Ausstellung im St. Annen-Museum
Nordic Design versus Bauhaus?

Nein, keineswegs. Die aktuelle Ausstellung im Lübecker St. Annen-Museum „Nordic Design. Die Antwort aufs Bauhaus“ stellt einen der wichtigsten Wohntrends der Moderne vor: schnörkelloses, skandinavisches Design, das seit den 1950er Jahren seinen Siegeszug um die Welt angetreten hat.

Quasi als Reaktion und Konsequenz auf das kühle Bauhaus-Design entwickelt sich das Nordische Design, das allerdings organische Materialien bevorzugt. Prägend für beide - wie den Stahlrohrmöbeln eines Mart Stam oder Marcel Breuer und den Stil der Nordländer, Dänemark, Schweden. Finnland, Norwegen - sind die reduzierte, funktionale Formensprache. Im Norden dominieren anfangs helle Hölzer wie Birke, Esche oder Kiefer - später auch Teakholz -, hinzu kommen klare Linien und ausgefallene Formen, Lederbezüge und Stoffe sowie frische und helle Farben.

Diese Werkstoffe sind eine Hommage an die atemberaubende Natur der nordischen Landschaft mit den Fjorden und Wäldern, den rauschenden Flüssen und Bächen, den glasklaren Seen, den roten Holzhäusern. Entgegen der kühlen Ästhetik der Bauhausmöbel ist der skandinavische Stil zwar minimalistisch angehaucht, aber warm und gemütlich.



Während sich bereits seit den 1920er Jahren in Deutschland das Bauhaus als Kreativ-Schmiede der Klassischen Moderne entwickelt, kommt es 1930 in Schweden zu einem Skandal. Die große Stockholmer Ausstellung des Schwedischen Kunstgewerbeverbands für Architektur, Kunsthandwerk und Design löst kontroverse Debatten aus. Mit dem Ergebnis, das eine Reformbewegung und Demokratisierung der Wohnkultur entsteht. Diese neuen künstlerischen Ideen sollten nachfolgende Designer nachhaltig beeinflussen. Ab den 60er Jahren beansprucht das schwedische Möbelhaus Ikea äußerst erfolgreich dieses Erbe und macht den neuen Wohntrend zum weltweiten Exportschlager, prägt mit nordischer Wohnkultur und einfachen aber robusten Möbeln zu erschwinglichen Preisen den Zeitgeist.

Stilikonen, wie der Finne Alvar Aalto (1898-1976), der Däne Arne Jacobsen (1902-1971), sowie viele andere Designer sollten wegweisend für den skandinavischen Wohntrend und Lifestyle werden.



Auf Entdeckungsreise durch die Ausstellung kann der Besucher eintauchen in die zeitlose Modernität und Funktionalität der nach Ländern geordneten Objekte. Egal ob Wohnmöbel oder Wohnaccessoires, Sitz- und Kleinmöbel, Leuchten, Kindermöbel und Spielzeug, finnische Glaskunst und Keramiken, die skandinavische Wohnkultur ist dem Betrachter vertraut und prägend für den eigenen Wohnstil.

Immer noch beeindrucken Klassiker wie der Stuhl Serie 7 und der Egg Chair von Arne Jacobsen, der Kinderhochstuhl Tripp Trapp des norwegischen Designers Peter Opsvik, die Leuchten des dänischen Lichtkonstrukteurs Poul Hennigsen oder Kaare Klint sowie die bunten Kunststoffobjekte des Dänen Verner Panton, der in den 1960er Jahren das Interieur für das Verlagshaus der „Spiegel“ in Hamburg gestaltete. Erwähnt seien der knallig orangefarbene Freischwinger Panton-Chair aus Glasfaser/Polyester und der drehbare Kugelstuhl Ball Chair von Eero Aarnio.



Während in Deutschland die Bauhausidee unter dem Einfluss des 3. Reiches und des 2. Weltkrieges zu Ende ging, startete der Boom des nordischen Designs erst in der Nachkriegszeit der 1950er Jahre.

Die kleine, aber feine Ausstellung „Nordic Design. Die Antwort aufs Bauhaus“ wurde konzipiert unter Mitwirkung des Bröhan-Museum, Berlin. Sie ist bis zum 30. August 2020  23. August 2020 zu besichtigen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. St. Annen-Museum, Annen-Straße 15, 23552 Lübeck. www.die-luebecker-museen.de


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