Foto: (c) Holger Kistenmacher

Fotoausstellung in der Kulturtanke von Defacto Art
Urban Art around the World

Jetzt soll es doch tatsächlich noch klappen. Jahrelang habe ich eine Ausstellung mit Streetart-Bildern aus aller Welt geplant und vorbereitet, doch dann kam Corona. Später waren keine ausreichenden Räumlichkeiten zu finden und dann kam dazwischen, was dazwischen kommen wollte oder sollte. Doch jetzt geht es endlich los und zwar vom 3. bis zum 12. Juni in der Kunsttankstelle am Holstentor.

Gut 50 Jahre Globetrotterei rund um die Welt hat dafür ein umfangreiches Konvolut an Bildern geschaffen, das ich gerne mit Interessierten teilen möchte. Angefangen hatte alles mit meinem ersten Streetart-Fotos aus San Francisco, welches als Hausmalerei verschiedene Jazz-Musiker wie Bennie Goodman zeigte. Das war Anfang der 1980er Jahre, als ich mit einem Freund für 2 Monate die USA von Ost nach West durchquert habe. Das Außergewöhnliche an dem Kunstwerk ist, dass es im Gegensatz zu den meisten Werken der Streetart immer noch existiert.

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Normalerweise wird die Straßenkunst nämlich zerstört, übermalt oder einfach abgerissen. Sollte es sich um einen echten Banksy, dem immer noch anonymen Star der Szene handeln, kann es schon einmal passieren, dass die gesamte Wand abgebaut wird, um mit dem Original-Banksy in der nächsten Kunst-Auktion Reibach zu machen. Im Gegensatz dazu ist die Wandmalerei aus San Francisco aber immer noch vorhanden. Sie wurde sogar aufwendig restauriert und erweitert, wie ein aktuelleres Foto aus dem Jahre 2019 beweist, welches mir eine Freundin zur Verfügung gestellt hat.

Meine umfangreiche Sammlung an Streetart, die ich präsentieren möchte stammt aus aller Welt: Lübeck, Hamburg, Kassel, Berlin über Amsterdam, Barcelona, Lissabon, Paris, London, Reykjavik bis Tel Aviv, Marrakesch, Kairo, Kapstadt, Montevideo, Buenos Aires, San Francisco, sowie Neuseeland, Uruguay, Argentinien, Island, Norwegen und Bhutan.

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Dabei stehen die Bilder aus dem Land des Bruttosozialglücks im fernen Himalaya, Bhutan unter besonderer Berücksichtigung, quasi als Sonderschau in der Ausstellung. Denn sie zeigen eine besondere, spezielle Art der Wandmalerei, nämlich die Kunst der Phallus-Darstellung. Anders als in Ländern wie Indien oder Indonesien sind die Bilder des männlichen Geschlechtsorgan aber keineswegs sexuell gemeint oder dienen als Fruchtbarkeit-Motiv. In Bhutan gibt es seit einigen Jahrhunderten die Tradition, das Phallussymbol als Glücksbringer oder als Schutz gegen böse Dämonen an die Wände von neuen Häusern zu malen. Übermanns große erigierte Penisse bedecken somit viele Wände in Häusern, hauptsächlich in ländlichen Gebieten, wo die Traditionen hoch gehalten werden. Sie kommen aber auch in allen Größen und Formen aus Holz geschnitzt daher. Mal hängen sie in Restaurants an der Decke, verzieren die Ecken vieler Dächer oder stehen als eine Art Vogelscheuche auf einem Buchweizenfeld. Aus Dekorationsgründen sieht man sie aber auch kleine Skulpturen auf Fensterbänken und als Türgriffe. Atsara-Tänzer, die bei den großen Klosterfesten als eine Art Pausen-Clown oder Hof-Narr die Besucher amüsieren, fuchteln damit herum oder beten sie zwischen den tänzerischen Darbietungen an.

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Dieser Phallus-Kult geht zurück auf den Lama Drukpa Kuenley, der von 1455 bis 1529 in Bhutan gelebt haben soll. Er wird heute als Schutzpatron im Königreich verehrt. Noch immer sind Geschichten um diesen Mönch und Poeten im Umlauf, der auf ungewöhnliche Art korrupte Priester bloßstellte und die Lehren des Buddha im Land verbreitete. Beim letzteren waren es vor allem die Frauen, denen er mittels seines „Devine Thunderbolt of Flaming Wisdom“, seines „Göttlichen Donnerkeils der flammenden Weisheit“, sprich seines Phallus, den Weg zu spiritueller Wahrheit ebnete.
Weitere spezielle Schwerpunkte der Ausstellung sind natürlich regional gedacht, zeigen aber auch die verschiedenen Arten von Urban Art, wie Wandbilder, Stencils, Schriftkunst, Cut Outs, Propaganda oder politische Aussagen. Geplant sind Fotos in unterschiedlichsten Formaten, Größen und Untergründen, wie Papier, Leinwand oder LKW-Plane.

Besonders prägnante Fotos habe ich speziell auf T-Shirts drucken lassen, die auch käuflich zu erwerben sind in der Schau.

Die Vernissage findet am Dienstag, den 3. Juni 2025 um 19 Uhr statt. Danach läuft die Ausstellung bis zum 12. Juni 2025 in den Räumlichkeiten und im wunderbaren Garten des Defacto Art-Kunst-Vereins in der Kulturtanke am Holstentor. Ich werde an allen Tagen jeweils von 14 bis 19 Uhr vor Ort anwesend seien, außer am Samstag, den 7. Juni, weil dann dort eine private Party stattfindet.

Ich freue mich auf euren Besuch!
Holger Kistenmacher - Freier Kulturjournalist und Fotograf seit vielen Jahren für „unser Lübeck“


Fotos: (c) Holger Kistenmacher


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