András Schiff, Foto: Olaf Malzahn

SHMF 2016
Klangbilder einer romantischen Welt mit Sir András Schiff als vollendetem Begleiter

Gleich drei Kompositionen von Robert Schumann hatte sich András Schiff, 2014 wegen seiner Verdienste um die Musik als „Knight Bachelor“ mit dem Prädikat „Sir“ geadelt, für sein Konzert im Theater Lübeck ausgesucht (16. Juli 2017). Der in Budapest geborene Pianist ist nach Sol Gabetta (Violoncello) und Martin Grubinger (Percussion) der dritte Künstler, dem das SHMF in diesem Jahr ermöglicht, ein persönliches Solistenporträt zu zeichnen. Dieses Konzert, wobei er immer als Dienender zurücktrat, zeigte nun seine romantische Seele mit vorwiegend Unbekanntem von Schumann.

Im ersten Programmteil, den Drei Romanzen op. 94, häufiger mit der Klarinette als mit der eigentlich vorgesehenen Oboe aufgeführt, war er kammermusikalischer Begleiter des einst sehr bedeutenden Oboisten Heinz Holliger. Es war zu spüren, dass die beiden Künstler sich musikalisch gut kannten, immerhin hatten sie gemeinsam 1995 die „Ittinger Pfingstkonzerte“ gegründet. Dennoch war das Ergebnis in diesem Konzert nicht einhellig zu genießen. Holliger, Jahrgang 1939, hatte aus nur zu verständlichen Gründen mit den Schwierigkeiten seines Instrumentes, das vor allem in der Atemtechnik Hohes abverlangt, merklich zu kämpfen. Besonders der Mittelteil der zweiten Romanze, auch die letzte wirkte in den melodischen Bögen sehr zerfasert.

Es folgten zwei Kompositionen Schumanns, das Requiem für Mignon op. 98b und Der Rose Pilgerfahrt op. 112, beides Werke für Chor, Soli und Orchester. Schumann hatte die farbigeren Orchesterparts erst später ausgearbeitet, so dass sie hier in der notwendigerweise strengeren Klavierfassung aufgeführt wurden. Dennoch gestaltete András Schiff den Klavierpart wieder in Dynamik und Klang differenziert, zeigte sich wie vorher als Kammermusiker jetzt zusammen mit den Solisten oder dem Chor als sorgfältiger, intensiv zuhörender Gestalter. Als Chor hatte man den Deutschen Kammerchor engagiert. In ihm singen 16 professionell arbeitende Sänger, entsprechend hoch ist die Klangqualität. Das zeigte sich auch darin, dass einige Solopartien aus den Reihen des Chores übernommen wurden. Sehr sicher waren sie von Michael Alber einstudiert worden, so dass Heinz Holliger, der jetzt als Dirigent fungierte, sich auf ein klangschönes, homogen gestaltendes und klingendes Vokalensemble verlassen konnte.

András Schiff, Foto: Olaf MalzahnAndrás Schiff, Foto: Olaf Malzahn

Die noch junge Sopranistin Anna Lucia Richter, Lied-, aber auch Opernsängerin, überraschte mit einer wunderbar gleichmäßigen Stimme und einer großen Gestaltungskraft. Wie sie die Rose charakterisierte, die Hauptfigur in dieser umfangreichen, poetischen Märchenerzählung von Moritz Horn, hatte eine ergreifende Wirkung. Neben ihr sang mit einem warmen Mezzospran die Liedsängerin Britta Schwarz, die selbst in den nur kleineren Partien sich profilieren konnte. Bei den Männerstimmen waren es der wendige Tenor Werner Güra und der wahrlich profund klingende Bass von Robert Holl, die das Quartett erweiterten. Beiden merkte man in der beherrschten Art ihrer Darstellung, auch in der Deklamation ihre Erfahrung als Opernsänger an.

Es war ein Konzert ohne Pause, eines der ganz besonderen Art, eines für ein speziell interessiertes Publikum. Doch wurde die Leistung der Ausführenden anerkannt und durch Beifall reichlich belohnt.  


Fotos: (c) Olaf Malzahn

Arndt Voß
Aufgewachsen in Neumünster, in Lübeck seit 1959. Studium in Kiel und Hamburg (Musik- und Literaturwissenschaft). Ständige Mitarbeit an den Lübeckischen Blättern von 1974 bis 2014, Berichte und Kritiken darüber hinaus in einigen anderen Organen. Schwerpunktthemen: Musiktheater, Schauspiel, Konzerte.

Sie haben keine Berechtigung hier einen Kommentar zu schreiben.