Der Soul Train machte Station für einen Abend in Hamburg
Jamie Lidell live im Uebel & Gefährlich

Vor knapp einer Woche erschien just sein neues Album Building a beginning und Jamie Lidell brachte dies auf seiner Tour auch den deutschen Fans persönlich und live interpretiert mit. Erkennbar gut gelaunt betrat der Künstler die Bühne, nachdem seine Band „Royal Pharaos“ den musikalischen Abend mit einem minutenlangen, satt klingenden Instrumentalstück eingeleitet hatte. Durch die unterstützende, intensive Lichtshow fühlte man sich an die besten Konzert-Zeiten von Prince zurückversetzt.

Jamie Lidell, Foto: Eddy Indra HaryandikaJamie Lidell, Foto: Eddy Indra Haryandika

Bevor das musikalische Multitalent jedoch die Songs des neuen Albums vorstellte, wärmte er den Abend mit seinem etwas älteren Multiply an. Mit seiner souligen Stimme fing er das Publikum sofort begeistert ein. Die Zuschauer im sehr gut besuchten „Uebel und gefaehrlich“ im Hamburger Szeneviertel St. Pauli tanzten und klatschen zum Rhythmus der Musik. Schlaghosen und Hemden mit weitem Kragen wären als Dresscode für das Konzert angebracht gewesen. Einen aufwändigen Bühnenaufbau brauchte es für diese Stimmung nicht. Das Zentrum des musikalischen Geschehens reichte in Form des Jamie Lidell und seiner Band, deren Mitglieder hörbar Vollblutmusiker sind. Der satte Klang der Instrumente und die Harmonie des Backgroundgesanges bildeten eine wunderbare Symbiose.

Ich fühlte mich nach den ersten Tönen sofort abgeholt. Der nächste Song How did I live before your love war der erste, der von Lidell aus dem neuen Album präsentiert wurde. Es folgten weitere Tracks des Albums, wie Walk right back, Trust in you, Another day, Someway more und Building a beginning. Die Songs wurden teilweise durch kleine Anekdoten unterbrochen, die Jamie Lidell erzählte. Er sei stolz auf sein neues Album, freue sich darüber, wieder in kleineren Clubs, der privaten Atmosphäre wegen, spielen zu dürfen.

Jamie Lidell, Foto: Eddy Indra HaryandikaJamie Lidell, Foto: Eddy Indra Haryandika

Er berichtete ebenfalls über den Stolz auf seinen Sohn Julian, dem er auf dem aktuellen Album ein Lied gewidmet hat. Die Zeiten seien heute von Krieg und Hass geprägt, was ihn sehr traurig mache. Doch für Schwermut war an diesem Abend kaum Platz. Vielmehr dominierten der Soul und Groove, mit denen der gebürtige Engländer die Zuschauer auf eine geniale musikalische Zeitreise durch die 60er, 70er und 80er Jahre mitnahm. Einige Songs gingen fließend ineinander über, so dass eine Tanzpause fast unmöglich schien. Das Programm beinhaltete wenige, ruhige Stücke, die aber mit genau der gleichen emotionalen Leidenschaft dargeboten wurden, wie alle anderen Songs.

Nach knapp einer Stunde verabschiedete sich Lidell mit seiner Band händeschüttelnd vom laut nach Zugabe rufenden Publikum. Er liess sich nicht lang hierzu bitten und kehrte nach kurzer Zeit noch einmal zurück auf die Bühne, um die Hörer nochmals mit dem tanzbaren Song Nothing`s gonna change vom neuen Album zum Tanzen zu animieren. Den Schlusspunkt des Abends bildete When I come back around aus dem Jahr 2005. Und genau das ist es, was ich erhoffe: Jamie Lidell kommt wieder, um Station zu machen und Hamburg an einem trüben und regnerischen Abend zum Tanzen abzuholen.



CD-Review: Jamie Lidell „Building a Beginning“

Fotos: Jamie Lidell, Foto: Eddy Indra Haryandika, creative commons

Sabine Vierus
Sabine Vierus
Gebürtige Lübeckerin (1971), seit 2016 die Landeshauptstadt Kiel als neue Heimat gewählt. Ausgeprägte Leidenschaft für Musik seit sie laufen kann. Das umfangreiche Musikwissen hat sie als Kauffrau über zwanzig Jahre im CD-Vertrieb an ihre Kunden weitergegeben. In der Freizeit oft mit der Kamera unterwegs; schreibt einen eigenen Blog. Schwerpunktthemen für "unser Lübeck": Musik- und Konzertrezensionen.

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