Foto: Info Pavillon auf den Magellan-Terrassen, (c) Holger Kistenmacher

Info Pavillon auf den Magellan-Terrassen vorgestellt
10. Hamburger Architektur Sommer (Mai bis Juli 2023)

Die Temperaturen waren wenig sommerlich, als der neue spektakuläre Info-Pavillon des Hamburger Architektur Sommers 2023 von Christoph Winkler vom Vorstand des organisierenden Vereins „Initiative Hamburger Architektur Sommer e.V. dem interessierten Publikum und der Presse vorgestellt wurde.

Der Entwurf des Künstlers Lukas Lendzinki und seines Kollektivs „umschichten“ gibt ein Beispiel für zirkuläres Bauen. Der temporäre Pavillon zeigt kreislaufgerechtes Bauen im Zeitraffer und wird als Modellversuch beworben. Der luftige Raum wirkt wie ein Materiallager, was als Kunstkonzept auch so beabsichtigt ist, denn er benutzt Materialien, die von Firmen gesponsert sind und später ihrer eigentlichen Nutzung wieder übergeben werden. Die Firma Schüco hat dafür 600 sechs Meter lange Aluminiumprofile geliefert, die später Fenster umkleiden werden, geliefert, und von der Derix-Gruppe stammen ca. 20 Tonnen Wandausschnitte aus Brettsperrholzwandelelementen, aus denen zukünftig Up-Cycling Möbel für Hamburger Schulen gebaut werden sollen. So werden die Baustoffe im Sinne von ressourcenschonendem Bauen in den Kreislauf zurückgeschickt.

Foto: Pressekonferenz am Info-Pavillon, (c) Holger KistenmacherFoto: Pressekonferenz am Info-Pavillon, (c) Holger Kistenmacher

Vom 3. Mai bis zum 31. Juli 2023 ist der Bau auf den treppenförmigen Magellan-Terrassen in der Hafen-City der zentrale Anlaufpunkt für alle Besucher/innen des Hamburger Architektur Sommers. Der Blick geht über das Hafenbecken mit den Traditionsschiffen bis zur Elbphilharmonie. Ein wunderbarer Platz zum Informieren, Ausprobieren und Diskutieren. Gleichzeitig wird ab dem 5. Mai genau dort die umgebaute Schute „Arca Futures“ (Arche der Zukunft) anlegen, um an Bord ein umfängliches Veranstaltungsprogramm zum amphibischen Bauen anzubieten.

Wobei sich in diesem Jubiläumsjahr im Programm des Architektur Sommers alles um die Themen Ökologie und Baukunst drehen soll. Dafür gibt es insgesamt über 280 Veranstaltungen über die gesamte Stadt verteilt, die von Menschen für Menschen konzipiert wurden. Stichworte wie die existenzielle Frage der Unterbringung einer wachsenden Bevölkerung bei fortschreitendem Klimawandel in Zeiten des schrecklichen Ukraine-Krieges stehen ebenso im Mittelpunkt wie Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Einbeziehung der Bevölkerung von Klein bis Gross, von arm bis reich, von einheimisch bis zugewandert.

Foto: Pressekonferenz am Info-Pavillon, (c) Holger KistenmacherFoto: Pressekonferenz am Info-Pavillon, (c) Holger Kistenmacher

Besonders stolz sind die Macher der Veranstaltungsreihe über den neuen Schwerpunkt „Junge Architektur“, die vor allem Kinder und Jugendliche zum Erleben und Mitmachen animieren möchte. Dazu gibt es Konzerte, Tanz und Performances, Podiumsdiskussionen und diverse Mitmachformate. Es geht um Fragestellungen wie: Wie können Werkstoffe sinnvoll und effizient eingesetzt werden? Was können wir von der Natur lernen? Wie lange können Baustoffe leben? Beispiele dafür sollen laut Frau Metz von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, die Transformation von brachliegenden Hafengeländen in neue Stadtquartiere und die Entwicklung des Grasbrook zu einem Wohnquartier für 3000 Bewohner sein.

Im gesamten Veranstaltungsreigen des Architektur Sommers gibt es wunderbare Aktionen wie die sogenannten „Lunch-Dates“ auf unterschiedlichen Hamburger Gründächern oder das geplante Picknick mit einem 100 Meter langen Tisch mit Bänken auf dem neuen Autobahndeckel in Schnelsen. Dort ist jetzt ein bunter Park entstanden, der in Anlehnung an ein Gemälde von Edouard Manet (Frühstück im Grünen) als Fest für alle, statt Autolärm und Blechlawinen genutzt werden soll. Wunderbare Idee!

Foto: Pressekonferenz am Info-Pavillon, (c) Holger KistenmacherFoto: Pressekonferenz am Info-Pavillon, (c) Holger Kistenmacher

Ausstellungen über alle Formate, Inhalte und Dimensionen sind für das gesamte Sommer-Halbjahr geplant. Zum Beispiel die Fotoausstellung Tanz und Architektur in Wandsbek. Oder Kunst am Gleis oder Städtisches Grün als Kultur- und Klimaaufgabe. Bezüglich Bauen und Natur gibt es in Hamburg gerade eine große Kontroverse: Es geht um ein Wohnbau-Projekt im Diekmoor im Norden von Hamburg, wo ein Landschaftsschutzgebiet entwässert werden soll, um Platz für 700 Wohnungen zu gewinnen. Dazu gibt es diverse Touren, Diskussionen und Streitgespräche.

Bei Führungen können Interessierte die Welt der Graffiti in Hamburg erleben. Dazu lädt das OZM Hammerbrooklyn in der Spaldingstraße ein, ein wunderbar bemaltes Gebäude mitten im Industrie-Umfeld. Um Urban Art geht es auch bei dem „Mural Walk - Walls can dance“, wo künstlerische Bemalungen ganzer Häuserwände besichtigt werden können, wie auch bei diversen weiteren Führungen und Aktionen zum Thema StreetArt.

Foto: Pressekonferenz am Info-Pavillon, (c) Holger KistenmacherFoto: Pressekonferenz am Info-Pavillon, (c) Holger KistenmacherDazu kommen diverse Programmpunkte aus dem Bereich Film, Installation, Performance und Musik. Aber auch Vorträge, Konferenzen und Podiumsdiskussionen. Ein Höhepunkt dürfte sein, das Pritzker-Preisträger Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal, die mit ihrem renommierten Architektur-Büro den Zuschlag bekommen haben, im Jahre 2025 bei laufendem Betrieb die Sanierung und Erweiterung des internationalen Produktionshauses Kampnagel zu realisieren, dort für eine Podiumsdiskussion zu Gast sein werden.

„Das alles und noch viel mehr“, um mit dem „König von Deutschland“, dem seeligen Rio Reiser zu sprechen, gibt es von Mai bis Ende Juli in Hamburg, was auch für Nicht-Hamburger von Interesse sein dürfte.

Weitere Informationen liefert das umfangreiche Booklet. Die Organisatoren und Koordinatoren Stefan Feige, Irmela Kästner, Gelte Mertens und Silke Schwarzmann haben monatelang daran gefeilt: www.architektursommer.de

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

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