Hansevolk vor dem Beichthaus

Meine Lübecker Museumsnacht 2016

Meine Nacht der Museen 2016 beginnt schon am Morgen bei einer gemütlichen Tasse Kaffee – ich will in aller Ruhe das Programm studieren – ähnlich wie bei festlichen Buffets kann man sich von der Reichhaltigkeit einer solchen Nacht inspiriert oder auch erschlagen fühlen ...

Ich will am Europäischen Hansemuseum Lübeck starten – dort heißt es aber erst einmal warten, auf den Einlass-Stempel – eine lange Schlange wartet bis an die Untertrave. Nächstes Jahr hole ich mir diesen Stempel in einem kleinen Museum, ohne Wartezeit. Einige Gäste schimpfen ungehalten, ich will mir aber die Freude nicht verderben lassen. Im Burgkloster dann eine besinnliche Stille. Eine alte Dame singt leise, freut sich an der hallenden Akustik. Vor dem Beichthaus hat das "Hansevolk" seine mittelalterlichen Stände aufgebaut. Hier kann man kann sich z. B. die Füße waschen und ölen lassen zu schöner mittelalterlicher Musik.

Strohballen in der KatharinenkircheStrohballen in der KatharinenkircheIm Hof des Günter Grass-Hauses darf man sich Gedichte oder Illustrationen von Grass vom Baum "pflücken". Der Hof ist so voll, dass man kaum durchkommt. Man muss schon gut zu Fuß sein, wenn man bis Mitternacht unterwegs sein will, oder zwischendurch zum Beispiel in der Katharinenkirche Pause machen – dort kann man sich tatsächlich in aller Ruhe auf Strohballen hinlegen.

Kontrastreicher kann ein Abend kaum sein: Das Foyer des St. Annen-Museums ist proppenvoll – ein paar Schritte weiter bin ich allein mit ein paar sehr alten Steingesellen. Spanische Musik hallt durch die alten Gemäuer – ein paar Straßen weiter laute Beats, coole Studenten zeigen in der Werkkunstschule ihre Diplomarbeiten. Im "Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck" spielt die Jazz-Band Triologue so vielschichtig und fein, dass man Lust bekommt, zu verweilen.

Günter Grass-Haus: Gedichte pflückenGünter Grass-Haus: Gedichte pflückenIm Behnhaus/Drägerhaus stolpere ich im Gewühl vor den Gemälden fast über eine Absperrung auf Dackelhöhe. Als ich den Security-Mitarbeiter darauf hinweise, dass das dünne Seil eine Stolperfalle sei, meint er mit einem Augenzwinkern: "Na, da wären Sie schnell ein paar Millionen losgewesen." Ach, da kaufe ich mir doch lieber einen Imbiss und lausche dabei einem kunstverständigen Gespräch eines kleinen Mädchens mit einem fremden älteren Herrn.

Nicht nur das Wetter war heute Nacht sehr freundlich – mir sind überhaupt viele entspannte, nette Menschen begegnet. Ein inspirierender, reichhaltiger Abend – fast wünschte man sich, das Programm würde über ein ganzes Wochenende laufen, damit man nicht so viel verpasst!


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