rund 100.000 spezielle Backsteine, eigens in Dänemark gebrannt, für dieses Gebäude verbaut. „Ein neuer Fixstern am Kulturhimmel Schleswig-Holsteins“, so nennt Ministerpräsident Torsten Albig das Europäische Hansemuseum. „Ich freue mich sehr, dieses wunderschöne Museum endlich offen zu sehen. Hier wird die reiche Geschichte der Hanse erstmals in ihren vielen Facetten für ein breites Publikum dargestellt“.

Die breite Öffentlichkeit hat ab 30. Mai 2015 Gelegenheit, sich im Europäischen Hansemuseum in frühere Zeiten entführen zu lassen und in die Welt der Hanse einzutauchen.

Weitere Informationen: www.hansemuseum.eu


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