(c) Manfred Dörner

"Manfred Dörner II" – ein Tanz aus Farben und Formen

Berliner Luft weht durch die Räume des historischen Kontor-Hauses in der Lübecker Mengstraße: Manfred Dörner ist nach drei Jahren wieder zu Gast in der Galerie heissingsart und präsentiert seine zweite Soloschau. Aus seiner jüngsten Schaffensphase zeigt das Haus rund achtzehn großformatige Werke von explodierender Farbigkeit. Bilder, die belegen, dass Dörner seine Malweise beharrlich und konsequent weiter entwickelt hat.

Dörner malt abstrakt, keine Figurationen. Neben erdfarbenen Tönen dominieren intensive, teils reine Komplementärfarben. Wolkenartige Farbflächen aus Blau-, Rot-, Gelb- und Grüntönen konstrastieren oder vermischen sich zu einem Tanz aus Farben und Formen, welche dem Betrachter Bewegung und Dynamik suggerieren. Parallele, schräge oder nebeneinander gesetzte Farbreihen schaffen dagegen stabile Bildstrukturen; Farbbalken markieren den Bildraum oder den Bildrand. Raumgreifende Linien sowie markante Pinselstriche überziehen wie ein filigranes, spinnenartiges Geflecht einige Bildkompositionen.

(c) Manfred Dörner(c) Manfred Dörner

Dörner hat eine Vorliebe für große Formate. Seit den 1980er Jahren stellt er kleinere Bildtafeln aus Leinwand oder Holz zu monumentalen, rechteckigen Bildformaten zusammen, die immer neue Kombinationen und variierende Bildwirkungen ermöglichen. Seine großformatigen Abstraktionen erinnern an die amerikanischen Expressionisten Clifford Still, Mark Rothko oder Jackson Pollock, welche in den fünfziger Jahren die Kunstwelt erobert haben. Mit kräftigem Pinselduktus trägt Dörner die Farben Schicht um Schicht auf, kratzt und schabt, sodass die Strukturen des Malgrundes verwischen, die Übergänge verschwinden oder gut sichtbar die Komposition betonen.

Dennoch bleibt seine abstrakte Bildsprache rätselhaft, da ein Motiv in den Gemälden nicht erkennbar ist. Der Betrachter meint wiederkehrende Elemente aus der Natur in Dörners Werken zu entdecken. Formen sich zerstörerische Urgewalten zu Farbexplosionen? Sind es vulkanische Eruptionen, Erdkrusten und Sedimentschichten, Vegetation oder Wolken und Wasser? Auch die fehlenden Bildtitel tragen wenig zur Interpretation seiner Arbeiten bei. Gleichwohl meint der Betrachter Zeichen menschlicher Zivilisation zu erkennen. Ist das etwa ein Haus? Eine weibliche Gestalt im grünen Dschungel? Eine Insel im tosenden grünen Meer? Sind es sich auftürmende Wolkenformationen über einer schwarzen Landschaft? Manfred Dörner spielt geschickt mit der Phantasie des Betrachters.

(c) Manfred Dörner(c) Manfred Dörner

In seinen jüngsten Arbeiten experimentiert Dörner mit Verpackungsfolie und mit der Fotografie. Digital bearbeitet, stark verfremdet und übermalt fügt er Fotografien von Orten oder Ländern, die er in seinem Leben besucht hat, in seine Bilder ein. Was ist das Besondere an Dörners Werken? Wodurch gelingt es ihm, die Emotionen des Betrachters zu wecken? Ist es seine Farbauswahl, seine Motivik oder der Duktus seiner Malweise? Als Autodidakt fühlt Dörner sich keiner Stilrichtung verpflichtet. Frei und ungebunden malt er aus dem Bauch heraus. Seine Themen findet er überall.

Nach einer Lehre als Kunstschlosser und Zahntechniker steigt Dörner aus dem Berufsleben aus und wendet sich in den siebziger Jahren der Kunst zu. Seitdem arbeitet er als freischaffender Künstler. Zunächst ist es die Metallbildhauerei, bis er Anfang der neunziger Jahre das Medium wechselt: weg von den Skulpturen aus rostigen T-Trägern und Stahl-Blechen hin zur Malerei. Der Wechsel zur malenden Kunst mag mit seinem Umzug 2012 von Freiburg nach Berlin, in das Atelier am Prenzlauer Berg, zusammenhängen.

(c) Manfred Dörner(c) Manfred Dörner

In Lübeck bespielt Manfred Dörner mühelos eine etwa 200 Quadratmeter große Ausstellungsfläche in der Galerie heissingsart. Das historische Ambiente des alten Bürgerhauses, die ausgestellten, modernen Bauhausmöbel von Walter Gropius, Marcel Breuer und anderen Designern, bilden einen faszinierenden und stimmigen Rahmen für seine Abstraktionen.

Die Ausstellung „Dörner II“ ist bis zum 11. November 2017 in der Galerie heissingsart zu besichtigen. Die Galerie ist von Montag bis Mittwoch 14 – 18 Uhr und Donnerstag bis Samstag 10 – 18 Uhr oder nach Terminabsprache (telefonisch unter 0451 – 77696) geöffnet.


Sie haben keine Berechtigung hier einen Kommentar zu schreiben.