Foto: (c) Michael Eichholz

Tanzortnord "Miniaturen #1"
Ein persönlicher Dank an zaubernde Tänzer*innen

Unfassbar, dass die Miniaturen # 1 des Ensembles Tanzortnord nur eine halbe Stunde dauern - man fühlte sich anschließend wie nach einer großen Reise...

Durch das Nadelöhr der notwendigen Coronakompliziertheiten gedrungen, gelangt man in den kleinen, schönen Garten des Kulturbüros, setzt sich zu rauschenden Bäumen, die im kühlen Abendwind tanzen. Auch die Vögel am Himmel scheinen am Tanz teilhaben zu wollen - im Scheinwerferlicht des Sommerabends.

So ist es auch ein Segen, dass wir zum Schutz vor Viren im Freien sind - in dieser Stunde ohne Regen. Noch kirre angefüllt von zu viel schrecklichen Nachrichten und Bildern aus der Welt, hofft man vielleicht höchstens auf etwas Ablenkung oder ein wenig Durchatmen, denkt aber nicht einmal daran, man könnte wirklich eintauchen.

Doch dann kommen die Tänzer, aus dem Gebüsch klingt zarte Musik und Zack - man ist verzaubert und mittendrin. Die Tänzer, so nah, packen einen mit ihren erzählenden Körpern, die wirklich sprechen - zu Kopf und Herz. Vielleicht dachte man: Ich kann nichts mehr hören von Coronakummer und dann sieht man die Tänzerin, wie sie ringt mit sich selbst und im vergeblichen Versuch, in Verbindung zu kommen mit den anderen Tänzer*innen, die unbewegt, unerreichlich auf ihren kalten, harten Brocken sitzen und ist dankbar, dass sie dieses Ringen so verkörpert, dass es zu Tränen rührt.

Foto: (c) Michael EichholzFoto: (c) Michael Eichholz

Dann versucht ein Tänzer nach Kräften, ein unsichtbares, undefiniertes Rund zu halten. Ist es seine Motivation, Kraft, Kreativität, Zuversicht? Oder viel größer, versucht er, die Welt zusammenzuhalten, die auseinanderzufallen droht? So ermüdend, übermenschlich, vergeblich?

Und dann, wie ist das möglich, schaffen es die Tänzer, aus einer Bushaltestelle im Gewitter, dort warten Menschen mit Masken und Abstand, eine swingende, fröhliche, tatsächlich heitere Szene zu zaubern - man kann schmunzeln, wie sie sich das Feuerzeug mit Abstand reichen, wie sie doch einen Schirm teilen und miteinander tanzen, ohne die Hände zu berühren und findet sich dann staunend wieder mit wippenden Füßen und kindlich-freudigem Strahlen auf dem Gesicht.

Dann geht man nach Hause in eine wieder neue Welt, die eben noch nur grau grauenvoll schien.

Es waren keine Tänzer, die ich sah. Es waren Zaubernde!

Termine: Mittwoch, 18.08 um 21 Uhr, Donnerstag, 19.08 um 21 Uhr
Ort: SommerGartenBühne, Schildstraße 12, 23552 Lübeck
Infos und Tickets unter www.tanzortnord.de


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