Foto: (c) Michael Töpel

Gedenken an die Lübecker Märtyrer
Uraufführung der Kantate „Wo es keine Trauer mehr gibt“

Die ev.-luth. Luthergemeinde Lübeck und die kath. Pfarrei Zu den Lübecker Märtyrern haben dem Lübecker Komponisten Michael Töpel einen Kompositionsauftrag für eine Kantate zum Gedenken an die vier Lübecker Geistlichen erteilt, die am 10. November 1943 hingerichtet wurden. Nun ist das neue Werk erstmalig bei zwei Uraufführungen am 9. und 10. November 2024 zu hören.

Das einleitende Votum „Mach dich nicht zum Diener eines Narren…“ aus Jesus Sirach appelliert an den Mut zur Widerständigkeit. Er ist immer dann gefordert, wenn die Wahrheit und diejenigen, die sich für sie einsetzen mit Gewalt unterdrückt werden. Wir kennen solche Realitäten nicht ausschließlich aus der Geschichte!

Die vier Lübecker Märtyrer haben diesen Mut besessen! Sie kommen in den folgenden Nummern dieser Kantate selbst zu Wort. In ihren Abschiedsbriefen, die sie unmittelbar vor ihrer Hinrichtung am 10. November 1943 geschrieben haben, fanden sich bemerkenswert hoffnungsvolle Äußerungen – man muss sich dabei vor Augen führen, dass die vier Absender wussten, ihre Adressaten werden die Zeilen erst lesen können, nachdem die Hinrichtung bereits geschehen war.

Aber auch die alltägliche Situation eines Gefangenen, der mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen konnte, dass ihm die Todesstrafe droht, muss Teil dieser Kantate sein! Der aus dem Gefängnis geschmuggelte Kassiber von Kaplan Johannes Prassek ist schonungslos in seiner Wortwahl. Erschreckend anschaulich beschreibt er das von grauenvoller Verpflegung, ständigem Hunger und prekärem gesundheitlichem Befinden geprägte Gefängnisdasein. Bei der Musikalisierung einer solchen Schilderung ist Bel Canto unangemessen. Angemessen ist hier die unterhalb des Gesangs rangierende Form der Rezitation, zu der die Instrumente eine zumeist sehr dezente Begleitung spielen. – Eine Ästhetisierung des Grauens, des Schreckens ist kein Anliegen dieser Kantate! Ebenso werden die Lübecker Märtyrer nicht zu lebensfernen Ikonen stilisiert.

Eingeleitet wird diese Kantate durch einen instrumentalen Satz mit dem Titel „Nachtbarke“. Es war im übertragenen Sinne tiefste Nacht, als die Texte der vier Lübecker Märtyrer entstanden. Der Titel „Nachtbarke“ verweist zugleich auf die altägyptische Vorstellung einer dem Morgen entgegenziehenden Barke, der die Erwartung der wieder aufgehenden Sonne eingeschrieben ist.

Hierzu gibt es eine Entsprechung! Kurz vor Schluss der Kantate erklingt ein Rezitativ des Soprans mit einer in hoher Lage spielenden Violine als instrumentaler Gefährtin. Der Text berichtet vom himmelwärts gerichteten Blick: „Mein Herz ist bereit. Mit dir schaue ich zum Himmel.“ Dieser Melodie folgt der Schlusssatz „Sonnenbarke“. Die „Sonnenbarke“ zeichnet ein hoffnungsvolles Bild: In Altägypten wurde diese Barke als kleines der Sonne entgegenstrebendes Schiff dargestellt.

Es musizieren:
Andrea Stadel, Sopran
Tzu-Jen Chou, Violine I
Kayako Bruckmann, Violine II
Christopher Sandberg, Viola
Caroline Metzger, Violoncello
Annette Töpel, Klavier

Am Sonnabend, dem 9. November, erklingt die Kantate um 19:00 Uhr in einem Konzert in der Propsteikirche Herz Jesu (Uraufführung I) und am Sonntag, dem 10. November, um 11:00 Uhr im Rahmen eines Kantatengottesdienstes in der Lutherkirche an der Moislinger Allee (Uraufführung II). 

Der Eintritt ist frei.

Foto: (c) Michael Töpel


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