Rivers Cuomo, Foto: Holger Kistenmacher

Stadtpark Hamburg Open Air
Fröhliches Mitgröhl-Konzert mit Weezer

Der Auftritt im Hamburger Stadtpark war das einzige Konzert der amerikanischen College-Rocker Weezer in Deutschland.

Eigentlich schien die Anfang der 90er Jahre gegründete Alternativ-Rock-Band schon weg vom Fenster, aber dann warfen sie Anfang des Jahres gleich zwei neue Alben auf den Markt. Mit „Teal“ gab es ein Werk, auf dem die Band bekannte Nummern von Toto, A-ha oder dem Uralt-Hit „Happy Together“ von The Turtels coverten. Gleichzeitig wurde das fünfte Studio-Album – The Black Album – veröffentlicht. Also genügend neues Material, um alte und neue Fans zu erfreuen.

Scott Shriner, Foto: Holger KistenmacherScott Shriner, Foto: Holger KistenmacherAber der Abend verlief völlig anders, war aber trotzdem ganz nach dem Geschmack des Publikums, das textsicher fast jeden Song der Show mitgröhlte. Es begann mit dem ersten Hit von Weezer: „Buddy Holly“, den der agile Frontman, Sänger und Gitarrist Rivers Cuomo und seine drei Band-Kollegen (Gitarrist und Keyboarder Brian Bell, Bassist Scott Shriner und Schlagzeuger Patrick Wilson) zum Besten gaben. Mit Brille und weißem Kompott-Hütchen gibt Rivers Cuomo die Rampensau, ewig zappelig die Bühne rauf und runter laufend, in Siegerpose oder nach einem gelungenem Gitarren-Solo auch mal die Muskeln spielen lassend. Es folgte sogar ein ausgiebiger Gang über die gesamte Bühnenfläche bis hinein in den benachbarten Bier-Stand, wo die Tresen-Damen zunächst entsetzt und dann begeistert reagierten.

Die ca. 3.500 Fans bejubelten jede Nummer, auch wenn die schon 20 Jahre alt waren. Während das neue „Black Album“, welches weder bei den Kritikern als auch bei den Fans nicht besonders gut weg kam, völlig ignoriert wurde, bekamen die alten Nummern, wie „Why Brother?“, „My Name is Jonas“, „Say it ain´t So“, „In the Garage“ oder die als Zugabe gespielten „Hush Pipes“ und das lässige „Beverly Hills“ den meisten Applaus.

Kollektives Mitgröhlen war dann bei den ziemlich poppigen Cover-Versionen angesagt. Zunächst „Africa“ von Toto, welches schon ein Hit war, als es die Weezers noch gar nicht gab. Auch bei A-ha´s „Take on me“ waren die Fans textsicher bei der Sache, und der wunderbare Turtels-Klassiker „Happy Together“ wurde zur Umarmungs- und Kuss-Ballade mit Gänsehaut-Effekt. Ganz ohne Unterstützung von Sänger Cuomo kam der Refrain von „Island in the Sun“ aus, den die Fans zur Freude der Band lauthals intonierte. Ein weiterer Höhepunkt dieses souveränen Weezer-Gastspiels war die Accapella-Version von „Boddy Holly“, die den Zugaben-Teil einläutete und mehrfach durch Szenen-Applaus unterbrochen wurde.

Rivers Cuomo und Patrick Wilson, Foto: Holger KistenmacherRivers Cuomo und Patrick Wilson, Foto: Holger Kistenmacher

Obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal eineinhalb Stunden Programm absolviert waren, konnte es der Party-Laune nicht schaden, denn das Fan-Volk bekam, was es hören wollte. Abgehangene Klassiker der Mitte-90er-Jahre statt Synthi-Salsa-Verirrungen. Dafür poppig-krachende Alternativ-Rock-Nummern a lá Pixies und geschmeidige Cover-Songs, die jeder kennt. Zufrieden schunkelten die glücklichen Fans in die dann doch nicht mehr so lauschige Hamburger Nacht.

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

Kommentare  

# Weg vom Fenster?Jens (12.07.2019, 20:46)
Naja, die vorletzten beiden Alben (2016 und 2017) waren jeweils für einen Grammy nominiert und das Africa-Cover war wochenlang Platz 1 der amerikanischen Alternative-Charts. Ist dies neuerdings ein Nachweis für Bedeutungslosigkeit oder hätte der Autor etwas tiefergehend recherchieren können?

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