Das Warten hat sich gelohnt! Keines der Bilder erinnert an den „alten“ Erasmus Zipfel. Der Maler hat die lange Schaffenspause zur künstlerischen Weiterentwicklung genutzt. Ein ganz neuer Stil in Malerei und Technik ist entstanden. Verteilten sich sonst Zipfels abstrakte Farbkompositionen über die gesamte Leinwand, sind sie jetzt durch vertikale oder horizontale Balken begrenzt.
Zipfels dreigeteilte Bilder zeigen einen für den Künstler typischen Rhythmus der Farben. Im Fokus des Betrachters steht immer das Mittelteil, das von einfarbigen Seitenteilen begrenzt wird. Das Mittelteil, je nach Motiv mal größer oder kleiner, zeigt eine geradezu brodelnde Farbgebung, die von einem kräftigen, breiten und teilweise aggressiven Pinselduktus dominiert wird. Die rahmenden Teile korrespondieren mit einer Farbe des Mittelteils und harmonisieren so mit der Farbkomposition des Bildes. Die Farben variieren von sanften Erdtönen bis zu reinen Komplementärfarben. Aus dem Rahmen fallen zwei Exponate, bei denen der Künstler die Seitenteile unterteilt hat in einzelne farbige Segmente.
Foto: Blick in die Ausstellung, (c) Christel Busch
Doch nicht nur die Motive sind neu für den Betrachter, sondern auch der Bildaufbau. Zipfel experimentiert mit einer neuen Technik, indem er die Leinwand mit kleinen oder großen Papierflächen beklebt. Hierauf kommen dick aufgetragene, monochrome Ölfarben. Den Abschluss bilden Farbmischungen aus Eitempera. Die breite, unruhige Strichführung der Mitte ist entweder mit einem Pinsel oder mit einem Spachtel aufgetragen. Erasmus Zipfel auf der Vernissage, Foto: (c) Christel BuschZur Ausstellungseröffnung am vergangenen Freitagabend versammelten sich Freunde des Künstlers und Liebhaber seiner Kunst im Foyer des Kolosseums. Nach der humorvollen Begrüßung von Frau Antje Peters-Hirt gab Herr Dr. Thorsten Rodiek eine ausführliche Einführung in die farbenfrohe Bilderwelt des Künstlers. Zipfels über 20 großformatige Bilder (150 x 125 cm) finden an den Wänden des neu renovierten Foyers im Kolosseum einen repräsentativen Rahmen.
Auf die Öffnungszeiten der Ausstellung angesprochen, wies Ole Nissen, Leiter des Kolosseums und Kurator der Ausstellungen, nur schmunzelt auf die Besucherzahlen seines Hauses hin. Während der Ausstellungsdauer finden über 10 Veranstaltungen statt. Das dürften summa summarum etwa 7.000 Besucher sein. Welche Galerie kann damit konkurrieren!
Die sehenswerte Ausstellung ist bis zum 23. November 2010 während der Veranstaltungen im Kolosseum zu besichtigen.