Was schenken?
Rockin Around the Christmas Tree

Auf dem Musikmarkt gibt es eine unzählige Menge an weihnachtlichen Alben und jedes Jahr bringen die Musiker, die sich aktuell erfolgreich in den Charts tummeln, ihre eigenen Interpretationen heraus. Ich habe da so langsam den Überblick verloren und einmal in meinem Regal geschaut, welche poppigen Christmas-Scheiben mir immer noch am besten gefallen.

Natürlich hat es die ewigen Klassiker von Chris Rea, Wham, Paul Mc Cartney etc., die jährlich pünktlich zur Vorweihnachtszeit bei den Radiosendern ihr Stelldichein geben. Zu Recht. Doch es gibt auch noch andere hörenswerte Perlen, die ich präsentieren möchte. Da macht das Kekse backen und Weihnachtsessen vorbereiten Lust, nicht nur sein Herz, sondern auch die Ohren zu öffnen und vielleicht auch mal die Hüften zu schwingen, bevor sich die Leckereien darauf absetzen.

Auf der Suche nach diesen Perlen dachte ich zunächst, dass es sehr viele würden, die mir jetzt besonders ins Auge fallen, doch weit gefehlt: Ich kann es passender Weise auf vier herunterbrechen, quasi ein Favorit für eine Kerze auf dem Weihnachtskranz.

Die erste Kerze entflammt sich für Toni Braxtons „Snowflakes“ (veröffentlicht im Jahr 2001). Die amerikanische Sängerin hatte ihre musikalischen Hochzeiten in den späten 90er Jahren. Songs wie „Un-break My Heart“, „Spanish Guitar“ oder „Breathe Again” zählen zu den bekannten Singles, die noch heute die Radio-Playlists füllen und hoch in den Charts vertreten waren. Mittlerweile ist die Künstlerin auch schauspielerisch im amerikanischen Fernsehen unterwegs. Gastspiele am Broadway und mehrfache Gold- und Platinauszeichnungen runden ihre Erfolgsgeschichte ab.



Was dieses Album für mich so besonders macht, ist dass hier auch eigene Songs komponiert und interpretiert werden. Die samtige Stimme Braxtons und die groovigen Bass Lines verbreiten ein angenehmes Gefühl im Ohr. Dabei macht es die Mischung aus Klassikern wie „Have Yourself A Merry Little Christmas“ und „The Christmas Song“ und eben der eigenen Tracks so einzigartig. Ganz speziell gefallen mir der Titelsong „Snowflakes“, „Holiday Celebrate“ und das tanzbare Duett „Christmas in Jamaica“ mit dem ebenso bekannten jamaikanischen Sänger Shaggy („Mr. Boombastic, Oh Carolina“ etc.).

Kerze zwei wird für die Kompilation „A Very Special Christmas“ angezündet. Hiervon gibt es drei Teile plus einer „Live“ Ausgabe, doch die Ehre gebührt der ersten Version. Im Jahr 1987 erschienen, hat dieses Werk schon 32! Jahre auf dem Buckel und klingt für mich immer noch, wie erst gestern erschienen. Die Künstlerliste mutet wie das Who is who der 80 er Jahre an; haben sich hier doch beispielweise Bryan Adams, Bon Jovi oder Sting verewigt. Vertont sind hier einige der bekanntesten amerikanischen Pop Klassiker aus dem Weihnachtsgenre. Doch es ist hier teilweise Vorsicht geboten, erwartet man dabei still und in Ruhe die Kekse ausstechen zu können.

Bruce Springsteen wünscht in seiner rockigen Liveversion „Merry Christmas Baby“ mit seiner bekannten kratzigen Stimme. Rockig kann auch John Mellencamp, was er mit „I Saw Mommy Kissing Santa Claus“ beweist. Hier müssen bei mir zumindest die Füße mitwackeln, oder die Mandeln und der Puderzucker fliegen durch die Küche; auch das kann passieren Doch es geht auch ruhiger. Das legendäre Duo Eurythmics um Annie Lennox und Dave Stewart bereichern dieses Werk mit einer elektronischen Variante des „Winter Wonderland“. Die markante Stimme Lennox treibt mir immer noch eine angenehme Gänsehaut auf den Rücken.



Die dritte Kerze hat mich einen Moment überlegen lassen, ob ich sie dem nächsten Künstler widme. Phil Spector ist leider im späteren Leben durch sehr negative Schlagzeilen und einen schlimmen Absturz in seinem Leben geraten. Vorangegangen ist diesem jedoch eine großartige musikalische Phase, die die Musikgeschichte bereichert hat. Und dem widme ich mich hier.

Also Kerze drei: Berühmt wurde Phil Spector in den 1960er Jahren durch den besonders vollen Klang („Wall of Sound“) der von ihm produzierten Songs. Unterlegt mit Halleffekten und Chorgesängen klingt dieser Sound einzigartig und wurde danach oft kopiert. Während dieser Zeit entstand 1963 das Album „A Christmas Gift For You“. Auch hier sind es die bekannten amerikanischen Klassiker, die interpretiert werden. Die Ronettes, Crystals und Darlene Love pusten hier mit ihren unglaublich kraftvollen Stimmen das Mehl auf der Arbeitsfläche durcheinander. Das Album macht einfach Spaß und es ist schwer, einen Favoriten zu nennen. Eine Dauerschleife wäre denkbar. Die schnelle Version von „White Christmas“ ist ganz weit vorne. Eine gefühlte riesige Anzahl Bläser, Glocken und Schlagzeug rocken die Weihnachtsklassiker. Einmal durch die Küche tanzen bitte.



Mit der letzten Kerze wird es nun wieder etwas ruhiger. Nummer vier zünde ich mit Diana Krall an. Die gebürtige Kanadierin ist eine Meisterin des ruhigen Jazz. Das stellt sie seit 1993 dem breiten Publikum unter Beweis, seitdem in diesem Jahr ihr erstes Album erschien. Auch sie wurde mehrfach mit Gold, Platin und Doppelplatin für ihre Verkäufe ausgezeichnet. Ihren weihnachtlichen Beitrag veröffentlichte sie 2005 mit „Christmas Songs“.

Doch Obacht, auch hier kann man Gefahr laufen, das eine oder andere Utensil bei unvorhergesehenen rhythmischen Körperbewegungen über die Tischkante zu schieben. Der jazzige Swing Sound groovt unglaublich gut. Selten habe ich zum Beispiel „Jingle Bells“ mit so melodiösen und starken Bläserklängen gehört, wie hier. Die ganz leicht rauchige Stimme Kralls kann problemlos mit ihnen mithalten und besonders die ruhigen Songs sind wie Puderzucker auf den Ohren. Beispielsweise ist das zu hören bei „What Are You Doing New Year`s Eve“. Ganz wunderschön ist auch das getragene und durch viele Streicher unterstützte “Count Your Blessings Instead Of Sheep”.



Mittlerweile dürften dann auch die ersten Kekse im Ofen sein und der Weihnachtstee duftet nach Früchten und Nelken in der Tasse. Merry Christmas oder frohe Weihnachten!

Sabine Vierus
Sabine Vierus
Gebürtige Lübeckerin (1971), seit 2016 die Landeshauptstadt Kiel als neue Heimat gewählt. Ausgeprägte Leidenschaft für Musik seit sie laufen kann. Das umfangreiche Musikwissen hat sie als Kauffrau über zwanzig Jahre im CD-Vertrieb an ihre Kunden weitergegeben. In der Freizeit oft mit der Kamera unterwegs; schreibt einen eigenen Blog. Schwerpunktthemen für "unser Lübeck": Musik- und Konzertrezensionen.

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