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1922 kam der Aarauer Maler und Literat Karl Ballmer (1891–1958) nach Hamburg, und bis zu seiner unfreiwilligen Rückkehr in die Schweiz 1938 blieb die Hansestadt seine Wahlheimat. Hier schuf der anthroposophisch orientierte Avantgardist, der sich um 1930 der Hamburgischen Sezession anschloss, eine Kunst, die nach Essenz sucht und ins Universelle weist.
Seit den späten 1920er Jahren gestaltete Ballmer Porträts, Figuren- und Landschaftsbilder von suggestiver Wirkung: geheimnisvoll, archaisch, gleichnishaft. In ihrer eigenwilligen Verschränkung von Intellekt und Intuition faszinierte Ballmers Malerei schon namhafte Zeitgenossen: Der Schriftsteller Samuel Beckett zeigte sich bei einem Hamburgbesuch 1936 nachhaltig beeindruckt, und Max Sauerlandt, der progressive Direktor des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe, zählte schon früh zu Ballmers überzeugten Förderern und Freunden. Anerkennend schrieb er über dessen Bilder: „Die phänomenale Wirklichkeit eines Augenerlebnisses ist anschaubare Empfindung, anschaubare Idee geworden.“
Kopf und Herz ist Ballmers erste Einzelschau in Hamburg seit 85 Jahren. In Kooperation mit der Karl Ballmer-Stiftung und dem Aargauer Kunsthaus in Aarau versammelt sie rund fünfzig bedeutende Gemälde und Arbeiten auf Papier.
Bild: Karl Ballmer, Halbfigur (Selbstbildnis), um 1932
Aargauer Kunsthaus, Aarau /Depositum der Karl Ballmer-Stiftung © Karl Ballmer-Stiftung, Aarau
Foto: Jörg Müller