Jan Lisiecki in der Lübecker MuK

SHMF 2023
Jan Lisiecki und das Kammerorchester Academy of St Martin in the Fields

Das Zugpferd Lisiecki (geb. 1994) füllt die Lübecker Musik-und Kongresshalle bis auf den letzten Platz, die allermeisten Gäste kommen in Erwartung zweier großer Klavierkonzerte: Johann Sebastian Bachs und Wolfgang Amadeus Mozarts. Das Programm des Abends tauscht bedauerlicherweise das Klavierkonzert von Bach in ein weiteres Violin-Konzert Mozarts mit dem aus Streichern besetzten Kammerorchester aus London.

Christian Kuhnt begrüßt die Besucher und Künstler als Intendant des Festivals und nennt den Solisten Jan Liesiecki in dessen nunmehr zehnten Jubiläumsjahr ein treues Mitglied der Festival-Familie. Hier hätte das Publikum von ihm gern auch erfahren, warum sich das Programm nach dem Kartenerwerb geändert hat.

Mozart hat das Klavierkonzert Nr. 9 Es-Dur seinerzeit für die Pianistin Louise Victoire Jenamy (geb. 1749) geschrieben, die Nachwelt hat den Namen ironisch verzerrt und das Konzert "Jeunehomme" genannt. Es ist ein Werk, das viel Dynamik und ein hohes Maß an Virtuosität einfordert. Jan Lisiecki nimmt die Klippen der energischen Seiten des Konzerts mit gelassener Abgeklärtheit. In Momenten hoher Konzentration schließt er die Augen und geht in den Mozart-typischen Melodien auf.

Jan Lisiecki und das Kammerochester Academy of St Martin in the FieldsJan Lisiecki und das Kammerochester Academy of St Martin in the Fields

Nebenbei dirigiert er das Orchester in regem Kontakt zu dem Konzertmeister. Die Streicher bleiben verhalten, sie unterstreichen die beschwingten Passsagen und lassen dem Solisten immer den Vortritt. Dieser weiß insbesondere seine Soli zu kadenzieren und erntet schließlich großen Applaus. Er bedankt sich mit einer gefühlvoll dargebotenen "Nocturne" von Chopin.

Das Rahmenprogramm sieht vor der Pause eine Fantasie nach Corelli (geb. 1653) von Michael Tippert (geb.1905) sowie Mozarts 29. Sinfonie vor. Unter dem Konzertmeister Tomo Keller spielen die Streicher professionell engagiert, vielleicht zu gleichmäßig, um die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Das gilt auch für die Mozart-Sinfonie, in der es eigentlich vor Fröhlichkeit sprudelt. Zum Ende gibt es etwas Außergewöhnliches: "Simple Symphonie" von Benjamin Britten (geb. 1913). Hier klingt das Orchester im Sinne Brittens heiter und ausgelassen, insbesondere im zweiten Satz, dem "Playful Pizzicato", der komplett mit gezupften Saiten einschließlich zweier Harfen gespielt wird. So geht der Konzertabend heiter beflügelt zu Ende.

Fotos: (c) Felix König


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