Vivi Vassileva in der Lübecker MuK

SHMF – Leonard Bernstein Award 2023
Multi-Percussionistin Vivi Vassileva übertrifft den Meister

Vivi Vassileva erhält den diesjährigen Leonard Bernstein Award. Sie ist nach ihrem Lehrer und Mentor Martin Grubinger die zweite Preisträgerin, die das Schlagzeug maßgebend in den Vordergrund des Festivals stellt.

Zur Eröffnung ihres Preisträgerkonzertes lobt der Ministerpräsident Daniel Günter sie in den höchsten Tönen und hebt die Vielfältigkeit der Gegenstände hervor, aus denen sie blitzschnell Musik hervorzaubern kann. Es sind neben Instrumenten aus allen Kontinenten auch Alltagsgegenstände wie alte Kaffeekapseln, leere Dosen und Plastikflaschen, mit denen sie virtuos musiziert. Sie selbst hält das Schlagzeug schlechthin für das Instrument des 21. Jahrhunderts und macht mit dem Einsatz der recycelten Gegenstände auf ihre persönliche Mission als Umweltschützerin aufmerksam.

Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Daniel GünterMinisterpräsident von Schleswig-Holstein Daniel Günter

Vivi Vassileva führt ein Stück des aus Island stammenden Komponisten Daniel Bjarnasons (geb. 1979) auf. Ursprünglich hat er es für Martin Grubinger geschrieben, von dem auch wegen der als höllisch empfundenen Läufe die Namensgebung "Inferno" stammt.

Die Künstlerin springt strahlend im sportlich hochgeschlitzten roten Kleid auf die Bühne. Für das Konzert ist ein riesiger Instrumentenparcours vor dem Orchester aufgebaut. Marimba, Xylophon, alle Arten und Größen von Trommeln sowie das neu für Schlagzeugkonzerte entdeckte Txalaparta.. Dieses ursprünglich an Stelle von Kirchenglocken eingesetzte Instrument ist baskischen Ursprungs. Es besteht aus mehreren hölzernen Klangbalken, die mit senkrecht gehaltenen Holzstäben geschlagen werden.

Das SHMF-Festival Orchester unter Ruth Reinhardt und Vivi VassilevaDas SHMF-Festival Orchester unter Ruth Reinhardt und Vivi Vassileva

Vivi Vassileva bespielt das Arsenal athletisch geschmeidig, immer in Augenkontakt mit der ebenfalls jungen Dirigentin. Das hoch motivierte Festival-Orchester spielt hier sein erstes Konzert und lässt sich von der energischen Dirigentin durch die Untiefen dieser Komposition leiten.

Das Höllenfeuer beginnt zunächst harmlos mit zurückhaltenden Streicherklängen zu konträr klingenden Xylophonläufen. Marimba und Txalaparta folgen, sie scheinen eine Einheit zu bilden. Im großen Orchester sind verstärkend weitere Percussionkräfte versteckt. Vassileva lässt wechselnde Stöcke sportlich kraftvoll über die Trommeln rasen und geht gleich darauf zu den zart klingenden Glockenklängen über. Für den Mittelteil kommen zwei Perkussionisten aus dem Orchester zu ihr nach vorn. Zu dritt führen sie kraftvoll schlagend, jeder an seiner Kurbelpauke, einen feurigen Höllentanz auf. Im Schlusssatz steigert sich die Künstlerin nach leiseren melodischen Momenten zu rhythmischen Obsessionen an Txalaparta und Trommeln.

Vivi Vassileva und das SHMF-Festival OrchesterVivi Vassileva und das SHMF-Festival Orchester

Publikum und Preisverleiher sind begeistert. Der Preis wird vom Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein mit 10.000 € finanziert. Zum Dank spielt die umweltbewusste Künstlerin eine Zugabe aus dem "Recycling-Concerto" von Gregor Mayrhofer (geb. 1987), die "Plastikflaschenkadenz" (siehe Titelfoto). Wörtlich dazu sagt sie: "Wir müssen zeigen, dass wir nicht nur die Kunst im Blick haben."

Die 7. Sinfonie von Antonin Dvorak hat es nach so einem zeitgenössischen Stück schwer, angemessen gespielt und gewürdigt zu werden. Der Eifer der jungen Orchestermusiker wird von der Dirigentin unterstützt. Ein wunderbarer Auftakt dieses großen, neu zusammengesetzten Klangkörpers.


Fotos: (c) Hildegard Przybyla


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