»Ich singe nicht länger mein Danklied an Gott.« heisst es in Bernsteins MASS. Der Vortrag nimmt dieses Hauptthema von Bernstein auf: Kann man glauben – nicht nur religiös - angesichts der Absurdität des Leben und des Schweigens Gottes? Hat die Aufkündigung der Hoffnung nicht mehr Recht als die Hoffnung? Die Systematik gläubiger Weltinterpretationen ist verlorengegangen. Ganzheiten gibt es nicht mehr, aber vielleicht lassen sich Fragmente der Zuversicht gegen Resignation und Zynismus retten. Diese Zuversicht braucht Zeugen, sie ist für einzelne zu schwer. Das in sich selbst eingekerkerte Subjekt kommt nicht hinaus über die eigene Glaubenskargheit. So wird die Erinnerung an das Gelingen, an die Hoffnungen und Visionen der religiösen und säkularen Traditionen zur Zeugin des möglichen Lebens in der Gegenwart. Glauben heisst auch, sich in den Glauben derer zu stürzen, die vor uns geglaubt haben.
Fulbert Steffensky, geb. 1933, Studium der katholischen und evangelischen Theologie, 13 Jahre Benediktinermönch in der Abtei Maria Laach, 1969 Übertritt zum Protestantismus, 1972-75 Professur für Erziehungswissenschaft an der FH Köln, 1976-77 Gastprofessor am Union Theological Seminary in New York, 1975-1998 Professor für Religionspädagogik am Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg, Arbeitsschwerpunkte Religionspädagogik und Homiletik, von 1969 bis zu ihrem Tod 2003 verheiratet mit Dorothee Sölle, lebt jetzt in Luzern, verheiratet mit Li Hangartner.