Cary Grant, Rosalind Russell, Ralph Bellamy

Frauenquote in Film und Medien
Vorhang auf für die Frauen!

In der Filmwirtschaft haben ernüchternd wenige Frauen eine Führungsposition. Die Schauspielerin Jasmin Tabatabai und der Verein ProQuote Film fordern deshalb eine Frauenquote. - Warum wir Männer für das Problem verantwortlich sind, eine Frauenquote den Klimawandel begünstigt und was wir jetzt stattdessen tun sollten, um das Schlimmste zu verhindern.

Lediglich ein Prozent aller Führungspositionen sind in der Film- und Medienbranche von Frauen besetzt, so das Ergebnis einer internationalen Studie. Zudem beklagen viele Darstellerinnen weltweit, nur selten attraktive Aufträge zu erhalten. Vor und hinter der Kamera müssen sie häufig einem stereotypen und sexualisierten Rollenbild entsprechen, das dem heutigen Zeitgeist nicht angemessen ist und ihrem weiblichen Selbstbild widerstrebt, lautet die Kritik.

Der Verein ProQuote Film setzt sich hierzulande dafür ein, die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern in der Filmindustrie zu beenden. Das soll mit einer Frauenquote von 50 Prozent auf allen Ebenen der Filmwirtschaft gelingen.

Genau dafür hat neulich die Schauspielerin Jasmin Tabatabai, die sich für den Verein mit Sitz in Berlin engagiert, in einer Talkshow geworben. Sie plauderte sozusagen aus erster Hand über die schlechten Arbeitsbedingungen für Frauen in der Filmbranche und kam schnell auf die Idee einer Frauenquote zu sprechen, mit der die Ungleichheit aus ihrer Sicht endlich beendet werden könnte. Doch wozu eigentlich so eine Frauenquote, wenn wir Männer doch auch ganz freiwillig den Vorhang für die Frauen öffnen können?

Klingt absurd? Keineswegs: In der Talkshow betonte die deutsch-iranische Schauspielerin ja sogar selbst, dass die Männer an den Missständen keine Schuld hätten. Die Kritik richtet sich nicht gegen die Männer, sondern gegen die Struktur, gegen die gesellschaftlichen Stereotype und die eingefahrenen Machtverhältnisse, sagte sie.

Wie bitte? Nochmal ganz langsam: Die Männer tragen keine Schuld. Die von Männern dominierte Struktur, durch die sich Frauen benachteiligt fühlen, gehört aber abgeschafft. Wie passt das bitte zusammen?

Haben die Männer also gar nichts mit den Strukturen zu tun? Nur woher stammen die dann? Sicherlich hat keiner der Herren von heute die Strukturen erschaffen, aber vielleicht waren es deren Väter, Groß-, Urgroß-, Ururgroßväter… Viele von ihnen werden die Strukturen der Ungleichbehandlung, wissentlich oder nicht, mindestens durch Unterlassen – aus welchen Gründen auch immer – weiter manifestiert haben. Das gleicht in etwa einem Erbe, das eine Generation an die nächste weitergibt, bis wir Männer es einmal ausschlagen. Und wenn hierbei von geistigem Erbgut die Rede ist, so kann eine Frauenquote die Strukturen vielleicht ein wenig modifizieren, nicht aber komplett abbauen: Die Verantwortung dafür liegt allein bei uns Männern als geistige Erben.

Wir haben es also in der Hand: Wir können die Vergangenheit beenden und damit beginnen, Gleichberechtigung zu leben.

Und wir sollten der Verantwortung gerecht werden, weil eine Frauenquote sonst vieles noch viel schlimmer macht: Auf den ersten Blick mag sie die Ungleichheit zwar rein zahlenmäßig beenden, wenn genauso viele Frauen wie Männer in der Filmbranche beschäftigt wären und die Chefetagen entsprechend strukturiert sind. Doch wir sollten nicht vergessen, dass hier von der Film- und Medienbranche die Rede ist. Da sollte es doch bitteschön kreativ zugehen, oder? Aber was ist bitte noch kreativ daran, wenn auf allen Ebenen gleich viele Frauen und Männer arbeiten? Gar nichts.

Und an der gelebten Gleichbehandlung, also hin zu mehr Offenheit, Respekt und Wertschätzung unter den Geschlechtern, ändert eine Quote doch auch rein gar nichts. Eine Quote ist schließlich ein quantitatives Instrument, es schafft keine Qualität.

Vielmehr zwingt sie Frauen wie Männer, die verfügbaren Plätze gleichmäßig zu besetzen, bläht Abteilungen dadurch auf und steigert die Kosten. Die Zeiten, in denen ein Team auch aus einer ungeraden Anzahl an Personen oder ausnahmslos nur einem Geschlecht bestehen kann, wären vorbei. Bevor ein Projekt beginnt, müsste jedes Mal streng durchgezählt werden, ob genug Frauen und Männer vorhanden sind. Wie banal ist das denn bitte? Ich finde, es grenzt an Diskriminierung, die Geschlechter derart einander aufzuwiegen, schließlich sind wir doch alle Menschen, egal ob weiblich oder männlich. Nicht das Geschlecht, sondern die Qualifikation, die individuelle Leistungsbereitschaft, der Charakter und der persönliche Erfolg sollten für eine Tätigkeit entscheidend sein.

Genau genommen pfercht eine Frauenquote die Geschlechter zusammen wie die Tiere im Zoo. Doch in einem Gehege, in dem die Anzahl der Tiere und deren Geschlechter kontrolliert werden, ergeben sich viel häufiger Rangkämpfe als in freier Wildbahn. Das haben Verhaltensforscher zum Beispiel bei Wolfsrudeln beobachtet. In freier Wildbahn besteht eine natürliche Hierarchie, der sich die wilden Tiere freiwillig unterordnen, egal welches Geschlecht sie haben. Wer sich dem Rudel nicht anpassen mag, der wird nicht aufgenommen, ganz einfach. Da spielt es keine Rolle, ob weiblich oder männlich. Da ist niemand, der das Rudel einmal durchzählt und feststellt, dass es einen zu hohen Anteil an Rüden oder Fähen gibt. Und es kommt niemand auf die Idee, ein Tier aufzunehmen, obwohl es nicht ins Rudel passt, nur um die Anteile der Geschlechter auszugleichen. Mit einer Frauenquote entfernt sich der Mensch also genau davon: der wilden Natur. Und die dann steigenden Rangkämpfe sind gleichsam Naturkatastrophen. Ist das etwa zeitgemäß angesichts des Klimawandels?

Und was ist mit denen, die keinem Geschlecht angehören wollen und sich für divers halten? Die gehen bei einer Frauenquote komplett leer aus. Wird denen dann fristlos gekündigt? Also mehr Ungleichbehandlung geht ja wohl nicht!

Männer, wir sollten den Frauen endlich freiwillig öfter einmal einen Platz in unseren Reihen anbieten, dann brauchen die dafür keine Quote! Und wir sollten damit aufhören, die Frauen in ein Korsett zu zwängen, das ihnen gar nicht passt. Wir wissen doch, wie es ist, wenn uns jemand die Kleidung für den nächsten Tag rauslegt. Ich denke, das haben die Frauen jetzt auch verstanden. Sie sind frei, genauso wie wir. Und den Rest überlassen wir einfach der Natur, die wird es allen danken – selbst den Diversen.

Bühne frei und Vorhang auf: Hier kommen die Frauen!

Christoph Krelle
Christoph Krelle
Nicht in Lübeck geboren, aber in Lübeck zum Schreiben gefunden - auch dank "unser Lübeck", für das er seit 2014 in unregelmäßigen Abständen schreibt. Ansonsten Journalist, Autor und Dozent für kreatives Schreiben.

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