An meinen Hausschuhen klebt Blut

Können Sie sich erinnern, wie es war, als Kind Verstecken zu spielen? Der Sucher lehnte seinen Kopf an eine Wand und fing an zu zählen. Wenn man jetzt nicht schnell war, dann waren alle guten Verstecke schon bei "Fünf" besetzt. Man hockte sich hinter ein viel zu kleines Gebüsch und versuchte Zaubertricks, um sich unsichtbar zu machen.

So ähnlich war es heute in meiner Wohnung auf der Altstadtinsel. Es waren sehr viele Mücken darin, so viele, dass alle guten Mücken-Verstecke schon weg waren. Also saßen viele der Stechviecher einfach mitten auf der Wand und versuchten Zaubertricks, um sich unsichtbar zu machen.

Und ich? Tja. Normalerweise brüste ich mich gerne damit, dass ich Pazifistin bin und möglichst keiner Fliege etwas zuleide tun will. Ich hab immer ein Glas und eine Postkarte zum Einfangen und Heraustragen parat. Aber: Ich habe niemals nie nich behauptet, eine Heilige zu sein. Heute war ich das Gegenteil. Ich hab wohl locker zwanzig Viecher erschlagen, je mehr es wurden, desto wilder wurden meine Hausschuhschläge – ebenso die Schimpfwörter, die ich den Mücken mit in den Tod gab. Etwa bei Mücke 17 war ich soweit, nur noch trocken zu kommentieren: "Mausetot." Auch die letzten Nächte war ich auf der Jagd – meine Wände sind inzwischen voller Totemückenflecken. Nicht schön.

So, jetzt gehe ich schlafen, mit Ohropax – gegen die Mücken in den richtig guten Verstecken und ihr schrilles, schlafraubendes Surren. Wartet nur, morgen krieg ich euch, wenn ihr selig vollgesaugt, trunken von meinem Blut an der Wand hockt, zu schwer, um in gute Verstecke zu gelangen. Ha! Patsch! Mausetot!

Illustration: (c) Soheyla Sadr


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