Die Autorin liest aus dem schwedischen Original 'Mörker, stanna hos mig', Stockholm 2009, ihr deutscher Verleger Stefan Weidle aus der 2016 erschienenen Übersetzung von Eva Scharenberg. Im Rahmen der Lesung wird der Bonner Weidle Verlag vorgestellt.
Schweden im Frühjahr 1940. Finnland und die Sowjetunion befinden sich in der letzten Phase des Winterkriegs. Während die schwedische Regierung auf Neutralität besteht, wünschen sich große Teile der Bevölkerung ein aktives Eingreifen. Im ganzen Land brodelt der Antikommunismus, bis er sich wenige Tage vor der Niederlage der Finnen gegen die Rote Armee im größten terroristischen Attentat der schwedischen Geschichte entlädt: Am 3. März sprengt eine Gruppe von Männern das Gebäude der sozialistischen Zeitung Norrskensflamman
in Luleå nahe der finnischen Grenze in die Luft, mehrere Menschen sterben bei dem Anschlag.
Am Exempel der Stadt Luleå verdichtet sich wie im Brennglas die Spaltung der schwedischen Gesellschaft in ein traditionell mit Deutschland sympathisierendes Bürgertum und eine breite Arbeiterschaft von Sozialdemokraten und Kommunisten.
Ann-Marie Ljundberg entwickelt aus der Perspektive des verurteilten Journalisten Paul Wilhelmsson ein Psychogramm der Tätergruppe. Ausgehend vom Gerichtsprozeß kreisen Rückblicke und Zeitsprünge die Ereignisse erst weitläufig, dann in immer kürzeren Abständen ein. Das sukzessive Abtauchen in den Tunnel des Terrors verändert die Dynamik innerhalb der Gruppe, bis die Erzählung in der Nacht des Anschlags kulminiert.
Ann-Marie Ljungberg, geb. 1964 in Haparanda nahe Luleå, lebt in Göteborg. Für ihren Roman 'Simone de Beauvoirs hjärta' wurde sie 2005 für den Augustpriset nominiert, den renommiertesten schwedischen Literaturpreis. Den auf Fakten und Recherchen gegründeten Roman 'Mörker, stanna hos mig' hat OLa Larsmo, Präsident des schwedischen PEN, als besten Beitrag zum Zweiten Weltkrieg in der schwedischen Literatur gelobt.