Wir leben in schwierigen Zeiten. Oft können wir nicht begreifen, warum bestimmte Dinge passieren müssen. Der Brand von Notre-Dame und der Einsturz der Autobahnbrücke in Genua sind nur zwei Beispiele. Ein Blick auf die Zeitqualität hilft, Entwicklungen zu verstehen und Herausforderungen in angemessener Weise zu begegnen.
Kurz vorweg: Mir geht es im Folgenden um die objektive Zeitqualität, die sich auf das Weltgeschehen und unser persönliches Alltagsleben auswirkt. Parallel lässt sie sich an Sternenkonstellationen ablesen – eine Disziplin, die bis zu Beginn der Neuzeit als Wissenschaft galt. Mit den einschlägig bekannten Horoskopen, wie sie oft in Zeitschriften zu finden sind, hat meine Betrachtung hingegen nichts zu tun.
Was sich zurzeit am Himmel abspielt
Der deutlichste und nachhaltigste Einfluss, unter dem wir derzeit stehen, zeigt sich am Zeichenwechsel des Uranus, einem der großen, geistigen, langsam wandernden Planeten. In jedem der zwölf Tierkreiszeichen, die er nacheinander durchläuft, verweilt Uranus rund sieben Jahre, bevor er in das nächste, benachbarte Zeichen wandert. Mit jedem Zeichenwechsel rücken andere gesellschaftliche Themen in den Vordergrund. Insgesamt braucht der Planet 84 Jahre, bis er alle Zeichen durchlaufen und die Sonne einmal umrundet hat. Dementsprechend sind Entwicklungen, die Uranus anzeigt, immer tiefgreifend und von anhaltender Dauer. Paradoxerweise treten die mit ihm verbundenen Ereignisse schnell, plötzlich und unerwartet auf, sind also von überraschender Natur. Auch gesellschaftliche Entwicklungen beschleunigen sich.
Seit Mitte März 2011 hielt sich Uranus im Zeichen Widder auf, das sich durch eine feurig-impulsive, kämpferische Energie auszeichnet. Parallel zum Zeichenwechsel flammten damals die Proteste des Arabischen Frühlings auf, die den großen Flüchtlingsströmen vorausgingen. Ebenfalls zeitgleich ereignete sich die Nuklearkatastrophe von Fukushima, die mit mehreren Explosionen einherging und eine allgemeine Diskussion um den Atomausstieg auslöste.
Anfang März dieses Jahres wechselte Uranus vom Widder in den Stier. Strukturell betrachtet beinhaltet der Zeichenwechsel diesmal eine Besonderheit. Bereits im vergangenen Jahr verbrachte Uranus knapp sechs Monate im Zeichen Stier, nämlich von Mitte Mai bis Anfang November 2018, bevor er für vier Monate ins Zeichen Widder zurückkehrte und nun im März endgültig ins Zeichen Stier eintrat. Die Trennlinie zur neuen Ära verläuft damit weniger eindeutig. Die Dynamik des Wechsels erstreckte sich über den gesamten Zeitraum von zehn Monaten und schickte ihre Vorboten voraus. Der Einsturz der Autobahnbrücke in Genua fiel beispielsweise in diese Zeit – ein Ereignis, das wie ein Erdbeben über die Stadt hereinbrach.
Der Begriff Erdbeben ist eine gute Metapher für die neue Zeitqualität, in der zwei so gegensätzliche Kräfte aufeinandertreffen: Das feste, beharrliche Erdzeichen Stier, das Stabilität symbolisiert, Veränderungen scheut und am liebsten so weitermachen möchte wie bisher, und der zukunftsgerichtete Planet Uranus, der Weiterentwicklung und Befreiung in Form plötzlicher Veränderungen fordert. Es sind die dem Stier zugeordneten Themenbereiche wie Finanzen, Werte, Kultur und Natur, die diesmal bevorzugt von der Dynamik des Uranus erfasst werden. Überall dort, wo Innovationen versäumt wurden oder systematisch fehlgeleitete Strukturen im Hintergrund wirken, kann es zu Erschütterungen kommen – so wie die Brücke von Genua in ihren Grundfesten erschüttert wurde. Ein weiteres Beispiel sind die entschlossen und ausdauernd geführten „Fridays for Future“-Proteste.
Wie wir die Zeitqualität nutzen können
Auch wenn Erschütterungen tiefgreifend sind und einem schicksalhaften Erwachen gleichen, müssen sie keinen Einbruch bedeuten. Meist ist ein rechtzeitiges Einlenken möglich. Uranus steht für Überraschungen im negativen wie im positiven Sinn. Seine Zeichen sind als dringlicher Hinweis zu verstehen, dass sich überholte Strukturen jetzt ändern müssen, dass zum Beispiel ein schwächelndes Finanzierungskonzept angepasst und auf neue, tragfähige Füße gestellt werden muss. Es ist wie bei unserer Metapher, dem Erdbeben: Gelingt es, die Spannung zwischen den tektonischen Platten durch kontinuierlichen Druckausgleich und kleinere Beben zu verringern, bleibt das große Beben aus.
Neben Veränderungen auf der gesellschaftlich-institutionellen Ebene wirkt sich die neue Zeitqualität auch auf der persönlichen Ebene aus. Besonders betroffen sind diesmal Menschen, in deren Geburtshoroskop wichtige Planeten bei 0° Stier stehen, also auf gleicher Höhe wie Uranus zum Zeitpunkt seines Zeichenwechsels. Ähnliches gilt, wenn Planeten sich bei 0° Löwe, Skorpion oder Wassermann befinden und dadurch eine spannungsreiche Beziehung mit Uranus eingehen. Bemerkbar macht sich die uranische Energie durch innere Unruhe und Ungeduld, durch den Drang etwas zu verändern oder Pläne schneller voranzubringen, sei es ein Umzug, der Wechsel der Arbeitsstelle oder das längst überfällige Beenden einer Beziehung. Betroffen sind Bereiche, in denen es an Freiheit und Unabhängigkeit fehlt, wo wir uns eingeengt fühlen oder einfach zu bequem geworden sind.
Auch hier gilt: Die Initialzündung durch Uranus mag als schicksalhaft empfunden werden. Nimmt man die Zeichen der Zeit aber an und reagiert flexibel, anstatt am Gewohnten festzuhalten, kann die eigentlich gegensätzliche Stier-Energie bei der persönlichen Weiterentwicklung helfen und für eine geerdete, pragmatische, realistische Umsetzung sorgen. Weitere Unterstützung für die anstehenden Veränderungen bekommen wir von Saturn, Pluto und dem absteigendem Mondknoten, die in diesem Jahr prominent am Himmel platziert sind und im April zudem entscheidende Beziehungen untereinander eingehen.
Welche Moderatoren die aktuellen Entwicklungen beeinflussen
Wenn von Saturn, Pluto und absteigendem Mondknoten die Rede ist, dann selten in einem positiven Zusammenhang. Saturn symbolisiert die Härte des Lebens, Pluto markiert tiefe Einschnitte, während der absteigende Mondknoten (Schnittpunkt der Mondbahn mit der von der Erde aus wahrgenommenen Sonnenbahn) für Themen wie Loslassen, Beenden und „Reinigen“ steht. Gemeinsam wirken die drei wie eine Art Fegefeuer, das Materielles oder auch Immaterielles bis auf die Grundmauern niederbrennt und nur charakteristische Merkmale zurücklässt. Beim Schreiben dieser Zeilen kam die Nachricht aus Paris. Notre-Dame stand in Flammen. Nur die Fassade mit den beiden Türmen blieb unversehrt, wie sich später herausstellte.
Aus einem solchen Ereignis lässt sich schwerlich etwas Positives ziehen. Eine Botschaft vermittelt es dennoch. Bildlich gesprochen wurden gerade durch die Zerstörung des Gebäudes die wahren Kirchenschätze freigelegt. Gerade durch den Angriff auf das Materielle rückte der immaterielle Wert der Kulturstätte ins allgemeine Bewusstsein. Die Zeitqualität fordert dazu auf, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und auf gemeinsame Werte zu besinnen, Kulturschätze neu zu entdecken und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen.
Auch im persönlichen Bereich kann es derzeit zu unangenehmen Ereignissen kommen. Vielleicht ist die Zerstörung von etwas Liebgewonnenem unvermeidlich, um die oben beschriebenen Anpassungsprozesse voranzubringen. Auch wenn wir zunächst nur den Verlust wahrnehmen, die Konfrontation mit unangenehmen Wahrheiten und tiefen Ängsten, sind diese Ereignisse notwendig, um uns von Schwere zu befreien, Zeit und Energie freizusetzen sowie Raum zu schaffen, um auf fruchtbarem Boden etwas Neues aufzubauen. Vielleicht wird man einen Weg einschlagen, den man im Moment noch nicht versteht, der sich dennoch richtig anfühlt. Oder man wird ein Angebot ausschlagen, das zwar verlockend klingt, aber ein ungutes Gefühl verursacht. Wichtig ist es, in diesen Zeiten auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Außerdem gilt: Altes loslassen, offen sein für Neues, und das eventuell entstehende Chaos für eine Weile aushalten.