Sonntag, 5. Juli in Buchholz in der Nordheide: 40 Kilometer südlich von Hamburg treffen sich 90 neugierige geladene Gäste zu einer Buchpremiere.
Eine geheimnisvolle, handgeschriebene Einladung und das Wissen um besondere Geschichten aus der Feder von UL Autorin Karin Buchholz haben sie hierher gelockt. Spannung und Vorfreude liegen in der Luft. Die Location – Weinbar, Cocktaillounge und Restaurant in einem – könnte mit Backsteinmauerwerk und indirekter Beleuchtung nicht besser gewählt sein für ein geheimnisvolles "Gauklerfest" – eine Bühne ist aufgebaut, das Restaurant abgesperrt – noch ist hier Zutritt verboten... Was erwartet die Gäste an diesem Sonntag – außer hochsommerlichen Enddreißiggrad? Man findet sich bei Prosecco und Gesprächen unter Sonnenschirmen, lernt sich kennen, tauscht sich aus. Ein charmanter Pantomime begrüßt und umspielt uns gekonnt mit heiterer Poesie und geleitet uns schließlich vor die Bühne. Gespanntes Flüstern, erwartungsfrohes Beobachten... Dies ist der Moment, in dem gewöhnlich langatmige Reden aller Freude und Leichtigkeit ein Ende bereiten und die Gäste unruhig mit den Füßen scharren lassen.
Gastgeberin Karin Buchholz aber macht es wie bei ihren Lesungen auch: schon mit wenigen Worten schlägt sie ihre Zuhörer in den Bann, sie folgen ihr durch leichtfüßige Sätze, Wortakrobatik und schelmische Anekdoten. Bei ihren ganz persönlichen Danksagungen möchte man sich sofort anschließen – selbst diejenigen unter uns, die die Genannten gar nicht kennen. Sie erzählt, wie es zu diesem Buch kam – die eMail eines Freundes brachte den Stein ins Rollen – und auch dies formt sie zu einer Geschichte. Nichts in ihrem Vortrag erinnert an die Festreden, die wir alle kennen. Sie ist eine Wortmalerin, die uns mit ihrem charmant-souveränen Auftritt Bilder in den Kopf und ins Herz malt.
Bürgermeister Röhse, trotz vollen Sonntagskalenders mit von der Gauklerpartie, hält eine ebenso charmante wie kurze und sehr persönliche Rede – kein Politikergeschwurbel, kein "wir sind Kulturstadt"-Geschwätz, das nach der lebendigen Geschichtenfrau auch überhaupt nicht hierher gepasst hätte. Er greift die Leichtigkeit des Moments auf und trägt sie auch mit seinen Worten weiter.
Die beiden Festlaudatorinnen, Ines Ramm und Ramona-Christina Schwarz, sind an diesem Tag über 200 Kilometer aus Flensburg angereist und haben für die Zuhörer ein wahres Füllhorn an Informationen zum Lebenslauf der Autorin, zu ihrer Arbeit und ihren Werken zusammengetragen. Es folgen Seifenblasen und Applaus – an diesem Tag ist alles leicht...
Gespannt lauschen wir den ersten Sätzen des Buches, die Karin Buchholz nun anliest. Wir lernen Jakob kennen, den Jungen, der bäuchlings auf dem Teppich seines Zimmers liegt und spielt. Ein Zirkus kommt in die Stadt, und das Kribbeln und Flattern, die Aufregung des Jungen überträgt sich aufs Publikum. Gespannt folgen wir den bildhaften Sätzen, SEHEN den Zirkus... und dann kommt der Jongleur. Das Gedicht, mit dem alles begann – der Ursprung dieses Buches – und dieser Jongleur wird für uns alle lebendig:
Geschickt inszeniert betritt genau zum richtigen Zeitpunkt ein leibhaftiger Jongleur die Bühne – von allen bisher unerkannt, ein Gast unter Gästen, steht er nun auf der Bühne: hochgewachsen, mit freundlich-gütigem Gesicht beginnt er zu den Versen von Karin Buchholz zu jonglieren. Alle Augen sind nun auf ihn gerichtet, wie er die Worte der Autorin lebendig werden lässt. Ein wahrhaft magischer Moment, bei dem viele von uns gespannt den Atem anhalten.
Danach heißt es dann "Manege frei" für heiteres Sommergeplauder. Der Buchverkauf beginnt und schon bald bilden sich lange Schlangen an Bücher- und Signiertisch. Alle heutigen Buchausgaben von "Der Gaukler" tragen einen Ersttagsstempel – eine wohl einzigartige Idee auf dem Buchmarkt – und werden persönlich signiert von der Autorin. Echte Unikate zu einem ebenso einzigartigen Fest.
In meinem Exemplar steht: "Lebe! Gaukle! Und lass Dir die Farben Deiner Phantasie niemals nehmen!"
Die Reise des Gauklers hat begonnen – und ich bin dabei.
Fotos: (c) Anna-Sophie Rönsch