Philipp Ruch ist Philosoph und Aktionskünstler. 1981 in Dresden geboren, Gründer des Zentrums für Politische Schönheit. Er bezeichnet sich als moralischen Hardliner und gehört zur Generation der Regisseure, die nach Schlingensief das Theater als künstlerische Form, nicht länger als Anstalt
betrachten. Ruch studierte politische Ideengeschichte und promovierte in antiker Gewaltgeschichte ("Ehre und Rache. Eine Gefühlsgeschichte des antiken Rechts") mit Auszeichnung. 2015 erschien "Wenn nicht wir, wer dann?", das die diskursive Dominanz naturwissenschaftlicher Deutung in Frage stellt und eine Reihe "toxischer Ideen" identifiziert, die jede humane Selbstbetrachtung des Menschen unmöglich machen. Im Herbst 2019 erschien "Schluss mit der Geduld" über das Verhältnis von Phantasie und Humanität und das Ende der innenpolitischen Appeasement-Politik ("Mit Rechten reden").
Das Bundesinnenministerium erließ 2019 ein Auftrittsverbot gegen Ruch, weil er die Gesellschaft, so eine Sprecherin des BMI, spalte – wohlgemerkt mit humanistischer Radikalität. Das rechtsextreme und bis heute straffrei gebliebene "Hannibal"-Netzwerk führt ihn für den "Tag X" auf seiner Todesliste ("Franco A."). Der Staat ermittelte 16 Monate wegen "Bildung einer kriminellen Vereinigung" gegen ihn (mit der "kriminellen Vereinigung" war das ZPS gemeint). Seine Arbeiten kreisen um die Erfahrung von Gewalt und die Macht von Geschichte und Fiktion. Die Verarbeitung der Schockerfahrung der westlichen Handlungsunfähigkeit im Angesicht neuerlicher Bevölkerungsmorde durchzieht sein gesamtes Werk. Zahlreiche Inszenierungen: GORKI Theater, Münchner Kammerspiele, Theater Neumarkt, Wienwoche, Berlin Biennale, Schauspiel Dortmund, Steirischer Herbst, NGBK.
Nach der Lesung steht der Autor für Fragen rund um sein Buch zur Verfügung. Begleitend zur Lesung gibt es einen Büchertisch des Verlages durch eine Lübecker Buchhandlung.