Nigel Kennedy, Foto: (c) Carly Hyde

SHMF 2019
Der Ausnahmegeiger Nigel Kennedy erobert die Musik- und Kongresshalle

Das Energiebündel Nigel Kennedy bot mit seiner Combo sowie einem großen Teil der Streicher aus dem großen Schleswig-Holstein Festival Orchester absolut außergewöhnliche Hörgenüsse.

Als Punker bekannt, der sich vor wenigen Jahren noch bunt, krachend und saitenzerfetzend an Vivaldis Vier Jahreszeiten abarbeitete, zeigte er sich immer noch temperamentvoll aber deutlich subtiler. Er brillierte mit bester Laune und ausgiebiger Spielfreude im ausverkauften Haus über mehr als drei Stunden hinweg. Das Programm war so ungewöhnlich wie er selbst.

Beginnend mit einer klassischen Vorspeise vom diesjährigen SHMF-Schwerpunktkomponisten Johann Sebastian Bach, dem Konzert für zwei Violinen, Streichorchester und basso continuo d-Moll BWV 1043, ließ er es zunächst gemäßigt kraftvoll angehen. An der Violine begleitet wurde er von dem jungen Talent Mustafa Saad. Nach starken, sich aneinander reibenden Passagen fand Nigel Kennedy im zweiten Satz auch zu zarten empfindsamen Klängen. So leicht und klar ist Bach selten zu hören.

Da der Künstler einen Dirigenten grundsätzlich für überflüssig hält, leitete und motivierte er die übrigen Streicher durch Kopfbewegungen, lautes Aufspielen und ganz besonders durch impulsives Aufstampfen mit den Füßen.

Nach Bach gab Nigel Kennedy seine Eigenkomposition Der Magier von Lublin zum Besten. Inspiriert worden war er hierzu durch den gleichnamigen Roman von Isaac Bashevis Singer. Dieser schilderte Szenen aus dem Leben im jüdischen Viertel von Lublin. Ausführlich vertont von Nigel Kennedy spielten die Solisten sowie das Streichorchester über mehr als eine Stunde hinweg alle Bilder des Romans aus. Swing, Jazz und orientalische Folklore wechselten sich groß angelegt ab. Der Künstler selbst tauschte die Geige mit dem Klavier vor und zurück. Dabei stiftete er alle Musiker, darunter insbesondere den Violinsolisten Mustafa Saad, immer wieder zu ausladenden Improvisationen an. Nach einem solch atemberaubenden Klangrausch hatte sich das Publikum eine Pause verdient.

Weiter ging es mit einer bunten Mischung der größten Erfolge von George Gershwin. Jazzend und jammend wurden Melodien aus Porgy and Bess, The Man I Love und Lady Be Good gespielt. Neben weiteren vielen Hits hob Nigel Kennedy in voller Hochachtung den großen Jazzgeiger Stephane Grappelli hervor, der ihn einst zum Jazz verführt und für den er das Stück Melody in the Wind geschrieben hatte. In fast nicht enden wollenden Zugaben jazzten die Musiker schließlich auch zu den Klängen eines Django Reinhard. Nigel Kennedy war in Hochstimmung und konnte seine Musiker damit voll infizieren. Er hinterließ ein glücklich erschöpftes Publikum 


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