Schon in den 80er Jahren war die australische Rock- und Bluesband Midnight Oil eine der wenigen progressiven Combos, die offensiv für verschiedene politische Ambitionen lautstark ihre Musik nutzten.
Besonders die Rechte der australischen Ureinwohner, der Aborigines lagen dem charismatischen Frontmann der Band, Peter Garrett in seinen Texten am Herzen. Daneben kämpfte die Band aber auch schon früh für Umweltschutz und weltweite Abrüstung: „Put down that weapon“. Neben INXS und Men at Work waren Midnight Oil in den 90er Jahren die wichtigste Band, die es von Downunder bis in die Hitlisten Europas und den USA schaffte.
Mit „Diesel and Dust“ und der darauf befindlichen Hit-Single „Beds are Burning“, sowie dem Nachfolger-Album „Blue Sky Mining“ mischten die Aussies gehörig auf dem Niveau von zum Beispiel R.E.M. im internationalen Pop-Geschäft mit. Nach vier weiteren, aber weniger erfolgreichen Scheiben war Anfang 2000 das erstmalige Ende der Band verkündet worden.
Peter Garrett hatte politische Ambitionen. Er wurde in das australische Parlament gewählt und später sogar für ein paar Jahre zum Kulturminister Australiens ernannt. Seine Bandkollegen versuchten sich an Solo-Projekten oder spielten in anderen Bands. Aber im Jahre 2017 gab die Band ihr viel umjubeltes Comeback mit einer Tournee, die sie rund um den Globus führte.
Jetzt war die Aussi-Band im lauschigen Hamburger Stadtpark zu Gast und wurde von einer bunten Mischung aus Alt- und Neu-Fans, textsicheren Groupies und überraschend vielen Anhängern aus der Heimat jubelnd empfangen.
Per Handschlag wurde die erste Reihe von Peter Garrett begrüßt, bevor die Band mit „The Dead Heart“ ein richtiges Brett zum Anheizen raus haute. Sofort herrschte beste Laune im Publikum, ein Einstieg nach Maß zum Mitsingen und Mitklatschen. Die folgenden zwei Stunden waren von einer super gut eingespielten Band geprägt (Martin Rotsey – Gitarre, Rob Hirst – Drums und Gesang, Jim Moginie – Gitarre, Keyboards, John Bones Hillman – Bass, Gesang), die zahlreiche Höhepunkte der Band-Geschichte aneinander reihte. „Whoah“, „Dreamworld“ und „Put down that Weapon“ kamen ebenso zu Gehör wie „Golden Age“ und „Truganini“ vom „Diesel and Dust“-Klassiker.
Natürlich kamen auch politische Aussagen beim Publikum gut an. Aborigines-Fahnen wurden geschwenkt und Donald Trump als größter politischer Idiot neben den englischen Brexetiers aus England gegeißelt.
Der mittlerweile 66jährige Frontmann Garrett kommt mit seiner schlaksigen Figur und den skurrilen Tanzeinlagen immer noch locker an und weiß, mit seinen charismatischen Aussagen noch immer zu überzeugen. Zwischendurch bearbeitet er die Harp, während seine Band-Kollegen einen akustischen Set abliefern. Als Rock´n´Roll-Tier macht Garrett einen authentischen Eindruck und überrascht mit seiner Fitness. Genau so wie sein Schlagzeuger, der zu „Power and the Passion“ ein monströses Drum-Solo zelebrierte.
Und natürlich mussten gegen Ende der Show noch „Beds are Burning“(inklusive Saxophon-Unterstützung) und das wunderbare „Forgotten Years“ zur Begeisterung der Fans gebracht werden. Und mit der Schlusszugabe „King of the Mountain“ - bevor der Strom wegen der Nachbarn des Stadtparks pünktlich um 22 Uhr abgedreht wird - ging ein weiterer hervorragender Konzertabend bei sommerlichen Temperaturen zur allseitigen Zufriedenheit zu Ende.