SHMF 2016
Auf Weltreise in der "Night of the Drums" beim SHMF im Lübecker Hafenschuppen C

Friedliche Geräusche, Krach und Scherze wechselten sich ab beim großen Schlagwerkauftritt des SHMF. Die Originalbesetzung des Elbtonal Percussion-Quartetts hatte mit fünf jungen Musikern des Festivalorchesters ein spezielles Programm gemixt, fünf Tage geprobt und im Schuppen C zelebriert – mal sensibel gehaucht, mal ekstatisch getrommelt. Es war ein Abend voller berauschender Klangerlebnisse.

Auf der Bühne waren in unendlicher Breite alle denkbaren Schlaginstrumente aufgebaut, aber das sei nach den launigen Worten des Band-Leaders Jan-Frederick Berendt noch lange nicht alles, denn grundsätzlich eigne sich jeder Gegenstand des täglichen Lebens als Schlaginstrument, wie die Zuhörer später noch erleben sollten. Die schlichte Trommel sei als ältestes Instrument weltweit in allen Formen, Materialen und Größen verbreitet. Natürlich waren davon etliche aufgebaut wie auch Kesselpauken, Gongs und Stabglocken in allen Größen, mehrere Vibra- und Marimbaphone, die Schlitztrommel als altes chilenisches Nachrichteninstrument, auch Tomtom genannt, sowie das aus Afrika stammende Balaphon, ursprünglich ein Brett auf ausgehöhlten Kürbissen als Kalebassen.

Elbtonal Percussion im Hafenschuppen C, Foto: Olaf MalzahnElbtonal Percussion im Hafenschuppen C, Foto: Olaf Malzahn

Aus diesem riesigen Schlagzeugwald erklangen zunächst zarte, kaum hörbare Marimbaklänge, in die sich nach und nach die übrigen Instrumente zu einem afrikanisch melodischen Komplex einmischten. Die Musiker gaben auch zwei Bearbeitungen des bisher nicht als Schlagwerk-Klassiker bekannten Johann Sebastian Bach wider, was ihnen hinreißend gelang, frei nach der Devise, nichts ist unmöglich. Beeindruckend auf- und abbrausend gelang ihnen das Stück The Waves, komponiert von dem Japaner Keiko Abe. Nicht genug damit, holten die vier Elbtonal Percussionisten auch noch grüne Regentonnen und bunte Putzeimer für ein reizvolles Schlagzeug-Gewitter hervor.

Mit viel Krach und Humor ertrommelte sich das komplette Ensemble schließlich eine spezielle Tischmusik, ursprünglich komponiert von Manfred Menke. Unter weißen Kochmützen hauten sie mit Kochlöffeln, Schneebesen und Pfannenwendern auf ihren Tischen, Stühlen, Armlehnen und Tischbeinen herum, dass es ein wahrer Ohrenschmaus war.

Als Zugabe boten die jungen Festival-Schlagzeuger eine besondere Delikatesse, indem sie dem ohnehin begeisterten Publikum auf zwei Vibraphonen zart und sensibel das Clair de lune von Debussy schenkten.  


Fotos: (c) Olaf Malzahn


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