Wortkunst-Quartett 'Dichter am Wasser'

Wortkunst-Quartett „Dichter am Wasser“
„Was sagt uns der Tod – und was sagen wir ihm?“

Am Samstag, 23. November 2019 liest das Wortkunst-Quartett „Dichter am Wasser“ um 16 Uhr in der Zarrentiner St. Petrus und Paulus Kirche zum Thema: „Was sagt uns der Tod – und was sagen wir ihm?“. Die Gedichte werden von dem Karpaten-Duo „Nachtigall“ mit Akkordeon und Violine umspielt. Und: Nein, das wird keine traurige Veranstaltung, sondern bleibt offen für vielerlei Töne...

"Dichter am Wasser" – das sind die 4 PoetInnen Dietlind Frieling, Dr. Ute Meister, Britta Koth und Matthias Kröner. Im Juli 2019 hatten sie ihren ersten Auftritt vor 70 begeisterten Zuhörenden im Kunstraum Testorf. Das Zusammenspiel der vier Stimmen mit „Liquid Soul“ aus Berlin gab diesem Debut den besonderen Sound: meditativ, versunken, zeitkritisch, lustig.

Das Konzept aus dem Zusammenklang von Wort und Musik haben die vier Dichterinnen und Dichter beibehalten. Für ihre nächste Lesung sind sie "Wanderer zwischen den Welten" (s. Foto) – denn es geht um das große Thema „Tod“. Doch - keine Sorge! – nicht betulich oder betroffen, sondern mit Witz, Verve und Lebensenergie.  „Was hat uns der Tod zu sagen – und was sagen wir ihm?“ Sollen wir ihm einfach ins Gesicht lachen – oder lassen wir das besser? Was genau machen Vergänglichkeit, neues Leben, Krankheit und Unsterblichkeit aus?

NachtigallNachtigallDas Wortkunst-Quartett "Dichter am Wasser" tritt jedes Mal an einem anderen Ort in Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein auf. Jedes Mal mit anderer Musik. Aber immer „dichter am Wasser“. Im Frühjahr lesen die vier PoetInnen auf einer Insel im Schaalsee. Mehr wird noch nicht verraten.

Übrigens:
Parkplätze sind es direkt vor der Tür.
Die Kirche ist beheizt.
Es gibt eine Pause mit Gebäck und Getränken.
Hunde sind willkommen!

Im Vorverkauf sind die Karten für 8 Euro zu haben (Abendkasse: 10 Euro). Einlass ab 15.30 Uhr.
Wann? Sa., 23. November 2019
Uhrzeit? 16 Uhr; Einlass ab 15.30 Uhr
Wo? St. Petrus und St. Paulus Kirche, Kirchplatz 8, 19246 Zarrentin am Schaalsee
Vorverkauf unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ; Tel.: 0157 74739420, Regionalwarenladen Zarrentin; Buchhandlungen Gadebusch und Ratzeburg, Bücherei im Kloster Zarrentin. 


Interviewfragen an Matthias Kröner 

„Dichter am Dichter“:
Ein liquides Interview mit Matthias Kröner, Autor, Lyriker, Journalist– und einem der vier Poeten des norddeutschen Wortkunst-Quartetts „Dichter am Wasser“. Das regionale Wortkunst-Quartett „Dichter am Wasser“ – gegründet 2018 – bereitet sich gerade auf seine zweite Lesung am 23. November vor. Einer seiner vier Wortkünstler ist Matthias Kröner, 42. Der Autor schreibt Lyrik, Kurzgeschichten, Radiobeiträge und Reiseführer. Zur Zeit ist er Stipendiat der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein. Der Literaturwissenschaftler und Historiker lebt mit seiner Familie dichter am Wasser – und zwar ganz nahe am Ratzeburger See.

Matthias KrönerMatthias Kröner

BK: Zum Anfang eine ganz leichte Frage: Du hast früh angefangen, Gedichte zu schreiben. Warum eigentlich?

MK: Dafür gab es sicher mehrere Gründe. Und wie immer, wenn man über Vergangenes nachdenkt, weiß ich nicht, ob mir diese Gründe damals so klar waren. Wenn ich mich also heute erinnere, meine ich, dass es die Faszination an der Literatur, eine verschmähte Liebe, der Wunsch, meine Gefühle und Gedanken klarer zu sehen und die Lust an Worten war, die mich, damals 15-Jährigen, dazu gebracht hat, so etwas Abwegiges zu tun, wie ein Gedicht zu schreiben.

BK: Du bist ja ein gebürtiger Franke – dafür lebst Du ordentlich weit nördlich. Hat die nordische Wasser-Landschaft mit ihren Meer- und See-Einflüssen sich in Dein Schreiben gespült? Verändert sich mit der Topographie also vielleicht auch der Ausdruck?

MK: Eine sehr gute Frage, die ich nur unzulänglich beantworten kann. Was ich aber weiß: Der Landstrich, in dem du dich bewegst, verändert dein Schreiben, wobei es mehr die von der Landschaft beeinflussten Menschen sind, die ja mit einem sprechen, als die Topographie des Ortes, die dann eben indirekt mit dir spricht.

BK: Viele Menschen fürchten ja geradezu Gedichte: Sie scheinen ihnen – wenn nicht als slam, blog oder post – eine verstaubte Sache. Du bist ja auch Literaturwissenschaftler. Arbeitest Du mit diesem ganzen fetten metrischen Instrumentarium, also Jambus, Trochäus, Daktylus, Hexameter usw.?

MK: Vermutlich sollte ich das, doch ich mag besonders gerne Gedichte, die alle verstehen können, ganz ohne literaturwissenschaftlichem Hintergrund …

BK: Gibt es Deiner Meinung nach heute noch Lyrik-Klassiker, die wirklich alle kennen sollten – oder ist die Idee eines Kanons längst obsolet?

MK: Vermutlich ist ein eng begrenzter Kanon tatsächlich überflüssig. Denn wer wirklich eintauchen mag in diesen Kosmos Lyrik, wird zwangsläufig auf Rilke, Benn oder Kästner treffen. Dabei sollte man sich nicht von großen Namen beeinflussen lassen, sondern das lesen, was einem etwas gibt. Ich genieße zum Beispiel auch die Lyrik von Jörg Fauser und Wolf Wondratschek.

BK: Kann ein Gedicht die Welt bewegen? Oder bleibt das Dichten immer ein wenig Wolkenkuckucksheim und Elfenbeinturm?

MK: Ein Gedicht kann sogar dann die Welt bewegen, wenn es miserabel ist, wie man bei Jan Böhmermanns satirischem Schmäh-Gedicht auf Erdoğan gesehen hat. Gedichte vermögen alles - und nichts. Sie sind nie out, weil sie nie in waren. Sie sind einfach da, wie die Elemente.

BK: Du hast gerade ein Stipendium für Deine Kindergedichte erhalten. Du bist ja selbst Vater von zwei kleinen Söhnen: Liest Du ihnen die Gedichte vor? Testest Du etwa an Deinen eigenen Kindern, ob Deine Texte funktionieren? Wäre ja hart...

MK: Oh ja, das ist hart. Es ist aber auch wunderschön, wenn sie lachen oder fasziniert zuhören, und ich genau dann weiß, ob ein Text funktioniert. Kinder sind so brutal ehrlich. Das hilft mir sehr.

BK: Hast Du mal aus dem Stegreif ein Kinder-Gedicht parat, das exemplarisch für Deinen Sound ist?

MK: Der Text heißt "Nachzählen", ist ganz kurz und geht so: "Dieses Gedicht bestand ursprünglich aus acht".

BK: Das Herbst-Thema von „Dichter am Wasser“ lautet „Was sagt uns der Tod – und was sagen wir ihm?“ Das ist auf den ersten Blick ein nicht gerade munteres Motto. Ist es Dir leicht gefallen, Dich dem lyrisch zu widmen?

MK: Es ist mir sogar sehr leicht gefallen, denn wer nie über den Tod nachdenkt, der dichtet nicht. Dichter leben in ihren Texten immer in der Vergangenheit und in der Zukunft, zu der auch der Tod gehört. Dass man dabei nicht larmoyant wird, sondern mit diesem Tabu-Thema auf verwegene Weise umgeht, gehört vermutlich zum Berufsfeld des Schriftstellers dazu.

BK: Zum Schluss noch zackig: Wer ist Dein Lieblingsdichter oder Deine Lieblingsdichterin? Und warum?

MK: Das ist eigentlich unbeantwortbar. Doch da es sein muss: Charles Bukowski. Er hat es geschafft, die Alltagswelt der amerikanischen Unterschicht zu Literatur zu machen. Darf ich außerdem noch Marie Luise Kaschnitz nennen? Ihr Gedicht "Nicht gesagt" sollte jeder kennen. Ja, jeder!

BK: Vielen Dank für dieses Interview – und dafür, dass ich mal dichter am Dichter dran sein durfte!
Mehr unter: Matthias Kröner www.fairgefischt.de
Das Interview führte Britta Koth


Übrigens – weil es ja alle kennen sollten – hier einmal von M. L. Kaschnitz gesagt:

Nicht gesagt
Was von der Sonne zu sagen gewesen wäre
Und vom Blitz nicht das einzige Richtige
Geschweige denn von der Liebe.
Versuche. Gesuche. Mißlungen
Ungenaue Beschreibung
Weggelassen das Morgenrot
Nicht gesprochen vom Sämann
Und nur am Rande vermerkt
Den Hahnenfuß und das Veilchen.
Euch nicht den Rücken gestärkt
Mit ewiger Seligkeit
Den Verfall nicht geleugnet
Und nicht die Verzweiflung
Den Teufel nicht an die Wand
Weil ich nicht an ihn glaube
Gott nicht gelobt
Aber wer bin ich daß


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