Frankenstein

Donnerstag, 25. Mai 2023, 19:30
Theater Lübeck – Großes HausBeckergrube 16, 23552 Lübeck
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nach Motiven von Mary Shelley in einer Überschreibung von To Doan und Julienne De Muirier

Die 1797 in London geborene Mary Shelley war eine bemerkenswerte Frau. Ihre Eltern waren Mary Wollstonecraft, die bereits 10 Tage nach Marys Geburt am Kindbettfieber verstarb, und der Sozialphilosoph William Godwin. Mary erkundete bereits in jungen Jahren die umfassende Hausbibliothek und schloss Bekanntschaften mit etlichen Hausgästen: Intellektuelle, Politiker, Literaten. Dann verliebte sie sich in den Dichter Percy Shelley, mit dem sie 1816 in der Schweiz, als Teil einer fünfköpfigen Gruppe rund um Lord Byron, den Sommer am Genfersee verbrachte. Doch da im Jahr zuvor in Indonesien der Vulkan Tambora ausgebrochen war, regnete es während der gesamten Zeit. Daher kam man überein, sich zum Zeitvertreib erfundene Gespenstergeschichten vorzulesen. Und so war Mary Shelley gerade mal 19 Jahre alt, als sie die Geschichte um den ehrgeizigen Wissenschaftler Viktor Frankenstein erfand, der in Ingolstadt aus gestohlenen Leichenteilen einen Körper zusammensetzt und in einer »trostlosen Novembernacht« zum Leben erweckt – »Frankenstein«.
Mittels der Hausbibliothek hatte Marys Mutter trotz ihres frühen Todes einen prägenden Einfluss auf ihre Tochter, denn sie war eine außergewöhnliche Frau, vor allem für ihre Zeit: Sie war Schriftstellerin, Philosophin und Frauenrechtlerin. Mit den Jahren las Mary alles, was ihre Mutter geschrieben hatte: bewegende Schriften über Demokratie und Frauenrechte, die viele Menschen inspirierte und Mut machte, aber auch Wut und Empörung provozierten.
Mary Shelley sog all diese Ideen in sich auf und ließ sie in ihren eigenen Werken mit einfließen. Und so kann man auch den »Frankenstein« als feministisch unterlegt lesen: als eine deutliche Kritik an den allumfassenden patriarchalen Allmachtsfantasien und Herrschaftsstrukturen, in welcher der Mann als genialischer Schöpfer und Weltenlenker immer im Mittelpunkt steht.

Das Regieteam rund um die Regisseurin Babett Grube hat, auf der Basis von To Doans und Julienne De Muiriers Überschreibung des Romans, Mary Shelleys Kritik am autoritären Paternalismus in den Mittelpunkt der Inszenierung gerückt. Sie tun dies, indem sie keine zusammenhängende Geschichte mit psychologisch agierenden Figuren erzählen, sondern Themen und Motive des Romans in lose folgenden Einzelszenen aufgreifen und visuell wie spielerisch überbordend auf die Bühne stellen. Mit dieser Interpretation verorten sie den Roman »Frankenstein« komplett im Hier und Jetzt und zeigen auf, dass das Monster in uns allen schlummert und stets unser Denken und Handeln beeinflusst.
Babett Grubes Inszenierung ist erhellend, energetisch, spannend, immer wieder lustig und auch optisch ein absoluter Hingucker.

Foto: (c) Sinje Hasheider



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