Figurentheater Lübeck (Detail), Soluvo/Wikipedia

Architektenbüro Siegmund und Konermann
Das TheaterFigurenMuseum und das Figurentheater Lübeck wird komplett umgebaut

Bauarbeiten im Welterbe? Das ist allemal ein schwieriger Eingriff. Im Kolk hat sich die Possehl-Stiftung, Gesellschafterin von TheaterFigurenMuseum und Figurentheater, zu einer großen Operation entschlossen.

Beide Häuser sollen für den Betrieb der Zukunft gerüstet werden. Doch dabei geht es nicht allein um Sanierung und Modernisierung. Nach den Plänen des Lübecker Architektenbüros „Konermann und Siegmund“ tauschen die Institutionen ihre Plätze, heißt: In den bisherigen Museumskomplex, bestehend aus den Gebäuden Nummer 14, 16 und 18, zieht das Theater, wobei das nicht denkmalgeschützte Haus Nummer 18 abgerissen und als Theaterbau neu aufgebaut wird. Das derzeitige Theatergebäude (Kolk 20, 22) wird entkernt. Hinter der denkmalgeschützten Fassade entsteht dann ein Neubau – ein Haus im Haus gewissermaßen.

(c) Siegmund + Konermann(c) Siegmund + Konermann

Seit Jahresbeginn ist das TheaterFigurenMuseum bereits geschlossen, später im Jahr soll der Theaterbau nachziehen. Bauzeit: zwei bis drei Jahre. „Konermann und Siegmund“, die z. B. auch den Neubau der Kunsthalle St. Annen und den des Ulrich-Gabler-Hauses realisierten und auch an den Sonderbauten der Priwall-Waterfront beteiligt sind, hatten im vergangenen Herbst den von der Possehl-Stiftung ausgerufenen Architektur-Wettbewerb „Räume für Theaterfiguren“ gewonnen.

Seit geraumer Zeit wird diskutiert, dass die Kulturhäuser am Kolk dringend einer Modernisierung bedürfen, im Museum erlaubt die drangvolle Enge keine zeitgemäße Präsentation, Barrierefreiheit ist in keinem der beiden Komplexe hergestellt. Auch das soll sich ändern, aber nicht nur das. Mit der Aussicht auf neue, großzügigere Räumlichkeiten streben Museumschefin Dr. Antonia Napp und Stefan Schlafke, der künstlerische Leiter des Figurentheaters, eine intensivere Zusammenarbeit an.

Das neue Figurentheater, (c) Siegmund + KonermannDas neue Figurentheater, (c) Siegmund + Konermann

Möglich wird das mit einer noch nüchtern als „Multifunktionsraum“ bezeichneten Fläche im neuen Haus Nummer 18, in dem auch museumspädagogische Arbeit einen Platz findet. Ein gemeinsamer Empfangsbereich wird die Besucher der einen auf die jeweils andere Institution aufmerksam und im besten Fall neugierig machen. Derzeit nämlich sei die gemeinsame Schnittmenge sehr klein, sagt Antonia Napp.

Beim Blick auf die Pläne der Wettbewerbs-Sieger habe sie dann aber doch schlucken müssen, sagt die Museumschefin. Die Möglichkeit einer Rochade hatten weder sie noch Schlafke bis dahin in Erwägung gezogen. Max Schön, Vorsitzender des Stiftungsvorstands, ist noch immer fasziniert von der Ideenfülle, die sich beim Wettbewerb präsentiert hat. Nicht nur die Sieger hätten dort die vorhandene Vorstellungswelt gesprengt, „Konermann und Siegmund“ dann aber mit der Besonderheit sowohl eines Theaterneubaus, der ein nicht denkmalgeschütztes Bauwerk ersetzt, als auch mit einem Museum, das als neues Gebäude am Kolk 20, 22 hinter einer alten, geschützten Fassade entsteht.

Museumsneubau hinter alter Fassade, (c) Siegmund + KonermannMuseumsneubau hinter alter Fassade, (c) Siegmund + KonermannMit diesem Haus im Haus soll für Besucher zugleich die Architektur selbst zum Erlebnis werden: Schon die Außenwand des neues Gebäudes soll als Ausstellungsfläche genutzt und per Treppe zwischen alter Fassade und Neubau von den Besuchern zu erkunden sein. Im Innern sind über Kasse, Foyer und Cafeteria vier Ausstellungsebenen geplant, auf denen Antonia Napp u. a. komplette Bühnen zeigen möchte.

Einen weiteren belebenden Effekt verspricht sich Max Schön für die Straße selbst, dadurch, dass künftig hinter den – bisher verdunkelten − Fenstern des TheaterFigurenMuseums Licht und Bewegung sichtbar werden. Die nächsten Aufgaben im heutigen Museumskomplex obliegen zunächst den Denkmalpflegern, die die Gebäude analysieren, erst dann rücken die Bauarbeiter an. Im heutigen Figurentheater läuft bis Ende April noch der Spielbetrieb, der nach einer Pause im Oktober an einer Ausweichspielstätte fortgesetzt wird.

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Titelfoto: Figurentheater Lübeck (Detail), Soluvo/Wikipedia


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