Hopepa (Joe Lindsay)

Hamburger Stadtpark Open Air
Fat Freddy´s Drop - Coole Kiwis bringen die Leute zum Tanzen und Springen

Obwohl die sieben-köpfige Band aus Wellington, Neuseeland für viele noch so etwas wie ein Geheim-Tipp ist, war Hamburgs schönste Open-Air-Arena gerammelt voll, trotz Affenhitze und grollendem Abendgewitter.

Schließlich stand das Bühnenmonster aus Down Under auf dem Programm, und das ist immer für eine großartige Show mit viel Spass und Körpereinsatz gut. Dabei wäre ich auf dem Hinweg auf der Autobahn bei Reinfeld schon fast umgekehrt, weil Sturzbäche und Gewitterblitze auf ein nasses Vergnügen hindeuteten. Glücklicherweise bin ich dann doch weiter gefahren und über dem abendlichen Stadtpark lachte wieder die Sonne. Und es war heiß! Da brauchte es am Anfang eigentlich auch keinen Einheizer wie MC Slave, der auch der „8 Freddy“ genannt wird, der dem Publikum bei den ersten Roots-Reggae-Nummern ordentlich die Richtung des Abend vorgab: Tanzen, Hüpfen, Klatschen, Arme-Hoch und shaken. Eine lustige, Schweiss-treibende Angelegenheit.

Obwohl Showman und Eintänzer Hopepa (Joe Lindsay) in seinem grellen Anzug und den bunten Crocks in Übergröße mit seiner Posaune eigentlich schon genug zu tun hatte, animierte er das Publikum zum Lachen und Tanzen. Aber auch die anderen Freddy´s: Chopper Reetz (Scott Towers) - Saxophon, Toby Chang (Toby Laing) - Trompete, Dobie Blaze (Jain Gordon) - Keyboard, Joe Dukie (Dallas Tamaira) - Gesang und Gitarre, Jetlag Johnson (Tahi Kerr) - Gitarre und DJ Fitchie (DJ Mu) an den Turntables legten ein strammes Rhythmus-Gewitter vor. Mit ihrer Mischung aus Dub, Roots-Reggae, Soul, Funk, Electro und Jazz legten sie den Grundstein für eine großartige Party, die mit Gesang, reichlich alkoholischen Getränken und diversen Marihuana-Nebelschwaden im Rund abgefeiert wurde. Da blieb kein Tanzbein still, keine Kehle trocken und Grinsen im Gesicht war Pflichtprogramm.



Seit zwei Dekaden stehen die Neuseeländer zusammen auf der Bühne. Ihre totale Bühnenpräsenz voller Humor und Mitmach-Animation, die mitreißende Rhythmus-Maschine und ihr eigener Spass an der Sache machen sie zusammen mit dem relaxten Tanzsound zu einem absoluten Live-Erlebnis. Dabei verlieren sich die Herren mitunter in einem nicht enden wollenden Rhythmus-Improvisations-Geschehen, wobei eigene Titel in Cover-Songs mutieren, die mit jazzigen Harmonien beginnen, dann zu lässigem Funk springen, von bluesigen Phasen abgelöst werden und in unbeschwertem Reggae enden.

Gerade weil das Hamburger Konzert für die Freddy´s der letzte Auftritt bei ihrer momentanen Europa-Tournee waren, ließen sie es noch einmal richtig krachen. Das dankbare, Feier-willige Publikum wollte die coolen Jungs aus Neuseeland fast nicht von der Bühne lassen. Dafür sorgte dann schon die Lärm-Schutz-Regel um 22 Uhr im Stadtpark. Und alle waren zufrieden und lagen sich glückselig in den Abend.

Auf dem Heimweg: Coole Jazz-Sounds im TunnelAuf dem Heimweg: Coole Jazz-Sounds im Tunnel

Für mich kam dann aber noch ein überraschender weiterer musikalischer Höhepunkt. Auf dem Rückweg zum Auto kam ich durch den bunt bemalten Tunnel zwischen Stadtpark und der City Nord. Dort stand ein einsamer Straßen-Musiker aus Brasilien, der sein Flügelhorn grandios ertönen ließ, begleitet von einer kleinen Musik-Box auf seinem Fahrrad. Coole Jazz-Sounds brachten mich und einen weiteren Tänzer zum Schwärmen - großartig. So klingt der Sommer und der Sound in der City - gerne mehr davon.

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

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