Stanislav Kochanovsky, Dirigent; Christian Gerhaher, Bariton
Hugo Wolf (1860 – 1903) - Goethe-Lieder: Harfenspieler I „Wer sich der Einsamkeit ergibt", Harfenspieler II „An die Türen will ich schleichen", Harfenspieler III „Wer nie sein Brot mit Tränen aß"
Gustav Mahler (1860-1911) - Lieder aus "Des Knaben Wunderhorn": „Rheinlegendchen", „Wo die schönen Trompeten blasen", „Der Tamboursg’sell", „Urlicht"
Hector Berlioz (1803-1869) - Symphonie fantastique op. 14 „Episode aus dem Leben eines Künstlers“
Im Wiener Musikleben galt Hugo Wolf als ein besonders schillernder Charakter. Als unterhaltsam-scharfzüngiger Musikkritiker wurde der „wilde Wolf" bewundert wie gefürchtet. Symptomatisch für sein Komponistendasein, in dessen Mittelpunkt das Lied stand, waren krasse Wechsel zwischen depressiver Untätigkeit und rauschhaften Schaffensphase. In einem solchen Schaffensrausch entstanden im Oktober 1888 innerhalb von drei Tagen seine Harfenspieler-Lieder auf Texte aus Goethes „Wilhelm Meister". Für die darin artikulierte Einsamkeit, Wehmut und Todessehnsucht findet Wolf eine ganz eigene, sensible Tonsprache - berührend bis beklemmend, aber stets bezaubernd.
Wie Wolf war auch Gustav Mahler ein echter Charakterkopf - ungeduldig und aufbrausend, verletzlich und empfindsam. Im Hauptberuf Dirigent und Operndirektor, fokussierte er sein kompositorisches Schaffen auf Lieder und Sinfonien. Als Textquelle inspirierte ihn besonders die Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn", herausgegeben von Achim von Arnim und Clemens Brentano. Die verschiedensten Perspektiven auf das Leben und die Liebe sind darin ebenso zu finden wie Blicke ins Jenseits. Die an diesem Abend aufgeführten Lieder zeigen, wie es Mahler gelingt, daraus packende Dramen „en miniature" zu gestalten.
Liebeswahn, Opiumrausch, Hinrichtung und Hexensabbat: Berlioz‘ Symphonie fantastique bietet ganz großes Theater im Konzertsaal. Die Liebe zur Frau seiner Träume wie Albträume, der Schauspielerin Harriet Smithson, hatte den jungen Berlioz 1830 dieses Hauptwerk der Romantik erschaffen lassen, das als Prototyp der Programmmusik gilt. Musikalisch konkret und hautnah spürbar formuliert er hier, wie für einen jungen Künstler die Liebe zu einer Frau zur Obsession wird und zur auch klanglich bestimmenden „idée fixe". Von Opium umnebelt träumt er schließlich vom Mord an der Geliebten und von seiner eigenen Hinrichtung samt Höllentanz und „Dies irae". Im wahren Leben heiratete Berlioz 1833 seine angebetete Harriet – die Ehe war ein Desaster und nicht von langer Dauer.
Die Einführungveranstaltung „Auftakt mit Edelmann & Cello" für Konzertbesucher:innen finden jeweils eine Stunde vor Beginn statt.
Foto: Christian Gerhaher, (c) Gregor Hohenberg