SHMF 2016
Die Pop-Sängerin Sophie Hunger gastierte mit ihrem Konzert "Supermoon" in den historischen Hallen der Kulturwerft Gollan

Das SHMF hat die neu zugänglichen Hallen der Kulturwerft Gollan an der Einsiedelstraße in Lübeck als Veranstaltungsort für sich entdeckt. Hier können unbeengt Einlass, Empfang und Bewirtung von mehr als 1.000 Gästen in einer riesigen Vorhalle nebeneinander stattfinden.

Die bloßgelegten hohen Wände sind auf Augenhöhe mit zahlreichen neuzeitlichen Kunstwerken bestückt und entwickeln damit einen außergewöhnlich nüchternen, spröden Charme, mit dem sie jeden Besucher bereits beim Eintreten in ihren Bann ziehen. Weitere, überdimensional hohe Hallen schließen sich an und könnten vom großen Abiturball bis zu Zirkusveranstaltungen alles beherbergen. Dabei sind noch nicht einmal alle vorhandenen Hallen für die jetzigen Zwecke wieder hergestellt. In einigen prangt derzeit an Stelle eines Daches wild romantisch der strahlende Sternenhimmel eines lauen Augustabends zu etwas späterer Stunde.

Für Sophie Hunger und ihre Band bot diese historische Industrieanlage den genau passenden Rahmen. Ihre Bühne stand in der extrem hohen, überdachten, freien Nebenhalle mit durchgehend offenem Zugang zur Vorhalle. Ohne Bestuhlung war hier für die circa 1.000 Gäste reichlich Platz, ebenfalls stehend hätten wohl auch leicht 2.000 Menschen hineingepasst.

Ohne Vorwarnung startete Sophie Hunger an der E-Gitarre mit dem Titelsong Supermoon in das Konzert. Sie wurde lautstark von ihren vier Bandmitgliedern begleitet, so dass ihre Stimme und der Text zunächst nicht richtig durchkamen. Dies wurde aber anschließend durch eine feinere Einstellung behoben, so dass ihre nachdenklich weichen Lieder gut zu verstehen waren. Absolut begeistern konnte sie in ihren stark rockigen Stücken. Dabei wechselte sie zwanglos von Stück zu Stück das Instrument, vom Klavier zu den unterschiedlichen Gitarren und zurück. Das Allerbeste dabei war ihre herbe Stimme, von der jeder gern noch mehr gehört hätte.

Sophie Hunger ist in mehreren Sprachen zu Hause. Neben ihrer Muttersprache, dem Schwyzerdütsch, spricht und singt sie Englisch, Französisch und Italienisch. Ihre Texte, allesamt selbst verfasst, sind eigenwillig wie die Verfasserin, ungeschminkt klar und authentisch. Ihre Zwischen-Moderationen sprach sie scheinbar absichtlich so leise, dass man sie nur mit gespitzten Ohren verstehen konnte. Sie vergaß nicht, sich für das Kommen der Gäste und insbesondere das Bleiben trotz hochsommerlicher Temperaturen zu bedanken.

Schließlich ging das Konzert nach etwa einer guten Stunde völlig überraschend zu Ende, indem die Künstlerin einfach und kommentarlos mit ihrer Band im Backstage-Bereich verschwand. Durch reichlichen Beifall konnte sie noch einmal für zwei fetzig rockige Nummern zurückgelockt werden.


Fotos: (c) Olaf Malzahn


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