Oberstufenorchester aus Berlin war zu Gast bei KUNST am KAI

Mit einem ungewöhnlichen Programm für großes Sinfonieorchester tourt zurzeit das Oberstufenorchester der Rudolf Steiner Schule aus Berlin durch Schleswig-Holstein. Gestern machte es Station im Hafenschuppen C im Rahmen des Musikfestivals KUNST am KAI.

Über 80 Musiker, SchülerInnen der 9.-13. Jahrgangsstufe, unterstützt durch Ehemalige, haben ein abwechslungsreiches und außergewöhnliches Programm passend zu ihrem jugendlichen Alter zusammengestellt. Nicht nur die 1. Sinfonie von Franz Schubert, die er bereits mit 16 Jahren schrieb, nahm Bezug auf die Jugend, auch die folgende Komposition von Otto M. Schwarz. Schwarz vertonte die Geschichte der Anne Frank in einer Art sinfonischen Dichtung mit teils melodischen, teils zeitgenössisch anmutenden Klängen. Der Dirigent Stefan Meinecke entdeckte durch Zufall den Komponisten und seine Kompositionen, die ursprünglich auf symphonisches Blasorchester zugeschnitten sind. Die Arrangements kamen in der Akkustik des Hafenschuppens vorzüglich zur Geltung und wurden mit atmosphärischer Lichtregie dabei unterstützt.

Auch Solisten aus den eigenen Reihen stellten sich vor: So glänzte die Hornistin Clara Schuricht, Bundespreisträgerin des Wettbewerbs Jugend musiziert, mit dem Hornkonzert Nr. 1 von Franz Strauß, dem Vater von Richard Strauß, und überzeugte in diesem romantischen Werk mit schöner Tongebung und klarer Melodieführung. Auch das virtuose Werk Zigeunerweise von Pablo Sarasate konnte der Schüler Sathya Gerzow auf der Violine darstellen.

Mit einer Reise um die Welt von Otto M. Schwarz wurden in musikalischer Art mehr als 12 Länder besucht und von Indien bis Amerika der klangliche Bogen gespannt. Etwas Besonderes bot die eigene Komposition der Schlagzeuger des Orchesters, die aus einer intensiven Probenphase entstanden ist: Experimentelle Syntheziser-Klänge, Oberton-Gesang der Orchestermusiker und klassische Streicherklänge wurden im Cross-Over-Prinzip mit zeitgenössischen Rock-Pop-Rhythmen verbunden und das Publikum spürte, wie dieses Stück der Jugend aus der Seele sprach.

Diese gesamte Tournee des Orchesters steht unter dem Konzept „Leben mit Musik“! Mit zwei Bussen, einem LKW und einem Gourmet-Mobil reisen die Musiker eine Woche lang durch unsere norddeutschen Lande. Um ihre Verpflegung kümmert sich der Schulkoch, der eigens für diese Zwecke mit einem Team von mehreren Praktikanten mitfährt und die Gruppe betreut. In Turnhallen wird übernachtet und an jedem Tag wird ein Konzert an einem anderen Ort gegeben. Der musikalische Leiter Stefan Meinecke spricht von einer „Grenzerfahrung“ für die Musiker, die für wenige Tage ein Leben mit Musik in einem engen sozialen Miteinander erleben. Meinicke leitet neben dem schulischen Orchester auch das Orpheus-Ensemble Berlin. Auch die „Willkommensklasse“ ist integriert und hilft beim Kochen oder spielt bereits im Orchester mit.

Insgesamt ein gelungener, schwungvoller und bunter Abend, der mehr Publikum verdient hätte.


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