Esther Kaiser und Rüdiger Caruso Krause, Foto: (c) Nicolaus Fischer-Brüggemann und Marc Muellbauer

Esther Kaiser und Band gastierten im CVJM Lübeck
Lieder zum Mutschöpfen und Genießen

Zu Beginn eine kleine Enttäuschung: Tino Derado (piano) und Hasan Al Nour (kanun) sind nicht dabei. Dafür neben dem Bassisten Marc Muellbauer und Roland Schneider an den Drums der Gitarrist Rüdiger Krause. Letzterer sei immerhin ursprünglich aus Magdeburg, also aus der früheren DDR, und das sei ja fast so exotisch wie Syrien, so entschuldigend der Conferencier des gastgebenden CVJM.

Die Wahlberlinerin Kaiser beginnt mit "Luka" von Suzanne Vega, passend zu ihrer Motivation für das neue Album "Songs of Courage", das im Mittelpunkt der Freitagnacht steht: "Ich habe nach Möglichkeiten gesucht, mich durch mein Medium, die Musik – auch in gesellschaftlichen Themen – auszudrücken. Und den Mund aufzumachen – im wahrsten Sinne des Wortes." Wie das Album, so ist auch das Konzert äußerst vielseitig geraten, was an Songs liegt wie Pete Seegers "Where Have All The Flowers Gone?", Bob Dylans "Masters Of War", David Bowies "This Is Not America" oder einem Klassiker von Brecht/Eisler "An den kleinen Radioapparat", um nur ein paar weitere Titel zu nennen.

Die Bandmitglieder bilden eine solide Grundlage und dürfen bei Soli beweisen, dass sie mehr können, als gut begleiten. Manchem reicht das nicht, so einem Musiker, der seinen Sitzplatz neben mir nach der Pause räumt. Er hatte sich sehr auf Al Nour gefreut und ausgerechnet der fehlte, dazu störte den Hörer sich an kleinen Intonationsschwierigkeiten der Sängerin. Damit zählte er im vollbesetzten CV zu den Ausnahmen. Das Publikum war von der charismatischen wie ausdrucksvollen Professorin für Jazzgesang begeistert und sah ihr diese Unzulänglichkeiten nach, wenn es diese überhaupt bemerkte.

Esther Kaiser, Foto: (c) Nicolaus Fischer-BrüggemannEsther Kaiser, Foto: (c) Nicolaus Fischer-Brüggemann 

Auch Marc Muellbauer und Rüdiger Caruso Krause erhielten für ihre gekonnten Soli immer wieder Szenenapplaus. Die gegen den Strich gebürsteten Adaptionen bekannter Titel taten ihr Übriges. So gingen manche nach zweieinhalb Stunden Programm vielleicht mit der Erkenntnis nach Hause, dass Musik beschwingen wie nachdenklich machen kann und wir trotz der aktuellen Situation in der Welt mit Klimawandel, immer mehr kriegerischen Konflikten, neu erwachendem Rassismus den Mut nicht verlieren dürfen und ihn sogar aus der Musik gewinnen, wenn wir uns nur einlassen und genau hinhören.


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